Wirtschaftswoche
Die internationale Steuergeschichte ist voller Kuriositäten. Es gab eine Perückensteuer, Hutsteuer, Bartsteuer, Jungfernsteuer, Fenstersteuer und zur Zeit des römischen Kaisers Vespasian eine Urinsteuer.
Kritik an der Besteuerung des menschlichen Bedürfnisses konterte Vespasian mit dem Satz "Pecunia non olet", zu Deutsch "Geld stinkt nicht". Wahrscheinlich gab es die Urinsteuer "Augusta Treverorum" (Trier). Aber man braucht nicht 2000 Jahre zurückzublicken, um über die Steuerfindungsfantasie der Herrschenden zu staunen. In einigen hessischen Gemeinden gibt es nicht nur wie fast überall eine Hundesteuer, sondern auch eine Pferdesteuer. Eine in Essen geplante Bräunungsteuer für Sonnenstudios scheiterte zwar, aber das einst römische Köln erwies sich mit der Einführung einer Sexsteuer (Prostitutionsbesteuerung) im Jahre 2003 und einer Bettensteuer 2009 (Kulturförderabgabe) als Besteuerungspionier. Die Bettensteuer, die Trier 2011 eine halbe Million Euro einbrachte, wird derzeit nicht erhoben, die Sexsteuer dagegen wohl. Sie brachte Trier 2015 Einnahmen von 75 000 Euro. Gerade 0,1 Prozent des Gesamtaufkommens. Als "Lenkungssteuer" taugt sie nicht. Sie hat die Prostitution nicht eingedämmt. Die Gewerbesteuereinahmen Triers summierten sich 2015 auf 61,5 Millionen. Da kann man auf das Nullsummenspiel bei der Besteuerung des Rotlichtgewerbes verzichten. Rainer Nahrendorf