Vom Feld in den Tank

TRIER. Mit seiner Umrüstung von Dieselmotoren auf Pflanzenöl ist Martin Zott ein Pionier dieser Technik in der Region Trier. Seit die Spritpreise immer höhere Rekordwerte erreichen, erlebt das kleine Unternehmen "Zott-Biopower" einen kleinen Boom.

Wenn der Tank mal leer ist, tut's zur Not auch eine Flasche Salatöl, quasi als Reserve-Kanister. Ansonsten ist das aufbereitete Pflanzenöl für den umgerüsteten Dieselmotor an etwa einem halben Dutzend Ölmühlen und Tankstellen in der Region zu kaufen. Was dahinter steckt? Martin Zott hat im Trierer Wissenschaftspark sein junges Unternehmen "Zott-Biopower" aufgebaut, und das mag zunächst erstaunen.Der gelernte Automobilmechaniker und studierte Fahrzeugbau-Ingenieur hat schon während des Studiums bei DaimlerChrysler in Sindelfingen in der Kraftstoffsystementwicklung gearbeitet und nach dem Studium an der FH in Trier die Idee für seinen Betrieb ausgetüftelt. Während er die Technik liefert, baut das Trierer Unternehmen Trilux das Fahrzeug um. "Meine Haupttätigkeit ist die Umrüstung von Diesel-Fahrzeugen auf Pflanzenöl", erklärt der 30-Jährige. Das unterscheidet sich von dem eher bekannten Biodiesel, der chemisch verändert und dem herkömmlichen Diesel-Kraftstoff angepasst wird.

Zotts Pflanzenöl dagegen wird aus Raps gewonnen und nach einem Standardverfahren aufbereitet. Den Motoren wird ein Zwei-Tank-System zugefügt. Im größeren befindet sich das Pflanzenöl, im kleineren - meist in der Reserverad-Mulde - ein kleiner Tank mit Dieselkraftstoff. "Im Sommer werden dem Fahrzeug sieben Prozent Diesel beigemischt, im Winter 15 Prozent. Das geschieht automatisch, so dass Diesel und Pflanzenöl - das vorher auf 80 Grad erhitzt wurde - die gleiche Flüssigkeits-Stufe erreichen", sagt Zott.

Vorteil Kostenersparnis: Mit den etwa zwölf Litern Diesel in der Reserverad-Mulde lassen sich nach Zotts Berechnungen 3000 Kilometer fahren. Und das Pflanzenöl kostet etwa 65 Cent je Liter. Herkömmlicher Diesel liegt derzeit bei rund 1,15 Euro, Biodiesel bei 0,97 Euro je Liter.

Der Verbrauch ist dabei genauso hoch wie vor der Umrüstung und nach Zotts Angaben gar günstiger als beim Biodiesel. "Es gibt keine Leistungseinbußen", sagt der Fahrzeugtechnik-Ingenieur. Umrüsten ließen sich alle Dieselfahrzeuge vom Auto bis zum LKW. Dabei kostet ein VW Golf rund 1800 Euro, ein Laster 3000 Euro. "Für das Forstamt Trier habe ich alle sechs Fahrzeuge - darunter auch ein Traktor - umgerüstet. Vor allem Speditionen sind interessiert, weil sich hier nach vier Monaten die Kosten amortisiert haben", sagt Martin Zott. Bei Privatautos habe der Fahrer die Investition nach etwa 30 000 Kilometern herausgefahren.

Mineralölgesellschaften ein Schnippchen schlagen

Die Nachfrage nach "Zott-Biopower" ist riesig: Seit der Unternehmensgründung im April hat Zott rund 20 Fahrzeuge umgerüstet. "Und seit zwei Wochen - seitdem die Spritpreise angezogen haben - steht mein Handy nicht mehr still", sagt er. Während der eine Kunde den Mineralölgesellschaften ein Schnippchen schlagen will, setzt der andere auf Ersparnis. "Mit jedem Cent Preissteigerung wird die Umrüstung auf Pflanzenöl attraktiver, auch wenn der Rohstoff an der Börse gehandelt wird", sagt der Pionier. Selbst wenn die Abhängigkeit von Mineralölen nie ganz wegfallen werde, "bleibt die Ersparnis".

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