Von der Eifel hinter den Ural

BITBURG. 150 000 Quadratmeter Isolierglas im Wert von zwölf Millionen Euro für die so genannte Kristall-Stadt in Almaty in Kasachstan: Das Bitburger Traditions-Unternehmen Gas Fandel hat den größten Auftrag seiner Firmengeschichte ergattert - und sucht dafür Hände ringend nach 40 Mitarbeitern.

Pierre Fandel ist stolz - stolz auf sein Team und darauf, dass er den größten Auftrag in der 68-jährigen Firmengeschichte ergattert hat. Immerhin geht es um 150 000 Quadratmeter Sonnenschutz-Isolierglas im Wert von zwölf Millionen Euro. Die soll das Bitburger Traditions-Unternehmen Glas Fandel in seiner Eifeler Produktionsstätte herstellen und auf den Weg ins 7000 Kilometer entfernte Kasachstan schicken. Denn dort in der Hauptstadt Almaty entsteht bis Ende 2005 ein neues Stadtviertel. Crystal-City (Kristall-Stadt) soll der moderne Hauskomplex später einmal heißen - bestehend aus vier Blocks aus je fünf Hochhäusern in gestaffelter Höhe. "Den Auftrag hat der kasachische Metallbauer des Projektes an eine deutsche Glasagentur vergeben, die uns mit der Produktion beauftragt hat", sagt der Senior-Chef. Dass das Bitburger Unternehmen den Zuschlag bekommen hat, begründet er mit der Qualität der empfindlichen Fracht. Denn seit der Firmengründung im luxemburgischen Mersch 1938 und der Neugründung 13 Jahre später in Bitburg hat sich der Familienbetrieb - heute in dritter Generation - zu einem der führenden Isolierglashersteller Europas gemausert. Neugierige aus den USA, Japan und Korea reisen eigens in die Bierstadt, um sich an einer von 30 Produktionsstätten weltweit das neue Isolierglas TPS anzuschauen. Nicht nur, dass das georderte Glas für Kasachstan eine besondere Beschichtung benötigt und dadurch silberfarben reflektiert. Besonders brenzlig erweist sich der Transport, der über Höhen von bis zu 2150 Meter führt und mit Lastern 14 Tage dauert. Von der Eifel bis hinter den Ural - da ist Fachwissen gefragt. Denn bereits bei dem futuristischen Baseler Messeturm, dem Hansa-Carré Dortmund oder dem 21-geschossigen Barbarossa-Center in Köln haben die 320 Mitarbeiter von Glas Fandel außergewöhnliche Projekte begleitet. Hauptstandbein des Bitburger Unternehmens mit einem Jahresumsatz von etwa 50 Millionen Euro ist die Isolierglas-Produktion, angeschlossen ist aber auch ein Glasgroßhandel sowie die Produktion von Kunst-, Möbel- und Bleiverglasung. Und so haben die Bitburger Glaser für das Kasachstan-Projekt eine Methode entwickelt, wie der Druck in den Glasscheiben ausgeglichen werden kann, dabei aber keine Feuchtigkeit eindringt. Denn bei unterschiedlichem Luftdruck je nach Höhe über dem Meeresspiegel verändert sich Glas. So entstandener Schaden könnte das Eifeler Unternehmen teuer zu stehen kommen. Verpackt werden die Scheiben per Hand in Holzkisten, bevor eine Spedition die kostbare Fracht abholt - und die Verantwortung für den Transport übernimmt. "Wir sind mit dem Auftrag durch Vorkasse abgesichert", sagt Pierre Fandel. So kann er sicher sein, dass die Ware nicht im Nirgendwo verschwindet. 455 Lastwagen sollen die Bitburger Firma bis zum Ende des Auftrages in zwei Jahren verlassen haben. Doch damit der auch erfüllt werden kann, will Pierre Fandel 40 weitere Mitarbeiter einstellen. Doch er ist enttäuscht: "Wir dachten, in dieser Wirtschaftslage wird uns die Bude eingerannt." Bislang hat er nach geeigneten Aushilfen vergebens gesucht. Dabei arbeitet die Firma bereits im Zwei-Schicht-Betrieb - insgesamt mit einer Kapazität, 274 Einfamilien-Häuser im Jahr mit Glas auszurüsten. Nun hoffen Fandel und seine drei Geschäftsführer darauf, dass das Projekt Kristall-Stadt bekannt wird - und damit auch dringend benötigte Beschäftigte angeworben werden.

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