Trotz Insolvenz soll's weitergehen: Trierer Forsttechnik-Unternehmen Werner in finanzieller Schieflage

Trier · Wegen Lieferschwierigkeiten eines Autobauers ist das Trierer Unternehmen Werner in finanzielle Schieflage geraten. Geschäftsführer Harry Thiele hat gestern Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind 80 Mitarbeiter.

 Werner-Geschäftsführer Harry Thiele (rechts) und Max Thiele inspizieren eines der Sonderfahrzeuge, die in dem Werk in Trier-Ehrang fertig montiert werden. TV-Foto/Archiv: Heribert Waschbüsch

Werner-Geschäftsführer Harry Thiele (rechts) und Max Thiele inspizieren eines der Sonderfahrzeuge, die in dem Werk in Trier-Ehrang fertig montiert werden. TV-Foto/Archiv: Heribert Waschbüsch

Foto: (g_wirt )

Trier. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Aufträge von 3,8 Millionen Euro stehen bei dem 1902 gegründeten Trierer Unternehmen Werner Forst- und Industrietechnik an. Trotzdem blieb Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Harry Thiele (63) nach eigener Aussage keine andere Wahl, als gestern Insolvenz beim Trierer Amtsgericht anzumelden. Im Mai konnten die Gehälter der 80 Mitarbeiter nicht bezahlt werden. Die Beschäftigten wurden gestern von Thiele über die Lage informiert.
Hintergrund der finanziellen Schieflage des Spezialfahrzeugherstellers sind laut Thiele Probleme eines Autobauers bei der Fertigstellung der geländegängigen Klein-LKW, auf die im Werk von Werner in Trier-Ehrang unter anderem Seilwinden und Kran montiert werden. Grund für die Schwierigkeiten seien die Umstellung auf die neue Abgasnorm Euro 6 und einer Neuauflage der Fahrzeugreihe gewesen. Daher hätte im gesamten vergangenen Jahr keines dieser unter anderem im Tagebau des Energiekonzerns RWE eingesetzten Fahrzeuge verkauft werden können, so Thiele. Das habe trotz eines Jahresumsatzes von 14,5 Millionen Euro zu einem Liquiditätseinbruch geführt.
Das zweite Standbein der Firma, die von Werner selbst produzierten Forstspezialmaschinen, hätte diesen Einnahmeverlust nicht ausgleichen können, sagt Thiele.
Der Unternehmer, der in der regionalen Wirtschaftszone seit Jahren eine bekannte Persönlichkeit ist, ist seit 2006 bei Werner. Zuvor war er bis Juli 2003 Geschäftsführer beim Kunststoffteilehersteller und Autozulieferer Tectro. Nach Unstimmigkeiten mit den Gesellschaftern wurde Thiele bei der Unternehmensgruppe als Geschäftsführer abgesetzt, blieb aber Gesellschafter. Drei Jahre später meldete Tectro erstmals Insolvenz an. Kurz nach seinem Ausstieg bei dem Saarburger Unternehmen legte er sein Amt als Vizepräsident der Trierer Industrie- und Handelskammer nieder. 2004 wurde Thiele Vorstandsvorsitzender beim hessischen Autozulieferer TTB. Seit 2007 ist er auch im Vorstand des Fußball-Regionalligisten Eintracht Trier.
Thiele wird trotz Insolvenzantrags weiter Geschäftsführer bei Werner bleiben. Das Unternehmen hat einen Antrag auf Sanierung im Zuge der Eigenverantwortung (siehe Extra) gestellt. Zwar unterliegt das Unternehmen der Aufsicht des vom Gericht bestellten Sachwalters, des Trierer Rechtsanwalts Jörg A. Wunderlich. Doch wird Thiele weiter die Geschäfte führen. Ziel sei es, das Unternehmen so schnell wie möglich zu sanieren und fortzuführen, so der Geschäftsführer. Es hätten bereits Gespräche mit Interessenten stattgefunden. Thiele ist zuversichtlich, dass sich schon bald ein Investor finden wird.Extra

Das Insolvenzrecht sieht die Eigenverwaltung vor, wenn die Überlebenschancen für ein Unternehmen gut sind. Bei einem normalen Insolvenzverfahren übernimmt ein vom Gericht eingesetzter Insolvenzverwalter die Geschäftsführung, unabhängig davon, ob er entsprechende Fach- und Branchenkenntnisse hat; beim Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung bleibt der bisherige Geschäftsführer im Amt, kontrolliert von einem Sachwalter. wie

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