Countdown für Molkerei-Fusion läuft

Pronsfeld · In Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) stimmen morgen die 145 Vertreter der Milch-Union Hocheifel über eine Fusion mit dem dänischen Molkereiriesen Arla ab. Im Vorfeld wird bei den Landwirten und in der Branche viel über diese Molkerei-Hochzeit diskutiert.

 Wohin geht in Zukunft die Milch aus Pronsfeld? Die Vertreter der Muh und der Arla entscheiden am Dienstag über eine Fusion. Foto: MUH

Wohin geht in Zukunft die Milch aus Pronsfeld? Die Vertreter der Muh und der Arla entscheiden am Dienstag über eine Fusion. Foto: MUH

Pronsfeld. In 15 Veranstaltungen hat die Pronsfelder Molkerei Milch-Union Hocheifel (Muh) ihre etwa 2800 Mitglieder und Vertreter über die Fusionspläne mit der Molkerei Arla informiert. Morgen wird es nun ernst. 75 Prozent der 145 Muh-Vertreter müssen für einen Zusammenschluss mit der viel größeren Arla stimmen. Gleichzeit sind aber auch die knapp 200 Arla-Vertreter im schwedischen Halmstad gefragt, ob sie mir der Braut aus der Eifel einverstanden sind. Der Aufsichtsratschef der Muh, Klaus Land aus Dingdorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist ganz optimistisch. "Wir hatten sehr gute Diskussionen mit unseren Bauern. Es wurden viele Fragen gestellt und diskutiert. Ich glaube, dass die Vertreter ganz im Sinne ihrer Kollegen entscheiden würden."
Wenn Land das auch nicht direkt ausspricht, erwarten die meisten eine deutliche Zustimmung aus der Eifel für den geplanten Deal.
Die Molkerei Arla ist wie die Muh ein genossenschaftliches Unternehmen, doch der zunächst aus dänischen und schwedischen Molkereien entstandene Konzern ist nicht nur zehn Mal so groß wie die Muh, sondern auch weltweit aufgestellt. Zu Arla gehören inzwischen Molkereien in Deutschland, in Großbritannien, in den Niederlanden und natürlich in Dänemark und Schweden. In der Diskussion wird der mögliche Zusammenschluss meist positiv bewertet. Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum (Hillesheim-Niederbettingen/Vulkaneifelkreis), trauert zwar etwas einer nationalen Fusion nach, ist aber dennoch vom Erfolg einer Fusion Muh-Arla überzeugt. "Ich hätte mir eine bundesdeutsche, genossenschaftliche Lösung gewünscht, doch für jede Hochzeit braucht man zwei die wollen", sagte er dem TV auf Anfrage.
Gleichzeitig sieht der in der dänisch-schwedischen Molkerei einen idealen Partner für die Muh. "Arla ist schon in den Weltmärkten drin. Das wird für die Molkereien immer wichtiger. Und die Muh würde von einem Zusammenschluss profitieren." Dies sei auch wichtig, denn: "Mit einer Fusion erwarten die Milchbauern natürlich auch einen besseren Milchpreis."
Hoffnung auf globale Märkte


Arno Billen (Kaschenbach/Eifelkreis Bitburg-Prüm) vertritt als Vorsitzender der Landjugend Rheinland-Nassau die junge Generation der Landwirte. "Wir haben unter den jungen Kollegen viel über die Fusion diskutiert und sind der Meinung, damit haben wir die Chancen auf den globalen Märkten mitzuagieren."
Es sei wichtig, dass die modernen, fortschrittlichen landwirtschaftlichen Betriebe auch eine moderne Molkerei mit weltweiten Absatzmärkten an der Seite hätten. Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Bitburg-Prüm, Michael Horper (Üttfeld, Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist überzeugt, dass die Muh mit der Arla eine gute Wahl trifft. "Der Zusammenschluss ist aus meiner Sicht einfach stimmig." Vor allem sei es gut, dass Arla wie die Muh genossenschaftlich organisiert ist. "Die Landwirte entscheiden dabei selbst, wie die Zukunft zu gestalten ist." Arla sei dabei von der Größe und der Aufstellung in den weltweiten Märkten ein guter Partner, "Das gibt den Landwirten für die kommenden zehn, zwanzig, dreißig Jahre eine gute Position." Der Kreisbauernvorsitzende hofft aber auch, dass die benachbarte Hochwald-Molkerei (Thalfang/Landkreis Bernkastel-Wittlich) "mit Dynamik durchstartet". "Konkurrenz fördert das Geschäft, und die bevorstehende Fusion zeigt auch, dass Milch weltweit gefragt ist", sagt Michael Horper. Doch das letzte Wort haben am Dienstag die Landwirte. Ein Kuriosum am Rande: Von den 145 Vertreten, die über den Zusammenschluss entscheiden, haben sich 15 Vertreter vor Monaten für einen Austritt aus der Muh entschieden. Weil es aber lange Kündigungszeiten gibt, dürfen sie noch mitentscheiden. Die Muh sieht darin aber kein Problem. Einige hätten sogar schon signalisiert, dass sie gerne von der Kündigung Abstand nehmen würden. Das ist allerdings nicht so einfach.Extra

Die Milch-Union Hocheifel hat eine bessere Vermarktungsposition als Grund für ihre Fusionsbemühungen angegeben. Der H-Milch-Spezialist aus Pronsfeld hat besonders unter der vom Handel angesetzten Rabattschlacht gelitten. Dies belegen die jüngsten Milchauszahlungspreise. Der Basispreis fiel um drei Cent auf nun 27 Cent je Liter (Kilogramm) Milch. Die Hochwald Molkerei in Thalfang (Landkreis Bernkastel-Wittlich) zahlt derzeit 28 Cent, hinzu kommen aber Zuschläge für Menge und Qualität. hwExtra

Der Deutsche Bauerntag ist in diesem Jahr vom 26. bis 28. Juni im bayerischen Fürstenfeldbruck. Am Mittwochmorgen, 27. Juni, werde die Mitgliederversammlung des DBV einen neuen Präsidenten und vier Vizepräsidenten wählen. Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, kandidiert zum DBV-Präsidenten. Um das Amt der Vizepräsidenten bewerben sich Udo Folgart (Brandenburg, Milchbauer), Werner Hilse (Niedersachsen), Norbert Schindler, MdB (Rheinland-Pfalz Süd, Sonderkulturen) und Werner Schwarz (Schleswig-Holstein). hw

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