Wieder Herhof-Schrecksekunde

TRIER/MERTESDORF. Geht der Leidensweg des Trockenstabilat-Projekts auf der Kreismülldeponie Mertesdorf (Trier-Saarburg) weiter? Zu neuen Irritationen führte nun die Ankündigung des hessischen Herstellers Herhof, dass die irische Treasury Holding ihre Mehrheitsbeteiligung abgegeben habe.

Herhof-Geschäftsführer Michael Koch informierte Anfang der Woche bei einer internen Sitzung des Abfallwirtschafts-Zweckverbandes Bad Hersfeld über die neue Entwicklung. Nach dem Treasury-Ausstieg habe man schon zum 17. November einen Vertrag mit einem neuen Partner geschlossen. Den Vertragspartner wollte Koch noch nicht nennen. Erst in der kommenden Woche werde der "international arbeitende Investor" vorgestellt. Der Bau des Werks in Trier mit 180 000 Tonnen Trockenstabilat Jahreskapazität und andere Projekte seien damit gesichert - der Betriebsbeginn zum 1. Juni 2005 garantiert, so Geschäftsführer Michael Koch.Zweckverband pocht auf Vertragserfüllung

Als "Falschmeldungen" bezeichnet Werkssprecher Andreas Puchelt die in der Öffentlichkeit kursierenden Andeutungen, wonach Herhof noch keine Abnehmer für die anfallenden Mengen an Trockenstabilat habe. Für den Papierhersteller SCA bei Kassel errichte Herhof ein 120-Megawatt-Spezialkraftwerk für Stabilat mit einer Jahresleistung von 280 000 Tonnen. Das Finanzierungsvolumen von 90 Millionen Euro sei über die Royal Bank of Scotland - die Hausbank des ehemaligen Mehrheitseigners - abgesichert. Dazu Landrat Richard Groß, Vorsteher des Zweckverbandes regionale Abfallwirtschaft: "Uns ist im Prinzip völlig egal, wer Eigner von unserem Vertragspartner Herhof ist und wie der den Absatz des Stabilats organisiert. Uns interessiert nur, dass die vertraglich vereinbarte Inbetriebnahme am 1. Juni 2005 garantiert ist. Darauf pochen wir - und wir sind zuversichtlich." Diese Zuversicht ist auch erforderlich angesichts der Berg-und-Talfahrt, die das Herhof-Projekt auf der Deponie Mertesdorf bisher zurückgelegt hat: Im Mai 2002 war mit der Errichtung der riesigen Anlage bei Mertesdorf begonnen worden. Die hessische Herhof-Umwelt GmbH trat dabei als Entwickler, Bauherr und künftiger Betreiber auf. Das auf Herhof-Patente fußende System gilt als Alternative zur Müllverbrennung. Es soll sämtlichen Restmüll zu Trockenstabilat - einem neuartigen Industriebrennstoff - verarbeiten. Die Inbetriebnahme der Anlage ist zum 1. Juni 2005 geplant, weil dann die gesetzliche Frist zur offenen Restmülldeponierung ausläuft. Ab dann soll dort der gesamte Restmüll der Landkreise Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich, Daun, Trier-Saarburg und der Stadt Trier verarbeitet werden. Nach einem zügigem Baubeginn im Mai 2002 geriet das Projekt schon im November 2002 ins Stocken. Grund: Der hessische Energieversorger und Herhof-Partner Eam war ausgestiegen und für den Endausbau des zu 70 Prozent fertiggestellten Müllwerks fehlten zehn Millionen Euro. Im Herbst 2003 wurde Herhof von der irischen Treasury Holding übernommen, die an einer Fortsetzung des Projekts interessiert war. Nach einem Jahr des Stillstands konnten die Arbeiten im Herbst 2003 weitergehen. Zurück lag eine Zitterpartie. Der Regionale Zweckverband Abfallwirtschaft, ein Verbund der zukünftigen Nutzer, hatte sogar schon den finanziellen Einstieg in das Projekt erwogen. Doch mit der Übernahme von Herhof durch die irische Treasury Holding konnte dieses riskante Vorhaben Anfang März 2004 ad acta gelegt werden. Kommentar von Verbandsvorsteher Richard Groß damals: "Nun sind wir wieder ohne finanzielles Risiko und können der Entwicklung entspannt zuschauen."

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