Zwischen Angst und Hoffnung

KONZ/DEGGENDORF. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat die Textilwerke Deggendorf (TWD) GmbH gestern Insolvenzantrag gestellt. Betroffen davon ist auch das Konzer Kuag-Werk mit seinen rund 120 Mitarbeitern.

Gestern erfuhren die Kuag-Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung in Konz von der schwierigen Situation ihres Mutterkonzerns. "Dabei hat uns die Geschäftsführung Mut gemacht, dies sei keinesfalls das Aus für das Unternehmen", sagt ein Mitarbeiter dem TV. Die Hoffnung der Geschäftsführung gehe dahin, dass durch einen Sanierungsplan überlebensfähige Strukturen geschaffen würden. Roland Wölfl von der IG Metall in Trier hofft ebenfalls mit den Mitarbeitern, dass Kuag in Konz eine Zukunft hat: "Wenn durch die Insolvenz ein Befreiungsschlag gelingt, könnten zumindest die zwei Standorte in Deggendorf und Konz eine Zukunft haben", glaubt Wölfl. Seinen verhaltenen Optimismus begründet der IG Metall-Sekretär mit der hohen Spezialisierung in Konz.Spezialist für Garne

Die TWD-Gruppe ist auf Synthetik-Garne für Autositze, Teppichböden oder auch Heimtextilien spezialisiert. Am Stammsitz in Deggendorf gebe es eine Spinnerei und die "Veredelung mit Zwirnerei und Färberei" sei in Konz, sagt Wölfl. "Wir hoffen und kämpfen um jeden Arbeitsplatz", sagt der Trierer IG Metall-Chef. Insgesamt beschäftigt die TWD-Gruppe knapp 1400 Mitarbeiter und erreichte einen Konzernumsatz von knapp 200 Millionen Euro. Bereits am 16. Februar meldete die Kuag Oberbruch GmbH in Heinsberg-Oberbruch beim Amtsgericht Aachen Insolvenz an. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der TWD Kuag Konz, die wiederum hundertprozentige Tochter der TWD GmbH in Deggendorf ist. In Oberbruch geht die Angst um, dass der Standort dicht gemacht wird. Nachdem im Januar 2003 gut 100 Mitarbeiter dort ihren Job verloren, fürchten nun die verbleibenden 190 um ihre berufliche Zukunft. Auch das Kuag-Werk in Konz musste 2003 kräftig Personal abbauen. Von den damals 370 Mitarbeitern sind heute noch 120 übrig. Und auch bei ihnen machen nach der jüngsten Entwicklung Angst und Hoffnung die Runde. In Spitzenzeiten waren bei dem Konzer-Werk sogar bis zu 1800 Menschen beschäftigt. Für die nächsten drei Monate bekommen die Mitarbeiter ihren Lohn als Insolvenzausfallgeld gezahlt. Mit einem Insolvenzplan will die Geschäftsführung das angeschlagenen Unternehmen wieder wettbewerbsfähig machen. Dazu gehören nach TV -Informationen unter anderem das Ausschalten von Verlustbereichen und die Abspaltung von nachhaltig unrentablen Betriebsteilen. Außerdem möchte der Konzern auch mit der Belegschaft Einsparungsmöglichkeiten vereinbaren. Als Gründe für die schwierige Lage hatte das Unternehmen jüngst den Anstieg der Rohstoffpreise, allein im vergangenen Jahr um 25 Prozent, genannt, die nicht an die Kunden weitergegeben werden konnten. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Münchner Rechtsanwalt Michael Jaffé ernannt. Ihm bleiben nun gut drei Monate Zeit, um zu prüfen, ob eine Insolvenz möglich ist und mit welchem Sanierungsplan die Gruppe oder welche Teile der Gruppe noch zu retten sind. Bei Kuag in Konz hat sich die Belegschaft an unruhige Zeiten gewöhnt. Und so bleibt auch an einem solchen Tag noch Platz für Durchhalteparolen. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte einer der Kuag-Mitarbeiter demVolksfreund .

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