Wirtschaftswoche

In ihrer Angst vor einer Deflation hat die EZB panisch reagiert, den Leitzins auf 0,05 Prozent gesenkt und redet systematisch den Euro herunter. Der verliert gegenüber dem Dollar kontinuierlich an Wert.

 Rainer Nahrendorf. Foto: privat

Rainer Nahrendorf. Foto: privat

Die Hüterin der Euro-Stabilität ist selbst zum Euro-Weichmacher geworden. Die Quasi-Abschaffung des Zinses verzerrt die Marktbedingungen, pumpt Immobilien- und andere Blasen auf und steigert die Gefahr einer neuen Finanzkrise. Frankreich riskiert langfristig das Auseinanderbrechen der Eurozone, wenn es das Einhalten des Haushaltsdefizitzieles immer wieder hinausschiebt. Für die Deutschen summieren sich die Nachtteile: Sparen lohnt sich nicht mehr und weil der Euro schwächer wird, werden Importe und Auslandsreisen teurer. Zieht die Inflation an, kommt ein weiterer Preisschub hinzu. Die deutsche Exportwirtschaft hat mit einem starken Euro ihre Kraft gestählt. Nur für das reformresistente Frankreich war der Euro zu stark. Ein schwacher Euro wird das Exportgefälle zwischen Frankreich und Deutschland nicht beseitigen. Das ändert sich nur, wenn der französische Sozialstaat abspeckt. Selbst Franzosen spotten über "Vive la Trance". Wechselkurs-Schwächung ist kein Ersatz für Reformen. Wir können vielleicht von unseren französischen Freunden das "Savoire Vivre" lernen. Keine Freude macht nur, dass wir die Rechnung bezahlen müssen.

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