Welche Kreise zieht die Krise?

Der Ausfall der sogenannten Subprime-Hypotheken in den USA führt weltweit zu nervösen Märkten. Welche Kreise zieht die Krise? Darüber sind sich die Experten uneinig. In der Region bleiben Sparkassen und Volksbanken ruhig. Sich befürchten keine Probleme für sich und ihre Kunden.

Berlin/Trier. Die jüngste Finanzkrise hat die Konjunktur-Erwartung für Deutschland stark eingetrübt: Das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sackte im August im Vergleich zum Vormonat deutlich um 17,3 Punkte ab und liegt nun bei minus 6,9 Punkten. Dennoch bleibt ZEW-Präsident Wolfgang Franz ruhig: "Die Krise ist in erster Linie ein Problem der Vereinigten Staaten. Mögliche Rückwirkungen auf die deutsche Konjunktur werden sich nach derzeitigen Kenntnissen in engen Grenzen halten." Allerdings könnten die deutschen Exporte von einer schwächeren Kaufkraft der US-amerikanischen Konsumenten beeinträchtigt werden. Bei den Sparkassen und Volksbanken in der Region Trier beobachtet man die Lage aufmerksam. "Natürlich gehen täglich viele Anfragen von Anlegern bei uns ein", sagt ein Anlageberater. Doch auch hier ist Ruhe das oberste Gebot. Das Vorstandsmitglied der Volksbank Trier, Horst Schreiber, sieht auf jeden Fall keinen Grund zur Panik. "Für unsere Kunden ändert sich weder im Anlagengeschäft noch im Hypothekengeschäft etwas." Wichtig sei es, dass auch der Markt weiter ruhig und besonnen reagiere. "Für die notwendige Liquidität in den genannten Problemfeldern müssen die Zentralbanken sorgen, so wie sie es bisher getan haben." Und am Aktienmarkt dürften die "Profis nicht beim kleinsten Windstoß umfallen". Gleichwohl sieht der Volksbankchef aber auch die Gefahr, die insgesamt hinter der Hypothekenkrise steht. "Es wird sich zeigen, welche Banken noch betroffen sind."Albert Bonert, Vermögensmanagement (Sparkasse Trier), beruhigt. "Die Sparkasse sieht keinen Grund, dass Kunden im Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise um die Sicherheit ihrer Einlagen bei der Sparkasse bangen müssen. Dies gilt für alle Einlagen bei der Sparkasse, ob Spargelder, Festgeldanlagen oder Schuldverschreibungen. Auch Fondsanlagen bei der DekaBank und bei deren Kooperationspartnern sind sicher." Weder die Sparkasse Trier noch die DekaBank hätten in ABS-Titeln aus dem Subprime-Markt investiert. Ebenso meldet sich die Kreissparkasse Vulkaneifel: "Wir sind nicht betroffen", sagt Kreissparkassenvorstand-Vorsitzender Dieter Grau. Insgesamt glauben die Experten, die derzeitige Verunsicherung dürfte bis zu einer endgültigen Offenlegung aller Risiken noch andauern. Dabei könnten die Aktienmärkte durchaus schwächer notieren. Meinung Gier nach dem schnellen Geld Die jüngste Krise an den internationalen Finanzmärkten zeigt wieder einmal beispielhaft, wie sehr in einer globalisierten Welt alles zusammenhängt. Der berühmte Sack Reis, der in China umfällt, kann eben doch bei uns ein kleines Erdbeben auslösen. Und vor diesem Hintergrund ist es überaus wichtig, dass die vorhandenen Kontrollmechanismen greifen. Nachweislich haben diese in den USA versagt, auch weil alle Beteiligten gut an der Immobilienblase verdient haben. Doch nicht nur dort: Auch deutsche Banken sind vielfach in die Falle getappt und haben aus Gier auf den schnellen Euro gesetzt. Die Zeche zahlt nun die Allgemeinheit, indem die Notenbanken Geld in den Markt schießen, damit aus der Krise kein Chaos wird. Damit wird die Krise vielleicht abgeschwächt, der Fehler im System bleibt bestehen. Ohne eine wirksamere, weltweite Risikokontrolle werden gierige Manager noch viele "Säcke Reis" umwerfen. h.waschbuesch@volksfreund.deextra Der Ursprung der Finanzkrise liegt vor allem an den platzenden Hypothekenkrediten im US-Subprime-Markt, in dem Hauskäufer mit geringer Kreditwürdigkeit zusammengefasst sind. Bei fallenden Immobilienpreisen und steigenen Kreditzinsen können viele ihre Häuser nicht mehr bezahlen. Dies Krise führte zu einer Art Kettenreaktion auf dem US-Immoblienmarkt, die dann auch auf die weltweiten Kapitalmärkte überschwappte.

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