Minijobs sind weiblich

Trier · Fast jede vierte Frau, die in der Region arbeitet, hat einen Minijob. Arbeitsmarktexperten sehen das als problematisch an. Denn durch die 400-Euro-Jobs zahlen sie nur wenig in die Rentenversicherung ein und oft liegt der Stundenlohn weit unter dem Durchschnitt.

38 398 - so viele Beschäftigte in der Region verdienten im vergangenen Jahr ihr Geld ausschließlich mit Minijobs. Seit Jahren ist der Anteil derjenigen, die nur einen 400-Euro-Job haben, gestiegen. Fast ein Viertel der Jobs in Rheinland-Pfalz entfällt mittlerweile auf geringfügige Beschäftigung. 2003 waren es noch 20 Prozent. 370 000 Minijobler gab es 2009 im Land, 255 000 davon arbeiteten ausschließlich in solchen geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, knapp 115 000 stockten mit 400-Euro-Jobs ihr Gehalt oder ihr Arbeitslosengeld auf.

Rheinland-Pfalz liegt zusammen mit Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen bundesweit an der Spitze der Bundesländer, in denen der Anteil an Minijobs besonders hoch ist. Das zeigt eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Im vergangenen Jahr war danach bundesweit jedes fünfte Beschäftigungsverhältnis ein geringfügiges. Insgesamt 7,19 Millionen Arbeitsverträge liefen 2009 auf 400-Euro-Basis. Laut dem Arbeitsmarktexperten Alexander Herzog-Stein vom WSI ist der Anteil besonders in ländlichen Regionen hoch. Das zeigt sich auch in der Region. In den Kreisen liegt der Anteil der Minijobs an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen zwischen 25 und 33 Prozent. Am höchsten ist er im Kreis Trier-Saarburg, am niedrigsten in Bernkastel-Wittlich. In Trier liegt der Anteil der Minijobs bei rund 23 Prozent.

Für Herzog-Stein ist das typisch. Vor allem in den ländlichen Landkreisen gebe es noch die traditionelle Arbeitsteilung: "Der Mann verdient das Geld, die Frau kümmert sich um die Familienarbeit und steuert allenfalls einen Zuverdienst bei." Außerdem hapert es auf dem Land oft an einem ausreichenden Angebot an Kinderbetreuung, Job und Familie lassen sich daher dort schwerer miteinander vereinbaren.

Das dürfte auch der Grund sein, warum bundesweit jeder vierte Job einer Frau ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis ist. In Trier-Saarburg werden gleich 42,2 Prozent aller Frauen-Arbeitsplätze mit maximal 400 Euro vergütet, sagt Herzog-Stein.

Er bezeichnet die Minijobs als problematische Beschäftigungsform: Die Beschäftigten hätten Ansprüche auf soziale Sicherung und verdienten in aller Regel pro Stunde nur sehr wenig Geld. "Sie verdienen weniger als zwei Drittel des mittleren Lohnes, der bei 9,06 Euro brutto pro Stunde", so der Experte. Und: Ein Übergang von einem 400-Euro-Job in eine Voll- oder Teilzeitstelle gelinge selten. Das, so Herzog-Stein, sei eine "gravierende Fehlentwicklung" am Arbeitsmarkt.


Extra Minijobs sind geringfügige Beschäftigungen, bei denen monatlich maximal 400 Euro verdient werden können. Geringfügig Beschäftigte zahlen keine Steuern und Abgaben, sind aber trotzdem sozialversichert. Der Arbeitgeber zahlt einen Pauschalbetrag für Renten- und Krankenversicherung. Auch Arbeitslose können einen Minijob ausüben und damit ihr Arbeitslosengeld bis zu einer gewissen Höhe aufstocken. (wie)

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