Verbindung von Reise und Einkauf

TRIER. (sas) Zwar besuchen immer mehr Gäste die Städte der Region Trier, doch bleiben sie nicht mehr so lange wie früher. Um die Touristen trotzdem zum Einkaufen zu bewegen, haben Tourismus und Einzelhandel ein neues Segment entdeckt: den Shopping-Tourismus.

Eigentlich sind sich Eizelhändler und Tourismus-Experten nicht grün. Während die Einen ihre Kunden zum Shoppen animieren wollen, wollen die Anderen historische Bauten und Sehenswürdigkeiten im besten Glanz präsentieren. Dabei können beide voneinander profitieren - "wenn sie denn wollen und kooperieren", sagte Ulrike Regele, Expertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Berlin auf der ersten gemeinsamen Sitzung des Handels- und des Tourismusausschusses der Trierer IHK. Allein in Trier Potenzial von 127 Millionen Euro

Stichwort: Shopping-Tourismus. "Dabei geht es um ein Erlebnis, ein Gefühl und um Innovationen", sagte Regele. Basisinformationen wie etwa über Toiletten, Parkplätze und Öffnungszeiten müssten vorhanden sein. "Dann lässt sich auch einfacher einkaufen", sagt sie. Und: Zielgruppe seien eindeutig ausländische Gäste, bei denen Wachstumsraten von bis zu 80 Prozent zu erreichen seien. Die Stadt Trier sei in diesem Bereich bereits vorangeschritten, machte Hans-Peter Schlechtriemen, Vorsitzender der City-Initiative Trier, deutlich. Der Einzelhandel habe Handlungsfelder beschlossen, um den Umsatz - trotz der bereits größten Zentralität in Deutschland - zu steigern, sagte er. "Der Einzelhandel macht einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro", sagte Schlechtriemen. 15 Prozent, rund 163 Millionen Euro, würden von Einkäufern aus Luxemburg erwirtschaftet, etwa 123 Millionen Euro, rund elf Prozent, von weiteren Shopping-Touristen. "Unser Ziel ist es, bis 2012 den Anteil der Luxemburger auf 25 Prozent und den der Shopping-Touristen auf 13 Prozent zu steigern", sagte der Vereins-Chef. Ein zusätzliches Umsatzpotenzial von 127 Millionen Euro. Bernkastel-Kues als Gesamterlebnis

Vor allem die chinesischen Gäste haben die Trierer dabei im Visier. Immerhin ist die Zahl der Gäste aus Asien allein zwischen 2003 und 2004 um 40 Prozent gestiegen (Deutschland plus 20 Prozent): Neben Willkommensflyer und Imagebroschüre auf Chinesisch setzen die Händler auf Sprachkurse fürs Service-Personal und Kurse im interkulturellen Verkauf. "Wir als Stadt können nur den Rahmen spannen und ein Gesamtmarketing anbieten", stellte Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch in einer Diskussionsrunde klar, ein Angebot, das die Hotel-"Mercure"-Chefin Gabriele Schmitz als "ausreichend" bezeichnete. Derweil setzt Bernkastel-Kues auf ein Außenmarketing als Ganzes und präsentiert sich als "Service-Stadt". "Es geht uns darum, die Stadt zum Gesamterlebnis werden zu lassen", sagte Sylvia Westermann von der Tourist-Information Bernkastel-Kues. Weil das Geld knapp sei, habe man sich mittels einer privaten Entwicklungsagentur auf die "Software" konzentriert, auf das, was jeder Händler, Gastronom und Hotelier leisten könne, ohne viel Geld investieren zu müssen. Ob Schaufenstergestaltung, Sortimentsänderung, neue Speisekarten, Leihschirme oder Fahrradkeller: "Wir müssen die Leute an der Hand nehmen und den gesamten Prozess über begleiten", sagte sie und Bürgermeister Wolfgang Port ergänzte: "Der Stadtrat ist mit gutem Beispiel vorangegangen und hat sich zertifizieren lassen." Immerhin treffe das Gremium die wichtigsten Entscheidungen für den Moselort und könne somit den Schwarzen Peter nicht einfach weitergeben.

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