Weiter an Europa arbeiten

Die Großregion Saar-Lor-Lux gilt als europäische Musterregion. Beim genaueren Blick aber haben viele Verantwortliche vor Ort noch einige Defizite ausgemacht, wie eine Veranstaltung des Euro Info Centres zeigte.

Trier. (hw) Ein mutiger Gastredner und eine muntere und kritische Podiumsdiskussion zeigten, dass die Großregion im "Herzen Europas" zwar auf dem Weg zu einer vorbildlichen europäischen Region ist, es aber auch noch an vielen Ecken und Enden ganz kräftig knirscht. Von daher hatte das Euro Info Centres Trier (EIC) seine Veranstaltung innerhalb der Europawoche unter ein treffendes Motto gestellt: Europa - Chance oder Hemmschuh für die regionale Entwicklung.Gastredner Romain Kirt, Conseiller de Gouvernement Luxemburg und ehemaliges Kabinettmitglied von EU-Kommissionspräsident Jacques Santer, stellte die Zuhörer mit einem EU-Witz auf seinen Vortrag ein. "Frau Merkel, Herr Juncker und Herr Barroso haben eine Audienz beim lieben Gott und jeder hat eine Frage frei. Juncker fragt, wann alle EU-Länder den Euro einführen? Gott antwortet ihm: ,Dann bist Du nicht mehr im Amt.' Darauf fragt Barroso wann endlich die Arbeitslosigkeit in der EU unter fünf Prozent sinkt. Auch er bekommt die Antwort: ,Dann bist Du nicht mehr im Amt.' Als letztes fragt Angela Merkel, wann sich die Menschen endlich als Europäer fühlen und so denken und handeln. Darauf Gott: ,Dann bin ich nicht mehr im Amt'." Auch in seinem weiteren Vortrag blieb Romain Kirt seinem kritischen Ton treu. Es sieht die Europäische Union in ihrer schwersten Krise, "weil es der Politik nicht gelingt, den Graben zwischen den Bürgern und der Europäischen Uinon zu verkleinern". Es sei notwendig, dass die Bürgerinnen und Bürger Europas die europäische Idee nicht nur besser verstehen, sondern dass sie sich auch stärker mit den Zielen der EU und mit Europa selbst identifizieren.Klare Worte an die Institutionen

Auch in der von TV-Redakteur Dieter Lintz moderierten Podiumsdiskussion gab es Lob, aber auch einige kritische Töne. Mit dem Blick auf die regionale Entwicklung meinte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier (HWK), Hans-Hermann Kocks: "Es gibt deutliche Defizite im institutionellen Bereich und noch zu viele adminstrative Hemmnisse." Vorlagen und Konzepte träfen auf dieser Ebene meist nur auf Desinteresse, während es zwischen den Menschen, auf dem Arbeitsmarkt oder bei der Siedlungspolitik doch prima funktioniere. "Das Haus der Region ist nur da, um Politiker zu entsorgen. Arbeitsergebnisse von dort haben wir noch nicht gesehen", sagte Kocks. Auch der CDU-Bundestagsabegordnete Bernhard Kaster sieht noch einige Arbeit: "Die Region Trier, Lothringen, Luxemburg ist sicher modellhaft, doch wir können es uns nicht erlauben, stehen zu bleiben." So sehe er zwar einen gemeinsamen Arbeitsmarkt, doch einen gemeinsamen Ausbildungsmarkt gebe es noch nicht. Günter Eymal, FDP-Landtagsabgeordneter, wollte lieber an die Erfolge erinnern. "Die Region Trier mit einer Arbeitslosigkeit von 5,2 Prozent und den vielen Aufträgen in Luxemburg profitiert vor allem durch die Großregion." Im Gespräch nach der Veranstaltung meinte Gastredner Romain Kirt ganz treffend: "Manchmal muss man provozieren, damit eine Sache vorankommt."

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