Von wegen guter Zweck

TRIER. Kleidersammlung für einen guten Zweck, Erlös für Kindergärten und Kinder in Not: Mit dieser Masche wirbt erneut ein Verein in ganz Rheinland-Pfalz um Kleiderspenden. Tatsächlich steckt ein gewerbliches Unternehmen dahinter.

"Helfen auch Sie mit, durch Ihre Kleiderspende", heißt es auf dem Kleider-Container in Bernkastel-Kues. "Durch den Erlös werden gefördert: Unterstützung von Kindergärten und Beratungsstätten, Beihilfen bei Reisen zur Therapie und Krankenversorgung sowie Hilfe für Kinder in Not." Zwei Kindersilhouetten sind zu sehen vor einem roten Herz. Darüber steht der Organisator der Sammlung, der "Hilfe für Kinder e.V." mit Sitz in 67742 Lauterecken, Drosselstraße 11. Ein durch und durch gutes Anliegen - scheinbar. Doch tatsächlich verbirgt sich hinter dem Verein offenbar ein gewerblicher Anbieter, der das mit den Kleidern verdiente Geld hauptsächlich in die eigene Tasche wirtschaftet. Kinder in Not jedenfalls sehen so gut wie nichts von dem Erlös, glaubt die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD), die landesweit zuständig ist für die Überwachung des Sammlungsgesetzes. Und das bestimmt, dass sich ein gewerblicher Anbieter nicht unter dem Deckmantel des guten Zwecks die Taschen voll machen darf. Nicht zum ersten Mal hat es die ADD auf einen Verein abgesehen, der die große Spendenbereitschaft der Deutschen ausnutzt: Trotzeines Sammlungsverbotes ging der Verein "Kinder- und Altenhilfe e.V. - Deutschland" noch im Februar ebenfalls auf Altkleider- und Schuh-Jagd im ganzen Land. Dahinter verbarg sich eine Firma aus dem Maintal. "Das hat Methode", sagt Karsten Deike, Pressesprecher der ADD, "die nutzen in ihren Vereinsnamen immer wieder die Begriffe ,Kinder', ,Alte' oder ,Behinderte'." Wie schon beim "Kinder- und Altenhilfe Deutschland e.V." steckt auch hinter dem neuen Fall offenbar wieder ein Textilunternehmen, das mit der Weiterverwertung der Kleider gutes Geld verdient. "Mehrere tausend Euro im Monat", schätzen die Experten der ADD. Die gesammelten Kleider würden teils geschreddert und industriell verwertet, teils landeten sie als Second-Hand-Klamotten auf Flohmärkten. Auf die Spur kommt die ADD den falschen "guten Zwecken" zumeist, wenn sie bei den angeblichen Vereinen nach Spendenbelegen nachfragt. Dabei hätte sich im Fall aus Lauterecken eine "erhebliche Diskrepanz zwischen den vermuteten Sammelerträgen und den Belegen ergeben", sagt Deike. Dass im Umfeld des Vereins dann noch ein Textilunternehmen auftaucht, hat das Vertrauen der ADD nicht gerade gestärkt. Tatsächlich löste sich der Verein "Hilfe für Kinder e.V." aus Lauterecken auch flugs auf, als die ADD kritisch nachfragte - die Container allerdings blieben weiter stehen, die Vereins-Schilder dran. Und das nicht nur über ganz Rheinland-Pfalz verteilt, sondern möglicherweise auch in anderen Bundesländern, wie die ADD vermutet. Dort aber hat die Behörde keine Handhabe, und dort wird der Verein teils auch gar nicht verfolgt - eine "unbefriedigende Situation", wie Deike eingesteht. Bei der Übewachung des Sammlungsverbotes bittet die ADD um die Mithilfe: Wer Altkleider- oder Schuh-Container des Vereins "Hilfe für Kinder e.V." mit Sitz in Lauterecken entdeckt oder Handzettel, auf denen zur Kleiderspende aufgerufen wird, sollte die unteren Sammlungsbehörden informieren. Das sind die Ordnungsämter bei den Kreisverwaltungen oder der Stadtverwaltung Trier.

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