Eifeler Schallschutz für Fische und Wale

Daleiden · Rund 2200 neue Windräder werden in den kommenden Monaten und Jahren in Nord- und Ostsee in sogenannten Offshore-Windparks aufgestellt. Der kleinen Eifeler Firma von Bernhard Weyres aus Daleiden (Eifelkreis Bitburg-Prüm) könnte dabei eine zentrale Rolle zufallen.

 Ein Teil des Schallschutzelements wird in Daleiden bei der Firma Bernhard Weyres verladen und an die Ostsee verschickt. Foto: Weyres

Ein Teil des Schallschutzelements wird in Daleiden bei der Firma Bernhard Weyres verladen und an die Ostsee verschickt. Foto: Weyres

Daleiden. Die Zukunft der deutschen Windenergie liegt zu großen Teilen im Meer. In Nord- und Ostsee sind derzeit knapp 30 Windparks genehmigt - weit mehr als 2000 Windräder sollen die steife Brise in umweltfreundliche Energie verwandeln. Weil aber der Aufbau der tonnenschweren Windräder mit einer Menge Lärm für die Meeresbewohner verbunden ist, starten nun acht Betreiber deutscher Offshore-Parks ein Pilotprojekt. Der Schallschutzspezialist Weyres aus Daleiden hat dafür zwei Systeme entwickelt. "Es ist schon eine besondere Herausforderung", sagt der Firmenchef dem TV auf Anfrage. Derzeit ist er in Travemünde und koordiniert die Startphase. 650 Kilometer entfernt in der Eifel wurden die Schallschutzwände konzipiert und vorgefertigt. Auf Schwerlastern gingen die Elemente dann nach Neustadt und von dort aus per Schiff an die Ostsee.
Lange Erfahrung im Schallschutz


Bernhard Weyres erklärt die Wirkungsweise der Schallschutzelemente: "Die Fundamente der Windräder müssen in 40 Metern Meerestiefe in den Grund gerammt werden." Dabei entstehen laute Klopfgeräusche, die Meeressäuger wie den Schweinswal irritieren können.
Mit dem Schallschutz von Weyres soll diese Belästigung so weit wie möglich minimiert werden. Die Fundamente der bis zu 100 Meter hohen Windräder wiegen etwa 600 Tonnen. Der von Weyres entwickelte Schallschutz für diese Arbeiten kostet rund eine Million Euro, kann aber immer wieder verwendet werden. "Die Teile werden derzeit auf ein Schiff mit Kränen verladen und zum Einsatzort gebracht", erklärt Weyres. Dort werden sie im Meer versenkt, das Fundament wird eingesetzt und in den Boden gerammt. Danach wird das Schallschutzelement abgebaut und beim Aufbau des nächsten Windrades verwendet. "Wir haben den Auftrag für insgesamt 80 Windräder", erklärt der Eifeler Unternehmer. Und zudem liegen der Firma bereits viele weitere Anfragen vor. Doch zunächst sollen die Ergebnisse des Forschungsprojekts ausgewertet werden.
Wenn es um Schallschutz geht, hat sich Weyres in der Branche bereits einen guten Namen gemacht. Das Unternehmen, das seit 1986 am Markt ist, hat bereits Schallschutzelemente für den Test der Triebwerke der Boeing 777 und des Eurofighters aufgestellt. In dem Sechs-Mann-Betrieb sind solch große Aufträge nur möglich, wenn man mit Subunternehmern arbeitet. "Dennoch: Von der Konstruktion bis zur Fertigung und dem Aufbau machen wir alles selbst", so Weyres. Wenn es für das kleine Team zu viel wird, holt die Firma sich Unterstützung.
Neben den beiden Schallschutzsystemen, die nun in der Ostsee vor Travemünde getestet werden, hat Bernhard Weyres noch ein weiteres System entwickelt, das ebenfalls in Nord- und Ostsee zum Einsatz kommen soll. Mit dem Aufwind für die Windkraft im hohen Norden scheint das Eifeler Unternehmen weiter auf Erfolgskurs zu schweben. Die Testreihe zum Schallschutz für Meeressäuger startet in den kommenden Tagen am sogenannten Brodenter Pfall vor Travemünde. Rund 3,9 Millionen Euro investieren die acht Offshore-Windparkbetreiber RWE Innogy, Vattenfall, Eon Climate Renewables, Bard Engineering, Dong Energy, EnBW Erneuerbare Energien sowie die Stadtwerke München in das Projekt. Die rund 600 Tonnen schweren Fundamente der Windräder müssen mit Stahlpfählen im Meeresboden verankert werden. Dabei entsteht Schall, der das Orientierungsvermögen von Meeressäugern stören kann. Getestet werden nun fünf unterschiedliche Verfahren, zwei von Weyres, die den Lärmpegel des Schalls unter Wasser mindern sollen. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen nach Abschluss der Testphase Windparkbetreibern zur Verfügung gestellt werden. hw

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