"Wir sind keine Job-Vernichter"

MAINZ. Sie sollen Beschäftigungen bieten, ein Zubrot bringen und als "Brücke" in den Arbeitsmarkt dienen: Rund 1400 Ein-Euro-Jobs wurden bisher in Rheinland-Pfalz auf freiwilliger Basis für Langzeitarbeitslose geschaffen. Von einer Vernichtung regulärer Arbeitsplätze könne keine Rede sein, heißt es in der Agentur für Arbeit zum neuen Job-Angebot.

Ob bei der Betreuung von Behinderten oder Senioren, im sozialen Bereich, im kulturellen Sektor oder in der Landschaftspflege, bis zu 600 000 zusätzliche gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten mit einem Stundenlohn von einem Euro hat Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) vorgegeben, um Langzeitarbeitslose in Beschäftigung zu bringen. Auch wenn die Bundesagentur für Arbeit etwas zurückhaltender von einer langfristigen Perspektive spricht, ist der Einstieg mit landesweit rund 1400 Ein-Euro-Jobs bis Ende Oktober für den Chef der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, Otto Werner Schade, überraschend gut angelaufen. Dass Rheinland-Pfalz damit im Ländervergleich nur vor dem Saarland (700) steht, ficht Schade nicht an. Die Zahl der Arbeitslosenhilfeempfänger liegt im Land deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, entsprechend niedrig ist die Quote von 2800, die bis Jahresende erreicht werden soll. Dann geht die Arbeitslosenhilfe laut Hartz IV-Reform im neuen Arbeitslosengeld II auf und die bisher freiwilligen Ein-Euro-Jobs können zur Verpflichtung werden, wenn die finanzielle Unterstützung nicht gekürzt werden soll. Wichtige Zielgruppe für die Zusatzjobs sind nicht zuletzt jüngere Arbeitslose unter 25 Jahren, die auch Angebote einfordern können. Exakt 270 der 6500 Bezieher von Arbeitslosenhilfe im Bezirk Trier haben bisher eine zusätzliche Arbeitsgelegenheit, die im öffentlichen Interesse liegen muss, keine regulären Jobs gefährden und höchstens über neun Monate laufen darf, wahrgenommen. Jobs gibt es nach Angaben von Manuela Belling von der Arbeitsagentur Trier unter anderem beim Bürgerservice, in der Kommunalverwaltung oder bei Wohlfahrtseinrichtungen. Jeden Tag gebe es neue Stellenangebote, so ihre Kollegin Reinhilde Willems. Auch wenn nicht immer Angebot und Nachfrage genau zu einander passen, gibt es bisher keine gravierenden Probleme, Stellen zu besetzen. Genauso wenig wie Beschwerden von Betrieben, die um ihre Arbeit fürchteten.Keine konkreten Beschwerden

Auch Schade kann die Klage von Handwerks-Präsident Dieter Philipp über einen drohenden dramatischen Verdrängungswettbewerb nicht nachvollziehen. Die Vorgaben für die Jobs seien eindeutig, sagt Schade dem TV . Zwar räumt er ein, dass es bereits zu früheren Zeiten auch bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Probleme gab. Doch habe man immer zu pragmatischen Regelungen gefunden. Wenn es Unsicherheiten gebe, würden die Verträge den Kammern oder Verbänden vorgelegt, wie Schade versichert. "Wir sind doch keine Job-Vernichter", so Schade. Konkrete Beschwerdefälle über ein Aushebeln von regulären Arbeitsplätzen sind ihm bislang nicht zu Ohren gekommen. Es gehe um eine Brückenfunktion von der Beschäftigungslosigkeit in den Arbeitsmarkt, um Hilfe für Einzelne und um die Verhinderung von Schwarzarbeit, sagt Schade.

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