Silvester zwischen Galadiner, Party und Alltag

Trier/Bitburg/Daun/Wittlich · Für die einen sind es Großkampftage, für die anderen Tagesgeschäft, für wieder andere ist Silvester eher entspannt. Die Gastronomie- und Hotelbranche in der Region bewältigt den Jahresabschluss sehr unterschiedlich. Der 31. Dezember ist vor allem in diesem Jahr nicht überall wirtschaftlich attraktiver als andere Tage des Jahres.

Trier/Bitburg/Daun/Wittlich. Alexander Brittnacher ist im Dezember ausgebucht. Der Weltrekordhalter im Cocktail-Dauermixen (der TV berichtete) bietet mit seiner Trierer Firma Next Level Cocktails die Dienste von professionellen Barkeepern an. "Weihnachtsfeiern, Galas - das sind Großkampftage", sagt der Jura-Doktorand, der sich sein Studium mit dem Mixen der beliebten Getränke finanzierte.
"Eigentlich bräuchte ich in dieser Zeit noch zwei oder drei Leute mehr. Gut ausgebildete Barkeeper sind hier in der Region aber kaum zu finden", sagt Brittnacher. Und kaum ein Hotel habe einen entsprechend geschulten Cocktailexperten angestellt. Mit dem Kennen und schnellen Umsetzen von Hunderten Rezepten ist es nicht getan: "Ein guter Barkeeper muss nach zwei oder drei Fragen auch den Geschmack eines Gastes erkennen und ihm einen passenden Cocktail servieren." Bei den Silvestergalas seien meist alle Cocktails für die Gäste inklusive. Viel zu tun also für Brittnacher, der seit Jahren an Silvester immer bei einer Gala in einem Trierer Hotel mixt.
Aber nicht alle Hotels in der Region sind zum Jahreswechsel auch mit besonderen Angeboten am Start. "Einige Hotels haben über die Feiertage auch geschlossen", sagt Robert Noll, stellvertretender Geschäftsführer der Tourist-Info Trier. Insgesamt seien aber die Hotels in der Stadt recht gut belegt. Großer Faktor dabei: der Silvesterlauf in Trier. Das treibe die Übernachtungszahlen zum Jahreswechsel in die Höhe. "Man kann aber nicht sagen, dass die Hotels in Trier ausgebucht sind. Wir können also auch Kurzentschlossenen immer noch Übernachtungsmöglichkeiten in Trier vermitteln", sagt Noll.
In der Region sind die Hotelbelegungen sehr unterschiedlich. Auch hier haben viele kleine Betriebe geschlossen, andere fahren alltäglichen Betrieb. Wie zum Beispiel Ludwig Müller vom Bitburger Familienbetrieb Hotel Louis Müller. "Weil wir über Silvester nichts Besonderes anbieten, haben wir auch weniger Übernachtungen zu verzeichnen."
Die größeren Häuser locken auch mit speziellen Silvesterarrangements, große Gala mit Livemusik inklusive. "Wir sind zu Silvester komplett ausgebucht", sagt Nadja Knizewski, Direktorin des Dorint Hotel und Resorts in Daun. "Generell ist die Zeit um den Jahreswechsel sehr stark. Ab den Festtagen haben wir eigentlich gar nichts mehr frei." Es kämen dann vor allem Gäste aus Nordrhein-Westfalen und den Benelux-Ländern, darunter viele Familien, die auch ihren Urlaub in Daun verbringen. "Das ist schon ein guter Jahresabschluss für uns", sagt Knizewski.
Ähnlich sieht es Michael Braun vom Hotel Lindenhof in Wittlich, der bei seiner Silvester-Salsa-Party sowohl Gäste aus Wittlich und der nahen Umgebung erwartet, als auch Urlauber, die ein komplettes Arrangement über mehrere Tage gebucht haben. "Wir sind zu Silvester ausgebucht und können uns über sehr großen Zuspruch für die Veranstaltungen freuen", sagt Braun.
Der Trierer Unternehmer Eric Naunheim, Betreiber des Louisiana am Kornmarkt, veranstaltet seit Jahren seine Silvesterparty. Schon Mitte Dezember war das Lokal mit rund 200 Sitzplätzen für die Nacht der Nächte fast ausgebucht. "Wir haben nur noch ein paar kleine Zweiertische frei", sagt Naunheim.
"Wenn Silvester auf einen Montag oder Dienstag fällt, ist unser Umsatz natürlich höher als an einem gewöhnlichen Wochentag. In diesem Jahr an einem Samstag wird es wohl ähnlich wie jeden Samstag werden." Mit dem Unterschied, dass weniger gegessen werde, aber mehr getrunken. Und die Fluktuation der Gäste geringer sei. Eric Naunheims Fazit: "Es ist nicht nur Silvester, an dem die Gastronomie den Umsatz macht. Man muss jeden Tag aufs Neue ran und den Gästen dauerhaft etwas bieten, um erfolgreich zu sein. Silvester ist in unserer Branche eigentlich nur einer von 365 Tagen im Jahr."
Extra

"Unsere Restaurants in der Region Trier freuen sich darüber, dass immer mehr Paare, Familien und Cliquen mit einem guten Essen in den Silvesterabend starten wollen", beschreibt Gereon Haumann, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Rheinland-Pfalz, eine Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren. Der Hotellerie gelinge es durch Paketangebote zunehmend, den Aufenthalt der Gäste über die reine Silvesternacht hinaus auf drei bis vier Tage auszudehnen. Haumanns eigenes Hotel im Hunsrückort Horath (Kreis Bernkastel-Wittlich) beherbert sogar vom 27. Dezember bis 3. Januar durchgängig 160 Gäste. Das Programm mit einer Kombination aus Erlebnissen im Hotel, in der Natur und bei Besichtigungen ist seit Jahren stets ausverkauft. Haumann: "Die in Wintersportgebieten übliche längere Aufenthaltsdauer versuchen wir auch in der Region zu erreichen." cus

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