Wie der Zwillingsbruder in Bewegung

GEROLSTEIN. Der bundesdeutsche Getränkemarkt ist in Bewegung. Nicht nur im Biersegment drängen ausländische Großkonzerne auf den heimischen Markt. Auch bei den Wassern versuchen Mega-Firmen wie Coca-Cola, Danone oder Nestlé, die Verbraucher für sich zu gewinnen.

Ein wenig ähnelt die Entwicklung des Gerolsteiner Brunnens der seiner Radsport-Mannschaft "Team Gerolsteiner". Meter für Meter arbeitet sich das sportliche genauso wie das ökonomische Team nach vorn, genießt Respekt, erzielt kontinuierlich Erfolge, ohne dabei spektakulär nach oben oder unten auszuschlagen. "Wir sind wie Zwillingsbrüder", sagt Jörg Croseck, Geschäftsführer Marketing, Vertrieb und Personal des Gerolsteiner Brunnens. Ohnehin sei die Kombination von Sport und Wasser erfolgversprechend und liege im Trend. "Wellness-Wasser, Sport-Getränke und Saftschorlen wachsen im Getränkemarkt", sagt Croseck und verweist auf die "Chance für Gerolsteiner, Reinheit und Natürlichkeit glaubwürdig zu verkaufen". Immerhin 90 Prozent einer Marke bestehen aus Image, einem Bild beim Verbraucher, der neben dem Naturprodukt und Durstlöscher Wasser auch noch eine bunte Werbewelt mitkauft. "Die Welt rund um die Marke" nennt der Geschäftsführer das und zählt auch das "Team Gerolsteiner" dazu. Deshalb hat Gerolsteiner das Jahr 2004 als "Jahr der Innovation" ausgerufen - als Konzentration auf das Eifeler Mineralwasser, vom stillen Wasser bis zur Apfelsaftschorle. Croseck: "Wir leben nicht von imaginären Werten allein."Beinharter Verdrängungswettbewerb

Die einstigen Tochterunternehmen Margon und Steinhäger sind deshalb verkauft worden, auch die Limonade "Gerri" ist aus der Produktpalette verschwunden. "Wir wollen unsere Marktführerschaft ausbauen", sagt Croseck. Da sei alles störend, was nicht unmittelbar mit dem Gerolsteiner Wasser zu tun habe. Denn Deutschlands größter Mineralwasserbrunnen hat mit internationaler Konkurrenz zu kämpfen: Der amerikanische Getränkeriese Coca-Cola drängt mit einem neuen Wasser in den deutschen Markt, Nestlé vertreibt die Konkurrenz-Marken Perrier und Vittel, Danone das stille Wasser Evian. Croseck: "Gerolsteiner wächst in einem Segment, das 20 Prozent des Gesamt-Wassermarktes ausmacht. Das ist ein beinharter Verdrängungswettbewerb."Gerolsteiner als Kern der Bitburger-Holding

Trotzdem hofft man in der Vulkaneifel auf ein Wachstum von rund drei Prozent in den kommenden beiden Jahren. Nicht zuletzt mit neuen Produkten - bis zu drei neue Gerolsteiner-Ableger jährlich sind im Gespräch. "Wir brauchen Innovationen, um profitabel wachsen zu können", sagt der Marketing-Geschäftsführer. Dazu gehört auch das neue Apfelschorlen-Gebinde und die neue Wasserspender-Technologie "Office-Line" im Fünf-Liter-Pet-Gebinde für Apotheken, Kanzleien oder Büros. Alle neuen Produkte sollen im Herbst auf den Markt kommen. Im Zusammenhang mit Innovationen und Marktwachstum weist Jörg Croseck auch alle Spekulationen über einen Verkauf des Gerolsteiner Brunnens zurück. "Natürlich möchte die Konkurrenz gern bei uns einen Fuß in die Tür bekommen", sagt der Geschäftsführer, doch an den Gerüchten, dass dies gelinge, sei "nichts dran". Die Gesellschafter und die Bitburger Getränke Verwaltungs-Gesellschaft, zu der der Gerolsteiner Brunnen gehört, hatten bereits in der Vergangenheit Verkaufsabsichten mehrfach verneint. Dennoch kommen in der Branche immer wieder Gerüchte auf, die Bitburger Holding könnte ihr profitables Mineralwasser verkaufen, um den Aufkauf der beiden Traditions-Brauereien Licher und König zu finanzieren. "Gerolsteiner ist im Gegenteil einer der Kernpunkte der strategischen Ausrichtung der Holding", ist der Marketing-Geschäftsführer überzeugt. Man denke stattdessen sogar über internationale Brunnenkäufe und ein Wachsen Richtung osteuropäische EU-Beitrittsländer nach. Croseck: "Wir wollen nicht im Massenmarkt einsteigen, sondern in die Gastronomie und ins gehobene Segment." Nun hofft der Geschäftsführer, dass wieder Ruhe ins Unternehmen einkehrt. Denn auch die Umstrukturierungen im Unternehmen hatte zwischenzeitlich für Unruhe bei den rund 850 Beschäftigten des Brunnens gesorgt. Insgesamt 90 Jobs sollen in Gerolstein abgebaut werden. Nach ersten Maßnahmen werden nun noch rund 60 Stellen wegfallen - ohne betriebsbedingte Kündigungen. Doch Croseck ist sich sicher, dass Gerolsteiner mit dem "Jahr der Innovationen" für die Zukunft gerüstet ist.

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