Vom Airport im Grünen zum Partner Frankfurts

LAUTZENHAUSEN. Heute vor zehn Jahren starteten die ersten zivilen Passagiere vom Hahn Richtung Mallorca. In diesem Jahr rechnet die Betreibergesellschaft mit 2,3 Millionen Fluggästen. Die Geschichte eines Aufstiegs, der dem Boom der Billigflieger und der Nähe zu Frankfurt zu verdanken ist.

22. Mai 1993 - die erste Chartermaschine der Fluggesellschaft Condor rumpelt über die Startbahn auf dem damaligen US-Fliegerhorst Lautzenhausen. Ziel: Palma de Mallorca. Mehr als einen "Airport im Grünen" mit gelegentlichen zivilen Charterflügen zu haben, das konnte man sich damals kaum vorstellen. Doch inzwischen sind die Düsenjäger von Boeings abgelöst worden. Nichts zeigt den Boom besser als diese Zahlen: Flogen im ersten Jahr der zivilen Nutzung rund 7000 Menschen vom Hahn ab, so sind es heute 8000 pro Tag. In diesem Jahr peilt die Betreiber-Gesellschaft Flughafen Hahn GmbH 2,3 Millionen Fluggäste an. Schon nach den ersten drei Monaten dieses Jahres ist der Provinzflughafen mit gut 464 000 Passagieren auf Rang zehn der 37 deutschen Verkehrsflughäfen geklettert. Nach einer weiteren Dekade, so hofft Hahn-Geschäftsführer Andreas Helfer, soll der Hahn "unter die ersten Fünf" aufsteigen. Dabei ist der Aufstieg im Hunsrück klar mit einem Namen verbunden - mit Ryanair und dem Aufschwung der Billigflieger. Denn seit vier Jahren startet und landet die irische Fluggesellschaft am Hahn. Seit einem Jahr befindet sich dort ihr einziges Drehkreuz in Deutschland, vom dem Ryanair 16 Ziele zwischen Oslo und Pescara anfliegt. Auch der Billigflieger Volareweb.com ist auf den Dreh gekommen und fliegt vom Hunsrück Richtung bella Italia. Für Ende des Jahres hat die französische Flyeco Flüge angekündigt. "Wir haben diehistorische Gelegenheit ergriffen und bewiesen, dass auch von einem Regionalflughafen aus wirtschaftliches Arbeiten möglich ist", sagt Helfer. Nach wie vor ist der Hahn eine Art Dauerbaustelle. Sei es, dass die Parkplätze dem gestiegenen Passagieraufkommen auf inzwischen 6500 Plätze erweitert wurden, oder sei es, dass die Fluggäste mehr Platz im neuen zweiten Terminal bekommen statt wie anfangs im Offizierskasino empfangen zu werden. Ab dem 4. Juni können am Hunsrück-Airport jährlich fünf Millionen Menschen abgefertigt werden. Dabei wird das Prinzip Low Cost auch beim Gebäude durchgehalten. Elf Millionen Euro für zwei Terminals - "das ist etwa ein Zehntel dessen, was bei der Konkurrenz gezahlt wird", rechnet der Hahn-Geschäftsführer vor. Wobei Low Cost nicht unbedingt die Zufriedenheit der Passagiere beeinträchtigt. Denn nach einer Umfrage der Zeitschrift "Reise & Preise" unter 3000 Urlaubern steht der Hunsrück-Flughafen in der Beliebtheit von 23 deutschen Airports auf Rang drei. Die niedrigen Kosten können auch an die Gesellschaften weitergegeben werden - mit 4,35 Euro pro Passagier. Zwar protestiert die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrt-Unternehmen (ADL) gegen diese Preise und reichte bei der EU Beschwerde wegen "anhaltender Subventionierung" ein. Doch Helfer sieht dem gelassen entgegen. Auch wenn das Land Rheinland-Pfalz Miteigentümer sei: "Der Vorwurf zielt ins Leere. Wir gehören der Fraport AG Frankfurt und arbeiten wie Privatunternehmen." Neben dem Low Cost-Bereich liegt der Schwerpunkt für die Zukunft des Hahn klar beim Frachtverkehr. So soll die für 2005 anvisierte Verlängerung der Startbahn auf 3800 Meter Flüge zwischen Hahn und den USA möglich machen. Schon heute werden Computer aus Taiwan und Obst aus Südafrika im Hunsrück umgeschlagen. Doch damit nicht genug. "Wir sehen ein Riesen-Potenzial im Kurier- und Paketdienst. Dafür wollen wir unsere Nachtfluggenehmigung nutzen", nennt der Geschäftsführer den Köder. Schon jetzt gibt es eine Arbeitsteilung zwischen Hahn und dem Frankfurter Flughafen. Und wenn die EU grünes Licht gibt, so wird die Arbeitsteilung auch rechtlich fixiert - mit Chancen für den Hahn in seinen heutigen Profit-Feldern Fracht- und Billigflügen.

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