Zu Fuß durch die Spätantike

TRIER. (len) Ein Gang durch Trier zur Römerzeit? Für die Firma Virtuelle Welten kein Problem. Seit 1996 arbeiten Gründer Jörg Henerichs und seine Mitarbeiter an einem dreidimensionalen Modell der "Augusta Treverorum" am Computer.

Der Stadtführer "Erlebnis Trier", eine Computer-CD, mit der Kinder das römische Trier entdecken können, Postkarten und Poster sind nur einige der Produkte, die sich unter der Marke "Edition Treverorum" gleichermaßen an Besucher der einstigen römischen Metropole und Einheimische richten. "Mit unserem Stadtführer hatten wir gleich einen Marktanteil von 40 Prozent", berichtet Geschäftsführer und Gründer der Firma Virtuelle Welten Jörg Henerichs. Innerhalb der kommenden Monate erscheint auch die CD-ROM zum Führer - wahrscheinlich zu einem Preis von unter 15 Euro. Besucher können vier Großbauten Triers am Bildschirm virtuell begehen: die Porta Nigra, die Kaiserthermen, das Amphitheater und die Barbarathermen. Über letztere ist auch ein zwölfminütiger Film auf der silbrigen Scheibe. Produziert wurde er im Auftrag der Organisation Burgen-Schlösser-Altertümer, die die Aufgabe hat, die antiken Stätten mit neuem Leben zu erfüllen. Direkt in der Thermenanlage vorgeführt, soll der Film Besuchern die unglaublichen Dimensionen der römischen Badeanstalt vor Augen führen und ihre Funktionsweise erklären. "Unsere Aufgabe ist es, Laien ein Gebäude zu erklären, das sie aus eigener Erfahrung nicht kennen", sagt Henerichs. "Wer weiß schon, wie ein Hippocaustum (römische Wand- und Fußbodenheizung) funktioniert?" Bei den Rekonstruktionen legt der Unternehmer sehr großen Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit. "Wir arbeiten mit allen zusammen, die in Trier in irgendeiner Weise an der Erforschung der Stadt beteiligt sind", sagt er. Sehr bedeutsam sei die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Archäologie der Universität. "Das virtuelle Trier ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein sich ständig veränderndes Objekt", erklärt Henerichs. "Man muss lange daran arbeiten und das mit den richtigen Leuten." Trotz der beeindruckenden Produktpalette ist die virtuelle Stadt bis jetzt ein Zuschussprojekt, das die Firma über die Gewinne aus anderen Aufträgen quersubventioniert. So entwickelt Virtuelle Welten unter anderem virtuelle Charaktere, etwa für ein Berliner Krankenhaus das Maskottchen "Emil von der Zentralklinik". Henerichs ist aber zuversichtlich, in den kommenden Jahren auch mit der Römerstadt Gewinne zu machen. Immerhin beschäftigt die Firma sieben Mitarbeiter. "Dieses Jahr werden wir kostendeckend arbeiten", prognostiziert der Geschäftsführer. "Wir sind in Deutschland führend in dem Bereich." Ständig denkt der Unternehmer über neue Projekte nach. So würde er sich gerne an der Landesgartenschau beteiligen, etwa mit einem dreidimensionalen Rundgang durch das römische Trier. "Interaktiv und in Echtzeit durch das römische Trier zu laufen, wäre für die Besucher eine tolle Sache", findet Henerichs. "Das virtuelle Stadtmodell ist da. Wir suchen allerdings noch einen Kooperationspartner."

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