Warten in Mertesdorf

MERTESDORF/SOLMS. (len) Baustopp in Mertesdorf: Wegen der vorläufigen Insolvenz des hessischen Abfallverwerters Herhof wird die Trockenstabilatanlage für den Müll der Region möglicherweise nicht rechtzeitig zum ersten Juli fertig.

"Wir mussten einen Baustopp verfügen, weil wir die Lieferanten nicht bezahlen können", sagt Andreas Puchelt, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Herhof-Umwelttechnik GmbH. Zwar ist die Trierer Tochterfirma, die Herhof Trockenstabilatanlage GmbH & Co. KG., nicht insolvent, durch die Schieflage der Mutterfirma fehlt aber das Geld, um die Anlage in Mertesdorf fertigzustellen. Dort soll ab Juli der Müll aus der Region Trier zu Trockenstabilat verarbeitet werden. Die Anlage ist zu etwa 70 Prozent fertig. "Als nächstes muss die Maschinentechnik eingebaut werden", sagt Puchelt. Das seien Geräte zur Zerkleinerung des Mülls und zur mechanischen Sortierung. Die Ausgaben für die Maschinen machen rund ein Drittel der Gesamtkosten aus. Die betragen rund 40 Millionen Euro. Durch den Baustopp kommt es nach Einschätzung von Puchelt zu einer mindestens vierwöchigen Verzögerung. "Wir werden alles dransetzen, das zu kompensieren. Aber es wird eng." Bevor die Anlage mit ihrer normalen Kapazität von rund 200 000 Tonnen pro Jahr läuft, werde sie über zehn bis zwölf Wochen im Probebetrieb langsam hochgefahren. Wenn die Anlage nicht rechtzeitig fertig wird, muss der Müll aus der Region Trier zwischengelagert oder an einem anderen Ort behandelt werden. Eine Sondergenehmigung, unbehandelten Müll länger als bis Ende Juni dauerhaft zu deponieren, werde es nicht geben, sagte ein Sprecher des Mainzer Umweltministeriums dem TV . Die Trockenstabilatanlage hat nach Angaben von Herhof im Vollbetrieb eine Reservekapazität von rund zehn Prozent. Die könnte genutzt werden, um zwischengelagerten Müll zu verarbeiten. Unterdessen ist Insolvenzverwalter Bernd Ache optimistisch, Herhof retten zu können. Die Royal Bank of Scotland habe einen Kredit von über 100 Millionen Euro zugesagt, wenn es der Treasury Holding, dem Hauptgesellschafter von Herhof, und dem Immobilienfonds Quinlan gelingt, einen dritten Gesellschafter mit Erfahrung im Müllbereich zu gewinnen. Quinlan will die Mehrheit an Herhof übernehmen. Drei Firmen seien bereits interessiert, sagte Ache der Fuldaer Zeitung. Die Konsequenzen aus der Herhof-Insolvenz sind am Donnerstag Thema einer von den Grünen beantragten aktuellen Stunde im Mainzer Landtag.

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