Weg von der Bildfläche

TRIER/KOBLENZ. Während die privaten Wettanbieter kräftig weiter werben, verschwindet die staatliche Konkurrenz Oddset fast ganz von der Bildfläche. Und das alles nur, weil Spielsucht eingedämmt werden soll.

 Spielen macht süchtig: Demnächst wird auf allen Oddset-Scheinen ein Warnhinweis aufgedruckt. Foto: Hans-Peter Linz

Spielen macht süchtig: Demnächst wird auf allen Oddset-Scheinen ein Warnhinweis aufgedruckt. Foto: Hans-Peter Linz

Dirk Martin hat derzeit wohl einen der frustrierensten Jobs im Land. Der Werbeleiter von Lotto Rheinland-Pfalz muss sich Gedanken darüber machen, wie er am besten keine Reklame mehr für ein Produkt machen soll. "Die Arbeit der letzten eineinhalb Jahre ist mit einem Mal vollkommen für die Füße." Fast zwei Jahre hat er daran gearbeitet, die Fußballwette Oddset ordentlich bei der Fußball-WM zu präsentieren. Immerhin erkaufte sich der bundesweit agierende Staatsmonopolist den Titel "Nationaler Förderer". Damit sollten private Konkurrenten aus den Stadien verbannt werden. Und nun darf der WM-Sponsor nicht mehr werben.Auch private Anbieter im Visier

Damit sollen die Auflagen des Bundesverfassungsgerichts umgesetzt werden. Spielen kann süchtig machen. Und der Staat, der das Monopol auf Sportwetten in Deutschland hat, habe daher eine besondere Verantwortung, schrieben die Karlsruher Richter Ende März den 16 staatlichen Lottogesellschaften ins Stammbuch. Nach Hessen hat nun auch Rheinland-Pfalz Konsequenzen gezogen. Lotto Rheinland-Pfalz zieht sich mit Oddset fast komplett aus der Öffentlichkeit zurück. In Brandenburg und Nordrhein-Westfalen geht man zudem noch gegen private Wettbüros vor. Sie sollen geschossen werden. Zwar ist durch das staatliche Glücksspielmonopol ein privates Angebot in diesem Bereich verboten, doch wird es mancherorts geduldet. Nach dem Bundesverfassungsgerichts-Urteil herrsche nun Rechtssicherheit: Entweder dämme der Staat die Spielsucht ein oder der Markt müsse für private Anbieter geöffnet werden, argumentiert man in Brandenburg und hat sich für die radikale Lösung entschlossen. In Rheinland-Pfalz setzt man eher auf Konkurrenz. Man müsse den Markt teilweise öffnen und auch privaten Konzessionen geben, heißt es bei Lotto und beim Sportbund. "Wir fürchten uns nicht vor Konkurrenz, wir sind stark genug", gibt sich Lotto-Werbeleiter Martin selbstbewusst. Mit dieser Lösung hofft man, das Werbeverbot für Monopolisten aushebeln zu können. Wenn es Konkurrenz gibt, die dann auch Steuern zahlt, könne das Urteil in der Form nicht mehr gelten, glaubt man. Doch die private Konkurrenz hat wohl gar kein Interesse an erweiterten Konzessionen. Das Geschäft brummt auch so. Etwa beim österreichischen Anbieter Betandwin, der derweil kräftig weiter wirbt. Erst jüngst wurde Betandwin für 60 Millionen Euro Trikot-Sponsor des AC Mailand. Außerdem kooperiert er mit Werder Bremen, Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln. Ob der Wettanbieter seine Werbung auch entfernen muss, ist noch unklar. Oddset ist von 13 Bundesliga-Vereinen offizieller Werbepartner. Auch beim Regionalligisten Eintracht Trier. Ein "stets verlässlicher Partner" sagt Eintracht-Vorstand Alfons Jochem. "Wir haben der Eintracht immer die Stange gehalten. Egal, wie es um sie gestanden hat", sagt Lotto-Werbechef Martin. Und in Zukunft? "Keine Ahnung", gesteht Martin frustriert.

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