Trierer Frühwarn-System

Ein Trierer Unternehmen sorgt derzeit in den US-Medien für Furore. Die sogenannte Ladwein-Karte zeigt mögliche Ursachen für den Brücken-Einsturz in Minneapolis.

Trier. Richard Ladwein hat von seinem Büro auf dem Trierer Petrisberg einen wunderschönen Blick auf das Wasserband am LGS-Gelände. Von hier aus kann der Geograf mit seinem Analyseverfahren "GeoSPIRS" die Erdoberfläche auf der ganzen Welt untersuchen. Und auch dabei spielt das Wasser eine Hauptrolle: Sein Verfahren spürt starke Ansammlungen und Versickerungen von Oberflächenwasser auf und kann so mögliche Gefahren-Potenziale aufzeigen. "So konnten wir etwa zeigen, dass bei der Brücke in Minneapolis über viele Jahrzehnte hinweg der Untergrund im Bereich des Brückenpfeilers unterspült wurde. Diese Untergrund-Instabilitäten können eine wesentliche Ursache für den Einsturz der Brücke gewesen sein", sagt der 55-Jährige. Vier Jahre Entwicklungszeit

Im Jahr 2000 hat Geoka-Chef Ladwein die Forschung an dem Analyse-Verfahren aufgenommen, 2004 war die Software einsatzbereit. Der Trierer Geograf arbeitet inzwischen mit so renommierten Unternehmen wie Esri (USA), EADS, Intermap oder auch Infoterra zusammen. Die nach dem Trierer benannte "Ladwein"-Karte bedient sich dabei Höhen- und Geländedaten, die per Satellit oder Luftbild-Aufnahme gewonnen werden. "GeoSPIRS" analysiert diese Daten, errechnet 3-D-Modelle.Mit der eigenen Software werden Prozesse von Massen-Verlagerungen und Abspülungen eingearbeitet. "Am Ende zeigt die Karte eine genaue Flächen-Differenzierung - also: wo sichere und wo unsichere Gebiete sind", erklärt Ladwein. "Damit haben wir ein Frühwarn-System, das zeigt: Hier sind Gefahren-Potenziale."Vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels ist das Analyse-Verfahren von Ladwein ein wichtiges Werkzeug, um mögliche Problemfelder aufzuzeigen und diese schon im Vorfeld mit geeigneten Maßnahmen anzugehen. Laut Ladweins Aussage haben schon einige Experten gefordert, die Analyse im Vorfeld von Bauvorhaben rechtsverpflichtend zu machen. Bisher aber ist die Nachfrage außerhalb von Expertenkreisen mäßig. "Dabei kann das Verfahren auch jedem privaten Bauherrn zeigen, welche baulichen Maßnahmen wie etwa Drainagen sinnvoll sind", sagt der Geograf. Die Kosten seien mit rund 500 Euro für eine solche Analyse überschaubar, könnten aber vor Nässe und Schimmel bewahren. Doch auch für die Übersicht über große Landstriche eignet sich das Verfahren. "Wir haben die Lage an den Hängen der Ober- und Mittelmosel oder auch an der Sauer untersucht. Bei starken Niederschlägen gibt es einige Gebiete, die dort erdrutschgefährdet sind." Dabei zeigt die Analyse nicht etwa das, was der Beobachter auch mit anderen Verfahren erkennen könnte. "Das Analyse-Verfahren zeigt vielmehr die tiefen, verborgenen, meist noch unbekannten Potenziale. Es steht somit in keiner Konkurrenz zu anderen Betrachtungen, sondern liefert grundlegend neues Datenmaterial", erklärt der Wissenschaftler. Mit Blick auf die Brand-Katastrophe in Griechenland könnte die Ladwein-Karte beispielsweise aufzeigen, welche Gebiete besonders erosionsgefährdet sind, wo es zu gefährlichen Schlammlawinen kommen könnte, und an welchen Stellen die entsprechenden Schutzmaßnahmen am besten eingesetzt werden. Erste Kontakte zur EU hat Ladwein wegen dieser Thematik bereits aufgenommen. Die weiteren Möglichkeiten von GeoSPIRS sind nach Angaben von Richard Ladwein noch sehr vielschichtig. So untersucht der Trierer in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit einem Max-Planck-Institut die klimatoligischen Auswirkungen auf die Region. "Wie verändert sich die Erdoberfläche in den kommenden 150 Jahren durch den Klimawandel?" Das Trierer Institut untersucht die Region Mosel und Hunsrück. Und die Ideen gehen Ladwein auch weiterhin nicht aus: "Ein Kunde meinte zu mir, eigentlich müsste die Nasa Sie beauftragen, den Mars zu untersuchen. Das hat mir gezeigt, dass er meine Methode verstanden hat."

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