Das Ende einer langen Tradition

Mit der Schließung des Textilherstellers Eybl endet ein weiteres Kapitel der regionalen Industriegeschichte. Für Eybl Trier - früher Bobinet - ist noch 2009 Schluss. Einst bot der Spezialist für Gardinenproduktion und Auto-Textilien 800 Menschen Arbeit.

 Nach der Insolvenz des Mutter-Konzerns ist das Trierer Eybl-Werk bedeutungslos geworden und wird noch in diesem Jahr endgültig geschlossen. Eine lange Textil-Tradition geht damit zu Ende. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Nach der Insolvenz des Mutter-Konzerns ist das Trierer Eybl-Werk bedeutungslos geworden und wird noch in diesem Jahr endgültig geschlossen. Eine lange Textil-Tradition geht damit zu Ende. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Fast 60 Jahre gehörte die Deutsche Bobinet, die 1999 von dem österreichischen Konzern Eybl übernommen wurde, zu den wichtigsten Arbeitgebern in Trier. Bis zu 800 Menschen waren bei Bobinet beschäftigt. Doch mit den 1990er Jahren begann der schleichende Abstieg des Industriebetriebs. Anfang 2009, nach der Insolvenz des Kremser Mutterkonzerns, wurde die Schließung des Trierer Werks beschlossen. Die zuletzt noch knapp 130 Mitarbeiter bekamen ihre Papiere.

Damit trifft Bobinet/Eybl das gleiche Schicksal wie andere Industriebetriebe in der Region: Der Textilhersteller Kuag (Konz) mit einst rund 1800 Mitarbeitern, der Fliesenproduzent Agrob im Trierer Hafen mit etwa 500 Mitarbeitern oder die Auergesellschaft in Trier sind heute Geschichte.

Aufstieg und Fall von Bobinet/Eybl vollzogen sich in vielen Akten. 1950 von dem Dresdner Industriellen Arthur R. Sadofsky gegründet, entwickelt sich schnell ein Unternehmen, das vor allem in der Gardinen-Produktion seine Geschäfte machte. Schon 1960 arbeiteten im Werk rund 800 Mitarbeiter. Doch mit Beginn der 1990er Jahre wurde die Gardinen-Produktion eingestellt. Man hatte die Zeichen der Zeit verkannt, den Stilwandel verpasst.

Geschäfte machte das Unternehmen fortan mit Autositzbezügen und Textil-Verkleidungen für die KFZ-Branche. Doch schon 1992 stand die Deutsche Bobinet in Trier vor dem Aus. 1993 übernahm die Unternehmensgruppe Dr. Zwissler Bobinet. Damals waren noch knapp 200 Mitarbeiter im Textilwerk beschäftigt.

Produktion kam nie wieder richtig auf die Beine



Schon sechs Jahre später musste der nächste Retter für Bobinet ran. Die Eybl International mit Hauptsitz in Krems (Österreich) verleibte sich Bobinet ein. Von da an firmierte das Werk zunächst unter Eybl Bobinet. Doch auch unter der Führung von Eybl kam die Trierer Niederlassung nie so recht auf die Beine. Bereits 2002 wurden 100 Mitarbeiter entlassen. Und nachdem der Mutterkonzern ab 2006 immer mehr in Schwierigkeiten kam, musste Eybl mit Schulden von rund 100 Millionen Euro in Insolvenz gehen. Für das Trierer Werk und die zuletzt noch 130 Mitarbeiter das Ende.

Lothar Philippi von der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) sieht das definitive Ende des Industriebetriebes mit gemischten Gefühlen. "Im Industriebereich in der Region kennen wir solche Entwicklungen. Romika hatte einst rund 2500 Mitarbeiter, Kuag etwa 1800, und auch Bobinet gehört zu den ganz Großen." Doch was nun die Industriebeschäftigten in der Region angeht, gab es in den vergangenen Jahren sogar einen leichten Anstieg auf rund 35 500. "Häufig hat sich aus solchen Negativ-Entwicklungen dank des vorhandenen Potenzials in der Region Neues entwickelt", erklärt Philippi. Auf dem ehemaligen Gelände der Auergesellschaft produziert heute der Schaltanlagenbauer Natus - mit rund 600 Mitarbeitern einer wichtigsten Arbeitgeber in Trier.

Doch Lothar Philippi sieht gerade die jetzige Situation für die Industriebetriebe nicht nur durch die rosarote Brille. "2010 wird sicher gerade für die Industrie in der Region ein schweres Jahr. Viele Betriebe sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels, und die Kurzarbeit kann nicht ewig weitergehen." Und sollte der Aufschwung kommen, wird nach Ansicht des Experten von der IHK zunächst dieser auch sanft anlaufen. "Uns hat bisher die Krise nicht so hart getroffen wie andere Regionen. Kommt nun der Aufschwung, wird es auch in anderen Regionen schneller bergauf gehen", schätzt Philippi die Lage ein.

Eybl wird demnach nicht der letzte Industriebetrieb in der Region bleiben, der seine Tore schließen muss.

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