Wer zahlt, hat verloren

TRIER. Derzeit überfluten Mails mit dem Betreff "Geschäftsvorschlag" die elektronischen Postfächer. Sie versprechen Millionen-Erbschaften oder -Gewinne, dienen jedoch nur dazu, die Empfänger abzuzocken.

Der "Geschäftsvorschlag" klingt gut: 30 Prozent von 18,5 Millionen Dollar direkt aufs Konto. Wer könnte da nicht schwach werden? Wortreich und durchaus seriös klingend erklärt ein "Herr George Benson, ein rechnungspruefer (!) bei der Union Bank Nigeria PLC", dass sein Institut das Guthaben eines Mannes namens Manfred Becker verwaltet, der vor drei Jahren "in einem gräßlichen Flugzeug absturz" (!) ums Leben gekommen sei. Da die Verwandten nicht zu erreichen seien, soll das Vermögen nun verteilt werden - und zwar zu einem Teil an den Empfänger der E-Mail mit der Betreffzeile: "Geschäftsvorschlag". Sollte das Geld nicht ausgezahlt werden, werde das Guthaben für Waffen und Munition im "Krieg in Afrika" verwendet. Seit Jahren sind solche Schreiben und Faxe im Umlauf. In jüngster Zeit werden sie wieder vermehrt verschickt - und zwar per E-Mail. Absender ist die so genannte Nigeria-Connection, weil die Spur meistens nach Nigeria führt. In den Mails tauchen unter verschiedenen Absender-Namen wortreich immer wieder verschiedene, aber ähnliche Geschichten auf. Tatsächliche politische und gesellschaftliche Veränderungen oder auch Naturkatastrophen werden geschickt in die Legenden eingeflochten. Eine Variante ist die Nachricht über einen angeblichen hohen Lotto-Gewinn einer Gesellschaft aus den Niederlanden. Bei allen Mails gleich: Wer darauf antwortet, erhält innerhalb kürzester Zeit eine weitere "dringende" Nachricht, in der alles noch einmal, allerdings noch wortreicher wiederholt wird. Außerdem heißt es darin, man möge seine Hausbank bereits auf den Geldsegen vorbereiten. Dann wird der Empfänger nach persönlichen Daten gefragt: Familienstand, Alter, Beruf und Telefonnummer. Antwortet man darauf auch, erhält man laut dem Internetdienst computerbetrug.de einen Musterbrief, in dem man seinen Anspruch auf die Erbschaft anmelden soll. Wer das Fax abschicke, erhalte ziemlich rasch eine Empfangsbestätigung des Anspruchsantrags, danach flatterten jede Menge Formulare ins Haus, die man zu einer Anwaltskanzlei in Nigeria faxen solle. Diese schicke dann eine Vollmacht für die Rechtsvertretung und verlange dann gleich mindestens 5000 Euro. Und wer die zahlt, hat verloren. Laut einer Warnung des Bundeskriminalamts (BKA) folgen nach einer Zahlung weitere Aufforderungen, Geld zu überweisen. Doch vom versprochenen Millionen-Erbe oder dem Gewinn sieht man nie etwas. Auf diese Weise verlor ein österreichischer Landwirt 1,2 Millionen Euro. Und ein 76-jähriger Architekt aus Bielefeld wurde um über 60 000 Euro erleichtert, weil er einer Mitteilung Glauben schenkte, dass er in einer Lotterie zwei Millionen Euro gewonnen habe, dafür aber vorab Geld in die Niederlande überweisen müsste. Das BKA warnt daher vor den Mails der Nigeria-Connection und rät: Nie antworten! Wegwerfen!

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