Wer nicht ausbildet, zahlt drauf

TRIER. Der deutschen Wirtschaft geht es schlecht. Kaum eine Branche, die nicht unter der konjunkturellen Delle leidet. Für alle Unternehmen stellt sich die Frage: Wie können die Kosten verringert werden? Viele Betriebe sparen am Nachwuchs, stellen keine Azubis ein: eine Milchmädchen-Rechnung, wie eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) belegt.

 Azubi-Arbeit lohnt sich: Der Nachwuchs kostet nicht nur Geld, er bringt auch Erträge.Foto: TV -Archiv/W. Lenders

Azubi-Arbeit lohnt sich: Der Nachwuchs kostet nicht nur Geld, er bringt auch Erträge.Foto: TV -Archiv/W. Lenders

Was kostet Ausbildung, und was bringt sie? Im Rahmen der gemeinsamen Aktion "Ausbildung jetzt!" der Handwerkskammer (HWK), der Industrie- undHandelskammer (IHK), des Arbeitsamtes und des TV soll diese Frage beleuchtet werden. "Ich kann mir in der jetzigen Situation keine Azubis leisten. Die Auftragslage ist zu ungewiss", diese Meinung vertreten zur Zeit viele Unternehmen. Die Betriebe, die in der Vergangenheit auch schon einmal über den eigenen Bedarf ausgebildet haben und jene Firmen, für die Ausbildung noch Neuland ist, sind zurückhaltend geworden. Doch in vielen Unternehmen entscheidet das Gefühl, nicht das wirtschaftliche Kalkül. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung belegt: Ausbildung rechnet sich. Auszubildende kosten durchschnittlich 17 750 Euro im Jahr. Darin enthalten sind neben den Kosten für Ausbildungsvergütung und Sozialleistungen auch die Ausbilder-, Arbeitsplatz- und Qualifizierungskosten sowie Prüfungsgebühren. Gleichzeitig aber erwirtschaften Azubis auch Erträge. Nach der BiBB-Rechnung waren dies im Jahr 2000 durchschnittlich 8218 Euro pro Jahr und Azubi. Rechnet man also die Erträge von den Kosten ab, bleiben gerade noch 9532 Euro an Nettokosten. IHK-Geschäftsführer Marcus Kleefisch sieht die Situation jedoch differenzierter: "Die Berechnungen schwanken deutlich zwischen Betrieben und Branchen." Bei vielen Auszubildenden überstiegen die Erträge die Summe der Kosten. Der Direktor des Arbeitsamtes Trier, Hans Dieter Kaeswurm, sieht aber auch weiter gute Gründe, dass Unternehmen die Ausbildung nicht vernachlässigen. "Es war selten so einfach für Unternehmen, engagierte Jugendliche für die Ausbildung zu gewinnen." Gut ausgebildete Schulabgänger, die jetzt keine interessante Lehrstelle fänden, würden für ein oder zwei Jahre auf weiterführende Schulen gehen, um danach die Ausbildung zu machen, die sie heute schon machen könnten. "Dabei verlieren Jugendliche und Betriebe wichtige Zeit", sagt Kaeswurm. Der Zeitfaktor ist aber auch betriebswirtschaftlich gesehen ein Argument für "Ausbildung jetzt!".

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