Über Europas Wolken hinaus

LAUTZENHAUSEN. Der Flughafen Hahn bleibt bei Passagieren wie Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften in aller Munde. Zwei spezielle Reiseanbieter werben nun für die außereuropäischen Ziele Moskau und Ägypten.

Die Reisenden kann es freuen: Nachdem der irische Billig-Flug-Anbieter Ryanair den Flughafen Hahn zu seiner größten Basis auf dem europäischen Festland gemacht hat und 16 verschiedene Flughäfen zum Taschengeld-Preis anfliegt, kommen nun immer mehr Reiseveranstalter auf den Gedanken, sich etwas von dem Kuchen am Günstig-Reisemarkt abzuschneiden. Zunächst hat der Spezialanbieter Skymax Travel Group angekündigt, ab 23. Dezember im Zwei-Wochen-Rhythmus 14-tägige Pauschalreisen nach Ägypten anzubieten (ab 499 Euro). Nun steht der junge deutsche Reiseveranstalter book&go! GmbH mit der neuen russischen Low-Cost-Charter-Airline Polet Flight in den Startlöchern. Zielflughafen: fünfmal wöchentlich Moskau hin und zurück."Der Standort hat ein Profil entwickelt, dass inzwischen Anbieter von sich aus auf uns zukommen", sagt Flughafen Hahn-Geschäftsführer Andreas Helfer zufrieden.Ägypten sei ein klassisches Urlaubsland, dem er großen Nachholbedarf bescheinigt. Dass nicht nur der Süden, sondern auch der Osten Potenzial aufweise, beweise die Entwicklung Russlands im Frachtverkehr am Hahn. Ähnliche Dynamik erhofft sich Helfer vom neuen Reiseveranstalter book&go!, der ab 2. Januar mit einem Durchschnittspreis von 114 Euro die russische Hauptstadt anfliegen will. "Deutschland ist in Russland sehr beliebt. Das Interesse wächst von Jahr zu Jahr", sagt book&go!-Geschäftsführer Olaf Semeraro. Der Hunsrückflughafen liege zwischen Rhein-Main und Rhein-Ruhr. Außerdem liege Luxemburg in der Nähe.In der Tat liegt der Hunsrückflughafen jenseits aller Zentren und doch mitten in ihrem Einzugsgebiet. Untersuchungen bescheinigen gerade denjenigen Billig-Flug-Gesellschaften eine gute Überlebenschance, die im Umkreis von 150 Kilometern über eine Million potenzielle Passagiere verfügen. So tummelt sich neben Ryanair und den neuen Anbietern auch Volareweb in diesem Reise-Segment auf dem Hahn.Ob sich die neuen Nischenanbieter am Markt halten werden, ist nicht abzusehen, klar erscheint nach vielen Studien nur eines: Erst bei einer Auslastung von 80 Prozent sind Billig-Anbieter profitabel. Und hier wird selbst dem Primus Ryanair inzwischen eine Auslastung von nur mehr 70 Prozent nachgesagt. "Es ist nicht auszuschließen, dass es Anbieter gibt, die sich in diesem Reisesektor übernehmen", sagt Hahn-Geschäftsführer Andreas Helfer. Dass Anbieter Strecken schlössen oder neue einrichteten, sei in der Branche normal.Die Passagierzahlen für das Jahr 2003 sprechen jedenfalls noch für den ehemaligen US-Fliegerhorst: Bis dato sind über 2,2 Millionen Menschen vom Hahn aus geflogen (im Vergleich zu 2002 plus 71 Prozent). 2004 sollen es 3,6 Millionen Passagiere werden. Damit rangiert man auf Rang zehn der 37 deutschen Verkehrsflughäfen. Auch im Frachtbereich, dem zweiten Standbein, rangiert der Hahn inzwischen weltweit auf Rang vier. 160 000 Tonnen so genannter Luftfrachtersatzverkehr wurden in diesem Jahr umgeschlagen (plus 14 Prozent).Trotz des Booms auf dem Flughafen schreiben die Betreiber noch rote Zahlen. Doch 2005, spätestens jedoch 2008, soll eine schwarze Null her. Helfer: "Je mehr wir investieren, desto später wird es werden. Wir sind aber schon jetzt über den Erwartungen von diesem Jahr."

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