Weniger Pleiten: Region viel besser als der Bund

Trier · Die jüngsten, positiven Konjunkturprognosen der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer bestätigen sich im Insolvenzgeschehen in der Region. 128 Firmenpleiten sind im vergangenen Jahr registriert worden, knapp 13 Prozent weniger als noch 2015.

Trier. Die Insolvenzspezialisten der Creditreform haben das Pleitengeschehen in der Großregion fest im Blick. Ihre jüngste Untersuchung zeigt, dass die Situation in der Region Trier gut ist, während die Lage in Luxemburg (siehe Extra) etwas schwieriger ist. "Die Nachricht Nummer eins ist: Die Region ist deutlich besser als der Bund", sagt Herbert Eberhard, Chef von Creditreform Trier und Luxemburg, dem Volksfreund. 2015 listete die Wirtschaftsauskunftei noch 147 Pleiten auf, im vergangenen Jahr waren es 128 und damit genau 12,92 Prozent weniger.
Der Vergleich: Bundesweit sind die Pleiten in diesem Vergleichszeitraum von 23 180 auf 21 700 gesunken, ein Minus von 6,38 Prozent. Aber auch hier hält die positive Entwicklung an. 2009, nach dem Börsencrash, gingen deutschlandweit noch fast 33 000 Unternehmen pleite. In der Region Trier lag der Höhepunkt im Jahr 2012 mit 185 Firmeninsolvenzen. Doch insgesamt zeigt sich die Region als recht krisensicher. "Die erneut gegenüber den anderen Teilen Deutschlands doppelt so gute Entwicklung im Bereich Trier zeigt die stabile Struktur, die von der guten Konjunktur zusätzlich gestützt wird", findet Herbert Eberhard. Doch es ist bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein: In der Baubranche gab es trotz guter Auftragslage eine deutliche Steigerung der Firmenpleiten, nämlich von 17 auf 30. Das ist ein Plus von 76 Prozent. Betroffen waren vor allem kleine Firmen. In umgekehrte Richtung ging es im Handel. Zehn statt zuvor 35 Pleiten sind ein Rückgang um 72 Prozent.
Zwei spektakuläre Fälle stechen in der Region heraus. Mit der Unternehmenspleite der BÜS-Bürgerservice gemeinnützige Gesellschaft zur Integration Arbeitsloser standen in der Stadt Trier 270 Arbeitsplätze auf der Kippe. Doch die Firma kann nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung weitergeführt werden. "Es ist zu erwarten, dass ein wesentlicher Teil der Arbeitsplätze erhalten bleibt", sagt der Creditreform-Chef.
Das größte Umsatzvolumen einer insolventen Firma hat die DWH Drahtwerk Horath GmbH mit rund 110 Millionen Euro und rund 155 Mitarbeitern. Doch auch hier läuft der Betrieb weiter und vor kurzem zeigte sich Insolvenzverwalter Professor Thomas B. Schmidt gegenüber dem TV optimistisch, dass man für das Unternehmen einen Interessenten findet, der die Geschäfte weiterführt.
Die Privaten: Im Gegensatz zu den Firmenpleiten ist ein leichter Anstieg der Privatinsolvenzen zu vermelden, von 455 auf 479. Eberhard: "Wegen unterschiedlicher Bearbeitungsintensität der befassten Stellen kommt es hier immer wieder zu Schwankungen, die wenig aussagefähig sind."Extra

Im Gegensatz zur Entwicklung in der Region Trier sind in Luxemburg die Unternehmens insolvenzen im vergangenen Jahr gestiegen. Der Chef der Creditreform Luxemburg, Herbert Eberhard, betont aber, dass es vor allem kleinere Firmen erwischt habe. "Mit insgesamt 983 Pleiten ist das Konkursgeschehen in Luxemburg markant um 12,6 Prozent gestiegen", sagt er dem TV. 2015 wurden im Großherzogtum "nur" 873 Firmenpleiten gezählt. Am häufigsten hatten dabei Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche Probleme: Die 671 Fälle aus diesem Bereich machen knapp 70 Prozent aller Fälle aus. Mit 247 Firmen (zuvor 260) ging die Zahl der Pleiten im Handel leicht zurück. Die zwei größten Pleiten waren die Martin Weber Sàrl aus Grevenmacher mit rund 40 Mitarbeitern (2,5 Millionen Euro Umsatz) und die Meng Drogerie + SA aus Mondorf-les-Bains mit 80 Beschäftigten und rund zehn Millionen Euro Umsatz. Diese Firma entstand aus der insolventen Schlecker-Gruppe heraus. Die Mehrzahl der "Pleitefirmen" in Luxemburg ist länger als fünf Jahre am Markt (63,28 Prozent). Doch gerade bei jungen Firmen - bis zu drei Jahren - gibt es eine deutliche Steigerung. Insolvenzexperte Eberhard erklärt: "Hier spielt wohl in vielen Fällen die mangelnde Eigenkapitalquote und eine fehlende Liquiditätsplanung eine entscheidende Rolle." hw

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