Trier spielt die chinesische Karte

TRIER/SHANGHAI. Auf zu neuen Ufern: Eine Woche lang reiste eine Trierer Wirtschafts-Delegation durch die Volksrepublik China auf der Suche nach potenziellen Geschäftspartnern. Im Gepäck für die Rückreise waren jede Menge frische Kontakte.

Es war eine ungewöhnliche Truppe, die das China-Kooperationsforum Trier für den Fernost-Trip zusammengestellt hatte. Als politische Delegations-Spitze für die hierarchie-bewussten Chinesen fungierten der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster und die Trierer Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch. Einheimische Unternehmer wie der Maschinentechnik-Produzent Rudolf Heinzkill, Autohändler Heribert Orth und Quint-Fleischwaren-Geschäftsführer Peter Sankjohanser waren ebenso vertreten wie der china-erfahrene ETI-Geschäftsführer Martin Fontanari oder ein Vertreter der Lufthansa Systems GmbH."Das war ein Durchbruch"

Vor Ort absolvierte man einen Mammut-Trip, der Stationen wie Shanghai, Peking oder die moderne Millionenstadt Xiamen umfasste. Die chinesische Dependance des Kooperationsforums hatte in allen Städten hochkarätige Gesprächspartner rekrutiert. In Shanghai sprach man mit dem auf Industriepolitik und Technologie-Transfer spezialisierten Forschungsinstitut SAES, in Xiamen konferierte die Delegation mit der städtischen Wirtschaftsförderungsorganisation XIPA, in Peking gab es Treffen mit dem angesehenen Wirtschaftsverband CIA und dem Gesandten der deutschen Botschaft. Überall sei man auf großes Interesse gestoßen, resümiert Delegationsleiter Kaster. Nicht zuletzt dank "Türöffner" Karl Marx, der in China unverändert riesiges Ansehen genießt. Die christdemokratische Trierer Wirtschaftsdezernentin überreichte Karl-Marx-Rotwein von der Mosel, gelegentlich auch eine Kopie der Geburtsurkunde - zum Entzücken ihrer Gastgeber. Trier und "Makkes", wie der sozialistische Urvater in China ausgesprochen wird: eine kaum schlagbare Kombination. Die teilnehmenden Unternehmer schauten da schon eher auf die Geschäftskontakte. "Sehr wertvoll" sei der Informationsaustausch gewesen, urteilt Anlagenbauer Rudolf Heinzkill. Er war weniger auf der Suche nach Aufträgen als nach Zulieferern für Spezialpaneele, die er für zukunftsträchtige Solar-Anlagen braucht. In Deutschland sei "der Zuliefer-Markt leergefegt", sagt der Unternehmer aus Trierweiler. Nun kursiert seine Kontakt-Adresse in diversen chinesischen Kanälen. "Wir bleiben am Ball", sagt Heinzkill. Mit dem chinesischen Markt hat er seine Erfahrungen. In Peking konnte er einen Brauerei-Betrieb besuchen, dem er vor Jahren eine große Anlage verkauft hat. Vor einer großen Investition im Reich der Mitte schreckt er noch zurück, "die Wege sind lang und die Rechtsunsicherheit zu groß". Gerade Mittelständler bräuchten Rechtssicherheit. Es sei "eine gute Möglichkeit" gewesen, die entsprechenden Probleme mit einem hochkarätigen Botschafts-Vertreter zu erörtern. Besonders hoffnungsfroh waren die Gespräche in Xiamen, einer "Mischung aus Miami und Nizza", wie es Martin Fontanari erlebt hat. Mit 1,2 Millionen Einwohnern ist die Messe- und Tourismus-Metropole für chinesische Verhältnisse eine Mittelstadt, "gar nicht so unpassend für Trier", meint der Abgeordnete Kaster, "das würde sich anbieten für Märkte wie Wein und Sekt". Um eine Flugverbindung Xiamen/Luxemburg wollen sich die Politiker kümmern - wie überhaupt die Region und das Großherzogtum Bestandteil aller Trierer Präsentationen waren. Nach der China-Premiere herrscht Aufbruchstimmung. "Das war ein Durchbruch", resümiert Fontanari die weitgehend privat finanzierte Reise. Auch Kaster sieht eine Chance, den "riesigen Wachstumsmarkt China", der bislang "fast nur von Großunternehmen geprägt wurde", zunehmend "für den Mittelstand zu erschließen". Wechselseitige Einladungen liegen auf dem Tisch - die nächste Delegation soll schon im Frühjahr die geknüpften Kontakte pflegen.

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