Vier Tage arbeiten, drei Tage frei

TRIER. Vier Tage arbeiten, drei Tage frei: Bei der Trierer Steuerberatungsgesellschaft Zimmer & Schulz gilt von Januar an ein neues Arbeitszeitmodell – im Sinne der Mitarbeiter, des Chefs und der Mandanten.

Albert Zimmer ist ein Chef mit innovativen Ideen. Nicht nur, dass er schon vor zehn Jahren in seiner Steuerberatungsgesellschaft eine Sommerzeit eingeführt und in diesem Jahr modellhaft Betriebsferien für seine deutschen Beschäftigten eingerichtet hat; statt Weihnachtsfeier und Betriebsausflug gibt es bei der Trierer Steuerberatungsgesellschaft im Mehrjahresrhythmus eine mehrtägige Urlaubsreise mit Weiterbildung für alle Kollegen ans Mittelmeer. Und nun ein für Zimmers Branche deutschlandweit wohl einmaliges Arbeitszeitprojekt: Zum ersten Januar arbeiten die 30 Trierer Mitarbeiter - daneben arbeiten sechs Beschäftigte in einer Luxemburger Tochterfirma - vier Tage in der Woche: von 6.30 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 17.30 Uhr. Freitags beginnt dann das dreitägige Wochenende. Erfahrungen mit Sommerzeit-Projekt

"Wir haben alle Mitarbeiter befragt, alle Meinungen berücksichtigt. Es war keiner dagegen, alle fanden das eine tolle Idee", sagt der Steuerberater und vereidigte Buchprüfer. Bestätigung habe ihm die gute Erfahrung aus dem Sommerzeit-Projekt gegeben. "Wir hätten das nicht machen können, wenn die Kollegen nicht einverstanden wären", sagt Zimmer, wobei er sich bewusst ist, dass mit der Vier-Tage-Woche "kein Sozialbiotop" in der Branche entsteht. Netto arbeiten die Mitarbeiter des 53-Jährigen und des Mitgesellschafters Reinhard Schulz künftig anderthalb Stunden pro Woche mehr; weil weniger Tage gearbeitet wird, schrumpft dadurch auch der Urlaubsanteil von jedem um ein Fünftel. "Ich wollte die alte Stundenzahl halten, doch bei aller Rechnerei ging das nicht auf", sagt Albert Zimmer. Und angesichts der Entwicklung hin zu längeren Arbeitszeiten in Verwaltungen und Behörden sei das Vier-Tage-Modell die beste Lösung gewesen. Letztlich zähle für ihn die Motivation seiner Beschäftigten, die nun zur Mitte der Woche neuen Auftrieb gewinne: "Natürlich kann man fragen, ob man schon so früh anfangen muss zu arbeiten. Andererseits: Wer 50 Tage weniger im Jahr etwa von Bernkastel-Kues nach Trier fahren muss, muss diese Tage dann gar nicht erst aufstehen." Und für Zimmer selbst sei der Freitag nun ein "Liberotag", wo er als Dozent der Steuerberaterakademie und der Fachhochschule Trier Zeit zur Vorbereitung finden könne. Letztlich steht und fällt die Vier-Tage-Woche in der 52 Jahre alten Praxis von Zimmer & Schulz mit der Unterstützung der Mandanten. Deshalb ist freitags für die rund 1000 Mandanten eine Hotline zwischen 6.30 und 17.30 Uhr geschaltet, in der ein Mitarbeiter für Fragen da ist. "Wir haben festgestellt, dass die meiste Mandantenfrequenz ohnehin zwischen Montag und Donnerstag herrscht, weil freitags viele Firmen und Verwaltungen bereits mittags schließen", sagt Zimmer. Nichtsdestotrotz sei das Büro immer besetzt. Nun könnten die Aufträge schneller abgewickelt werden - und das bei einer längeren Erreichbarkeit. Ein Vorteil für alle, ist Albert Zimmer überzeugt: "Dadurch sparen wir wiederum bei Strom und Heizung - dann kann ich auch bessere Gehälter zahlen."

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