Weinjahrgang 2008: Es ist noch alles drin

Nach dem Regen in den vergangenen Tagen hoffen die Moselwinzer jetzt auf einen Goldenen Oktober. Der Riesling, Hauptrebsorte der Mosel, hängt größtenteils noch am Stock. Nur vereinzelt haben die Winzer mit einer Vorlese begonnen. Beginnt jetzt eine trockene Wetterperiode, steigen die Mostgewichte und damit die Qualitäten rasch an.

 Die Rieslinglese kann beginnen. TV-Foto: Winfried Simon

Die Rieslinglese kann beginnen. TV-Foto: Winfried Simon

Trier/Bernkastel-Kues. Winzer Jochen-Peter Reinert aus Kanzem (Saar) inspiziert derzeit täglich seine Weinberge. Um Top-Qualitäten zu ernten, ist es wichtig, den idealen Lesezeitpunkt zu erwischen. Der Regen der vergangenen Tage hat ihm und seinen Winzerkollegen Sorgen bereitet, denn die nasse Witterung befördert die Traubenfäulnis. Reinert: "Es wird höchste Zeit, dass der Regen aufhört."

Noch sieht es gut aus, aber die kommenden drei bis vier Wochen entscheiden über die Qualität des 2008ers und darüber, ob wieder - wie in den Jahren zuvor - relativ viele hochwertige Spät- und Auslesen geerntet werden können. Mindestens eine Woche will Reinert warten, bis er mit der Rieslinglese beginnt.

Winzer Martin Schömann aus Zeltingen-Rachtig rät ebenfalls, noch abzuwarten. 90 Prozent seiner 6,5 Hektar Weinberge sind mit Riesling bestockt. Um das hohe Qualitätsniveau seiner Weine halten zu können, wird er Ende dieser Woche mit einer kleinen und erfahrenen Lesemannschaft zunächst vorlesen, um faule und schlechte Trauben frühzeitig auszusortieren. Erlaubt es die Witterung, folgt dann ab der kommenden Woche die Hauptlese. Erstmals will Schömann einen Teil des Rieslings mit dem Vollernter einholen. Schömann: "Bislang sind wir stets ohne die Maschinenlese ausgekommen, aber in diesem Jahr wird es wohl nicht anders gehen."

Markus Junglen aus Kröv will gar noch bis zum 20. Oktober mit der Rieslinglese warten. Entscheidend für ihn ist weniger das Mostgewicht, sondern der Traubengeschmack. Junglen: "Die Riesling-Trauben fangen jetzt langsam an, Geschmack zu bekommen." Beim Riesling sind die Säurewerte mit 13 bis 15 Gramm/Liter derzeit noch etwa zu hoch. Erst Säurewerte unter zehn Gramm/Liter beim Most garantieren hochfeine und harmonische Weine, so Junglen.

Unterdessen ist die Lese der frühen Sorten wie Müller-Thurgau und Dornfelder weitestgehend abgeschlossen. Ihnen hat das kühle und trockene Wetter ab Mitte September gut getan. Weinbauberater Wolfram Börker vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel: "Wir haben Glück gehabt. Anfang September begannen bei den frühen Sorten einzelne Beeren zu faulen, doch das anschließend trocken-kühle Wetter hat diese Entwicklung wieder gestoppt." Die Erträge beim Müller-Thurgau liegen im Schnitt bei 120 Hektoliter pro Hektar, das ist etwas weniger als das gesetzlich vorgeschriebene Kontingent von 125 Hektoliter pro Hektar. Nur vereinzelt wurde diese Grenze überschritten. Moste aus solchen Lagen können unter anderem als Traubensaft vermarktet werden.

Die aktuellen Reifemessungen Anfang dieser Woche weisen beim Riesling im Durchschnitt Werte von 75 bis 80 Grad Oechsle aus, wobei die Spannbreite je nach Lage und Boden relativ groß ist. Dies gilt ebenso für die zu erwartende Erntemenge.

In den Top-Steillagen haben die Mostgewichte jetzt bereits 90 Grad Oechsle erreicht.

Wolfram Börker: "Von der Auslese bis zur edelsten Beerenauslese ist noch alles drin. Jetzt kommt es auf die kommenden Wochen an."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort