Bahn bremst neuen Zug aus

Trier · Der neue Nahverkehrszug vom Typ Talent 2 hat vom Eisenbahnbundesamt die Zulassung für die Fahrt in Höchstgeschwindigkeit erhalten. Damit könnte er ab Dezember, zwei Jahre später als geplant, entlang der Mosel fahren. Nun stellt sich aber die Deutsche Bahn (DB) quer.

 Im Bombardier-Werk Hennigsdorf. Dort werden die neuen Triebwagenzüge vom Typ Talent für die Deutsche Bahn gebaut. Foto: dpa

Im Bombardier-Werk Hennigsdorf. Dort werden die neuen Triebwagenzüge vom Typ Talent für die Deutsche Bahn gebaut. Foto: dpa

Trier. Erst verzögerte das Eisenbahnbundesamt, nun bremst die Bahn. Der Einsatz der neuen Nahverkehrszüge vom Typ Talent 2 auf der Moselstrecke vom saarländischen Perl über Trier nach Koblenz entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Eigentlich sollten sie bereits seit Jahren fahren. Die Tochter der Deutschen Bahn, DB Regio, hatte 2007 die Ausschreibung für die Strecke gewonnen (der TV berichtete).
Nach monatelangem Hickhack um die Zulassung der von Bombardier hergestellten Triebzüge gab das Eisenbahnbundesamt (EBA) am Mittwoch grünes Licht für den Einsatz des Talent 2 auf der Moselstrecke und als S-Bahn im Raum Nürnberg. Und zwar für die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, wie EBA-Sprecher Moritz Huckebrinck auf TV-Anfrage bestätigte. Die in Bonn ansässige Behörde hatte die Züge bis dahin nur für eine Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern zugelassen, wenn sie, wie auf der Moselstrecke geplant, vierteilig - also zwei Triebzüge und zwei Waggons - fahren. Immer wieder wurde die Zulassung für eine höhere Geschwindigkeit verschoben, weil Hersteller Bombardier Nachbesserungen an den Zügen vornehmen oder erforderliche Unterlagen nachreichen musste. Zuletzt sei es um Mängel beim Bremssystem und Softwareprobleme gegangen, sagte Bombardier-Sprecher Immo von Fallois unserer Zeitung. "Wir sind ein gutes Stück vorangekommen, damit der sehr gute Zug schon bald auf der Moselstrecke fahren kann", sagt der Unternehmenssprecher. Aus seiner Sicht sei es keine große Hürde mehr, die bis zum ersten Einsatz der Talent 2 in der Region genommen werden muss. Man sei dabei, die Übergabe der Fahrzeuge mit der DB zu besprechen. Von Fallois rechnet mit einer "schnellen Einigung".
Bei der Bahn hört sich das weniger optimistisch an. "Unabhängig von den offensichtlich erreichten Fortschritten des Herstellers bei der Zulassung von Talent-2-Zügen liegt der Deutschen Bahn kein verbindlicher Liefertermin für mängelfreie Fahrzeuge von Bombardier vor", teilte die Bahn auf TV-Anfrage mit. Und weiter: "Es bleibt daher im Interesse der Kunden und der Besteller dabei, dass die DB nur voll funktionstüchtige und uneingeschränkt einsetzbare Züge vom Hersteller abnimmt." Um eine "tragfähige Lösung" zum schnellstmöglichen Einsatz der Talent-2-Züge zu erzielen, sei die Bahn im Gespräch mit Bombardier. Ergebnisse würden jedoch nicht vor dem nächsten Spitzengespräch mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), dem Eisenbahnbundesamt, dem Hersteller und der Bahn vorliegen. Dieses Gespräch soll angeblich nächste Woche Donnerstag in Berlin stattfinden. Bereits Anfang September hatte Ramsauer die Beteiligten wegen des Talent 2 zum Bahngipfel geladen.
Beim für den Schienennahverkehr zuständigen Zweckverband SPNV Nord ging man im Sommer davon aus, dass der Zug ab Fahrplanwechsel zum 16. Dezember auf der Moselstrecke fahren kann. Dieser Termin galt aber nach dem Zulassungs-Hickhack als unrealistisch. Nach der Reaktion der Bahn zu urteilen, scheint sich daran zunächst einmal nichts geändert zu haben. Die Bahnfahrer entlang der Mosel müssen wohl vorerst noch weiter in alten Regionalzügen fahren.

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