Warnung an den Handel

Politiker und Vertreter der Landwirtschaft haben den Handel aufgefordert, aktuelle Preissteigerungen bei Lebensmitteln an die Bauern weiterzugeben. Es könne nicht sein, dass die Erzeuger trotz höherer Preise am Ende leer ausgingen und dazu noch zu Sündenböcken gemacht würden, so Ministerpräsident Kurt Beck.

Mainz. (win) Für Qualitätsware erwarten die Landwirte angemessene Preise. Das machten ihre Vertreter beim Parlamentarischen Abend in Mainz klar und hatten dabei Ministerpräsident Kurt Beck und Landwirtschaftsminister Hendrik Hering auf ihrer Seite. Die gemeinsame Forderung: Von den höheren Preisen müssen auch die Landwirte profitieren, zu deren Lasten seit Jahren der teilweise rigorose Preiskampf an den Ladentheken geht. Doch selbst deutlich erhöhte Erzeugerpreise sind laut Beck kein Grund für die derzeit drastisch angehobenen Nahrungsmittelpreise. Bei Milch kommt gerade mal ein Drittel, bei Fleisch ein Viertel und bei Brot weniger als ein Zwanzigstel der Verbraucherausgaben bei den Bauern an.Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Norbert Schindler versicherte, dass die Teuerungswelle nicht durch steigende Erzeugerpreise zu begründen sei. Das Höfesterben geht weiter

Zwar sind die Preise für Getreide teilweise merklich gestiegen und der Milchpreisverfall gestoppt worden, doch beim Schweinefleisch machen die Bauern weiter ein Minusgeschäft. Laut Schindler hat sich der Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel an den gesamten Konsumausgaben der Bürger seit 1980 von 21 auf elf Prozent fast halbiert. Das Preisniveau für Lebensmittel liegt in den meisten westeuropäischen Staaten deutlich höher. Das Höfesterben geht derweil weiter. Die Zahl der Betriebe sank im vergangenen Jahr um 1100 auf 25 900. Rund 40 Prozent davon werden noch im Haupterwerb geführt. Massive Gegenwehr fordern die Winzer vom Land bei der geplanten EU-Weinmarktordnung, die unter anderem die Saccharose-Anreicherung kippen will und auf teure Rodungsprogramme zur Verringerung der Weinmenge setzt. Die Pläne der Brüsseler Kommission, die auch Lagebezeichnungen und das Qualitätsweinsystem abschaffen will, gefährdet nach Herings Einschätzung zahlreiche Weinbaubetriebe im Land. Im September soll daher über eine Bundesratsinitiative erneut auf Änderungen gedrängt werden. Am 19. September wird es einen Mainzer Weingipfel von Politik und Weinwirtschaft geben, um gemeinsam Forderungen zu stellen.

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