Vorsicht, wenn der Bagger kommt

TRIER. Montagabend, 20 Uhr, Frankfurt: Der Deutsche Aktienindex schließt mit einem Plus von 1,93 Prozent und 3538,39 Punkten. Doch nichts davon steht am Dienstag in IhrerTageszeitung. Wie konnte das passieren?

In New York, London und Rom schauten in den vergangenen Wochen die Einwohner ganz schön in die Röhre. Eine ausgefallene Stromleitung, ein überlasteter Transformator und schon sitzt die westliche Zivilisation im Dunkeln. Je komplexer die Technik ist, die das Zusammenleben der Menschen ermöglicht, um so größer ist auch die Anfälligkeit bei Störungen. Davon kann nun auch der TV ein Lied singen, denn am Montagabend wartete die Redaktion vergeblich auf einen Datentransfer aus Frankfurt. Ein Bagger hat den TV -Lesern den Börsenkasten sozusagen abgegraben. Bei Bauarbeiten in Frankfurt wurde ein Telefonkabel gekappt, die Telefonleitungen der JHJ-Software waren über Stunden tot - an eine Übermittlung des Börsenzettels war nicht zu denken. Der tägliche Börsenkasten ist nämlich ein Service, der über den Spezial-Dienstleister JHJ-Software dem Trierischen Volksfreund geliefert wird. Jeden Wochentag kurz nach 20 Uhr beginnt die heiße Phase im JHJ-Büro in der Nähe von Frankfurt. Sobald die Schlusskurse der nationalen und internationalen Börsen feststehen, beginnt das hektische Treiben. Insgesamt 47 deutsche Zeitungen beliefert JHJ-Software mit einem täglichen Börsenzettel, jeden Abend innerhalb einer Stunde. Die Anforderungen sind dabei recht unterschiedlich. In kaum einen Fall gleicht ein Börsenzettel dem anderen. Alle Zeitungen haben natürlich Dax, Mdax, Tecdax und EuroStoxx 50, doch schon bei der Auswahl der Einzelwerte gibt es große Unterschiede. Einige - unter anderen der TV - betreiben auch den hohen Aufwand mit den täglichen Tops und Flops und Charts-Analyse. Bis knapp 21 Uhr haben die Spezialisten in Frankfurt Zeit, um den Börsenkasten Volksfreund -kompatibel zu machen und zu übersenden. Denn in Trier wartet die Redaktion auf den Datentransfer. Der Börsenkasten wird von der Technik bearbeitet und kann danach auf die "Geld-und-Markt Seite" gehoben werden. Erst danach wird die Seite belichtet und die Rotation kann anlaufen. Jede Sekunde, die die Spezialisten in Frankfurt länger brauchen, bringt die Zeitung in Not. Denn wird das knappe Zeitfenster überschritten oder bleibt sogar der Datentransfer aus, muss schnellstens eine Alternative her. Schließlich gilt es, die Ausgabe auch rechtzeitig an die Austräger auszuliefern, damit der TV morgens auf dem Frühstückstisch nicht fehlt. Und wenn der Bagger kommt - dann ausnahmsweise auch ein Mal ohne Börsenzettel.

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