Zeitreise unterm Firmendach

SPEICHER. Altertümliches Töpferhandwerk und neueste Kamintechnik – der Firma Plewa gelingt der Spagat zwischen Tradition und neuen Ideen. Die Kooperation mit der Trierer Fachhochschule hat sich ausgezahlt.

 Wärmende Erfindung: Burkhard Kehm an einem neu entwickelten Uni-Therm-Kamin.

Wärmende Erfindung: Burkhard Kehm an einem neu entwickelten Uni-Therm-Kamin.

Foto: Foto: Martin Möller

Wer nach einer nüchternen Fabrikhalle sucht, wird enttäuscht. Das Hauptgebäude der Firma Plewa, mitten im Ortskern von Speicher (Kreis Bitburg-Prüm), wirkt unauffällig und gutbürgerlich. Da hat sich ein Stück Tradition niedergeschlagen. Und statt der repräsentativen Eingangshalle erwartet den Besucher nach einem bescheidenen Flur ein enger Winkel mit altertümlicher Holzbank und dem Adventskranz auf dem Tisch. „Das Gebäude ist über 130 Jahre alt“, sagt Burkhard Kehm, Prokurist und technischer Leiter des Unternehmens. Stein gewordene Erinnerung. Die Firmenbezeichnung Plewa zieht die Inhabernamen Plein und Wagner in Kürzel zusammen. Über 350 Jahre lang haben die Pleins in Speicher Töpferarbeiten hergestellt. Vor 137 Jahren wurde das Unternehmen gegründet, erst nur als Töpfer-Fabrik. Bis 1928 der Durchbruch gelang. Da erfand Peter Plein-Wagner einen Schornstein mit einem Keramik-Innenraum und ließ ihn sich patentieren. Das war der Grundstein für den Aufstieg der Firma, Rückgrat für die Produktion und Garant für den Erfolg am Markt. Die patentierten Keramik-Schornsteine waren bis in die 50-er Jahre so beliebt, dass man mit der Herstellung nicht nachkam.

Aus dieser Tradition der guten Idee hat sich ein hoch modernes und erfolgreiches Unternehmen entwickelt. Rund 200 Mitarbeiter erwirtschaften an zwei Standorten einen Jahresumsatz von etwa 20 Millionen Euro. Die Zusammenarbeit mit der Trierer Fachhochschule hat sich dabei als sehr hilfreich erwiesen – für beide Seiten. 30 Diplomarbeiten sind seit 1987 bei der Firma Plewa entstanden. Dabei wurden Untersuchungen über neue Produkte verfasst, aber auch über organisatorische Fragen. Eine Arbeit hat sich ganz gezielt mit Schwachstellen im Produktionsablauf befasst und Verbesserungen initiiert. Das Unternehmen hat von den Ergebnissen nachhaltig profitiert, und für die Diplomanden war der Weg von der akademischen Theorie zur unternehmensbezogenen Praxis vorgezeichnet.

So konnte in Zusammenarbeit mit einem Diplomanden ein Schornsteinsystem entwickelt werden, das die Frischluft über den Kamin anzieht und damit einen Ofenbetrieb unabhängig von der Raumluft ermöglicht – ohne mechanische Hilfsmittel wie Ventilatoren. Durch die Zusammenarbeit mit dem Institut für Bauverfahrens- und Umwelttechnik der Fachhochschule (Ibu) entstand zudem ein Verfahren zur Stabilisierung von Beton, das beim Schornsteinbau der herkömmlichen Baustahlmatten-Armierung überlegen ist.

Die neueste Entwicklung, die Plewa gemeinsam mit einer Ofenfirma aus dem Sauerland und wieder eine Unterstützung durch Diplomanden auf den Weg gebracht hat, ist ein integriertes, Raumluft-unabhängiges Ofen-Kamin-System, das vorgefertigt an der Baustelle angeliefert wird. Frischluft kommt durch die äußeren Bereiche des Kamins herunter, die Abgase steigen durch das wärmegedämmte Innenrohr hoch, die Ofenwärme wird durch Strahlung und über zirkulierende Raumluft abgegeben, und eine patentierte, selbstschließende Ofentür sorgt für den Abschluss zum Innenraum. Der ist bei Niedrigenergie- und Passivhäusern notwendig. Das System ist innerhalb nur eines Jahres entwickelt und nach einem Monat zugelassen worden. Probleme mit der Bürokratie habe er nicht, sagt Burkhard Kehm und fügt hinzu, manchmal sei ein wenig „Beziehungsmanagement“ notwendig.

Eifel-Typen aus Technik und Ton

Der Rundgang durch den Betrieb gleicht einer Zeitreise. Eben noch dominierte die zeitgerechte Technik. Aber einige Türen weiter tritt der Besucher in einen Raum mit wertvollen gusseisernen Takenplatten, mit Tonwaren, Keramik und mit Relikten aus der Römerzeit. Die wurden in den Tongruben entdeckt und in Zusammenarbeit mit dem Trierer Landesmuseum wieder zusammengefügt.

Und so ist mitten im Gebäude eines hochmodernen und hochinnovativen Unternehmens ein kleines, lebendiges Museum untergebracht. Immer noch wird Ton von Hand geformt, im Gasofen gebrannt, bemalt und dann verkauft. Da stehen sie im Regal: Gefäße, Krippeninventar und menschliche Figuren mit einem ganz feinen, ganz charakteristischen Gesichtsausdruck. Richtige Eifel-Typen. Und wirkliche Kunst.

Informationen: www.plewa.de und www.eifelkeramik.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort