Zwei Seiten des Abwrackens

Die Abwrack-Prämie ist Geschichte. Doch die Auswirkungen dieser Konjunkturmaßnahme werden noch lange zu spüren sein - im Positiven wie Negativen. Auch die KFZ-Branche in der Region blickt mit lachendem und weinendem Auge auf das Förderprogramm.

Trier. Kaum ein Programm aus dem Konjunkturpaket hat so für Furore gesorgt wie die Umweltprämie. Nachdem die fünf Milliarden Euro an rund zwei Millionen Autokäufer verteilt sind, beginnt die Angst vor den "Nebenwirkungen". Zunächst liegt aber die Zahl der Neuzulassungen rund 27 Prozent über dem Vorjahr, in einigen Autohäusern in der Region stiegen die Absätze um über 100 Prozent.

Auch weiterhin gibt es hohe Rabatte



Laut Experten habe sich die Prämie für den Staat durch die Mehrwertsteuer refinanziert, sobald ein Neuwagen mehr als 15 700 Euro gekostet hat.

Auch die Schrottauto-Verwerter berichten von guten Geschäften. Andreas Lieser (Autoverwertung Lieser) in Trier hat rund dreimal mehr Autos zu Schrott zerlegt als in einem normalen Jahr. "Wir haben noch Monate mit den Abwrackautos zu tun", sagt der Trierer Unternehmer.

Doch gleichzeitig gibt es auch Kritik: "Vor allem die Gebrauchtwagenhändler und die freien Werkstätten klagen über eine schlechte Auftragslage", sagt der KFZ-Obermeister der Innung Bernkastel-Wittlich-Bitburg, Walter Matzen (Monzelfeld/Kreis Bernkastel-Wittlich). Das Reparaturgeschäft sei eingebrochen, weil es weniger alte Autos gibt. Die freien Werkstätten befürchten sogar, dass das Geschäft in den kommenden Jahren um rund 30 Prozent absinken könnte.

Doch ihre Kollegen (Händler und Vertragswerkstätten) sehen der Zukunft positiver entgegen. "Durch die Abwrack-Prämie haben wir viele neue Kunden bekommen", sagt etwa die Marketing-Leiterin der Auto-Heister-Gruppe in Trier, Doris Weiand-Müller. Vor allem die Ford- und Opel-Häuser in der Gruppe hätten profitiert. Zum Teil haben sich die Absätze bei Kleinwagen verdoppelt. Und diese Kunden würden mit ihren Neuwagen nun die Serviceleistungen - Garantie, Gewährleistung, Inspektionen, in den Vertragswerkstätten annehmen. Diese Einschätzung teilt Harald Glandien vom Autohaus Mais-Glandien (VW/Audi) in Pronsfeld. "Die Abwrack-Prämie hat der Branche geholfen, und die Vertragswerkstätten werden auch in den kommenden Jahren noch davon profitieren." Das Autohaus in der Eifel hat vor allem bei den VW-Fahrzeugen Fox, Polo und Golf kräftig zugelegt. Gegenüber dem Vorjahr um rund 100 Prozent.

Innungs-Obermeister Matzen relativiert die höheren Absatzzahlen aber etwas. "Die guten Zahlen bedeuten aber nicht, dass die Umsätze und Gewinne in gleichem Maße gestiegen sind. Gerade bei den Kleinwagen sind die Margen gering", sagt der Obermeister. Für die Branche gelte es nun, die neuen Kundenkontakte zu pflegen. Denn viele von denen, die sich jetzt die Abwrack-Prämie gesichert hätten, seien zum ersten Mal Neuwagenkunden. Und auch die Zahl der Altautos in Deutschland lässt die Händler weiter hoffen. Bundesweit konnten theoretisch 13,7 Millionen Fahrzeuge abgewrackt werden, weil sie alt genug waren - knapp zwei Millionen sind nun in den Schrottpressen gelandet. "Da gibt es auch in Zukunft noch ein großes Potenzial", sagt ein Autohändler.

Zudem prophezeien Experten, die Händler werden auch nach der Abwrack-Prämie Verbraucher mit Rabattschlachten locken. Denn mit der Abwrack-Prämie hat sich das gundsätzliche Problem der Automobilbranche nur verlagert. Die Überkapazitäten werden weiterhin für einen hohen Konkurrenzdruck sorgen.

Nach rund 3,6 Millionen verkauften PKW in diesem Jahr rechnen Branchenkenner 2010 wieder mit weniger als drei Millionen verkauften Neuwagen.



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