Vom Lanz-Traktor zum Airbus A 380

TOULOUSE/JÜNKERATH. Als am vergangenen Mittwoch der Airbus 380 um 14.42 Uhr sanft in Toulouse landete, wurde für die Luftfahrtgeschichte Europas ein neues Kapitel aufgeschlagen. Eine Hauptrolle spielt darin auch der aus Jünkerath-Glaadt stammende Manfred Birnfeld.

"Das ist der Beginn einer großen Flugzeugkarriere", sagt Manfred Birnfeld und ist von dem Erfolg des größten und schwersten Passagierflugzeugs der Welt überzeugt. Eine Einschätzung, die viele Experten mit dem Triebwerks-Spezialisten aus der Eifel teilen. Entsprechend groß waren im Vorfeld des Erstflugs die Erwartungen und ebenso der Jubel, als der Riesenvogel wieder Boden unter den Rädern hatte. Auch für Manfred Birnfeld war dieser Jungfernflug etwas besonderes, obwohl er schon zuvor bei vier Erstflügen von Airbus-Maschinen mit an Bord war. "Die A 380 ist mit keinem Flugzeug der Welt zu vergleichen. Die außerordentliche Größe, modernste System- und Kabinentechnik, Internet-Nutzung für Passagiere, die Gestaltungsmöglichkeiten mit Sportcenter, Bar-Räumen oder Schlafkabinen bis hin zu Tele-Medizin-Anlagen - was die A 380 zu bieten hat, hat die Luftfahrt noch nicht gesehen." Zudem soll das Flugzeug auch umwelttechnisch neue Standards setzen. Sowohl, was die Lärmbelästigung, als auch, was den Kerosinverbrauch angeht, soll der neue Airbus der Konkurrenz überlegen sein. "Aussagen zum Verbrauch konnten wir aber nach dem Jungfernflug noch nicht machen", sagt Birnfeld dem TV. Die Instrumente zeigten an, dass eine der Fahrwerksschacht-Türen nicht verriegelt sei, deshalb ging der Airbus nicht auf große Flughöhe und Höchstgeschwindigkeit, er absolvierte aber zufrieden stellend das Ersatzprogramm zur Öffnung der Betriebsgrenzen bis 4000 Meter Höhe und 260 Knoten Fluggeschwindigkeit. Manfred Birnfeld überwachte als Triebwerks-Spezialist die Triebwerke während der heiklen Start- und Landephase, und unterstütze während des rund vierstündigen Flugs seinen Kollegen bei der Überwachung der hydraulischen, elektrischen und pneumatischen Systeme. "Im Inneren des Flugzeugs ist es sehr ruhig, und das, obwohl die Kabinen noch nicht ausgebaut waren. Anstelle von 555 Passagieren wurde das Flugzeug mit Wassertanks bestückt und auf rund 420 Tonnen Gewicht angehoben. Zudem waren noch rund 20 Tonnen an Rechnern und Messgeräten mit an Bord. "In die Wassertanks füllen wir Glykol. Das gibt für die gleiche Menge rund zehn Prozent mehr Gewicht", erklärt der Airbus-Experte. Eine Riesen-Party für Toulouse

"Als wir nach rund vier Stunden wieder gelandet sind, gab es tosenden Beifall. Tausende Interessierte schauten sich den Flug in Toulouse an. Die ganze Stadt hat eine Riesen-Party gefeiert." Birnfeld selbst hat den Festtag mit einem Anruf in der Eifel und mit Familie und 25 Freunden in seinem Wohnort Blagnac bei Toulouse gefeiert. Inzwischen hat der Airbus bereits seinen zweiten Flug erfolgreich angetreten, doch bis der erste Airbus 2006 für Singapore Airlines zum Linienflug abheben kann, stehen noch zahlreiche Tests an. Vor der Zulassung durch die Luftfahrtämter will Airbus insgesamt fünf Maschinen in 2500 Flugstunden auf Zuverlässigkeit prüfen. Für die Piloten wird es keine große Umgewöhnung sein. Birnfeld: "Natürlich gibt es viele Neuerungen, die eine interaktive Bedienung zulassen, doch die Steuerung erfolgt weiterhin über einen Sidestick, und die Piloten werden sich sehr schnell eingewöhnen." Nach der heißen Erprobungsphase bleibt dann auch für Manfred Birnfeld wieder mehr Zeit, seiner alten Heimat einen Besuch abzustatten. Im Haus seiner Mutter Gertrud oder bei seiner Schwester Elisabeth kommen dann auch die Erinnerungen an die Jugend. "Mein Vater hat mich beeinflusst." Er wollte Ingenieur werden, doch der Krieg hatte ihm diesen Wunsch verwehrt. Doch im Hause Birnfeld wurde immer geschraubt und gewerkelt, was das Zeug hielt. "An Autos, Motorrädern oder auch mal am alten Lanz-Traktor. Ich glaube, das hat mich schon geprägt", sagt der Airbus-Spezialist rückblickend. Vom Lanz zum Airbus A 380 - das ist ein richtiger Eifeler Quantensprung.

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