Unmut über mangelnde Caritas

Trier · In einigen kirchlichen Krankenhäusern und Pflegeheimen der Region wird es heute zu Protestaktionen von Mitarbeitern kommen. Sie sind sauer, dass ihre Arbeitgeber sich bislang geweigert haben, eine bereits beschlossene Tariferhöhung zu übernehmen.

Trier. Das lateinische Wort caritas bedeutet so viel wie Nächstenliebe und christliche Wohltätigkeit. Von dieser Wohltätigkeit bekommen die über 36 000 Beschäftigten, darunter auch Ärzte, in den kirchlichen Krankenhäusern, Pflegeheimen und Sozialstationen im Bistum Trier derzeit wenig mit. Obwohl es seit Juli 2012 auf Bundesebene eine Empfehlung für einen neuen Tarifvertrag für die kirchlichen Beschäftigten gibt, profitieren die Mitarbeiter in der Region Mitte, zu der neben den Einrichtungen im Bistum Trier auch die in den Bistümern Fulda, Limburg, Mainz und Speyer gehören, nicht von den vereinbarten Tariferhöhungen.
Die Bundeskommission, die aus Vertretern der Mitarbeiter und der Arbeitgeber, die im Kirchensektor Dienstgeber heißen, gebildet wird, hatte empfohlen, die Löhne und Gehälter bis Februar dieses Jahres stufenweise um bis zu 6,3 Prozent zu erhöhen. Empfohlen wurde in der Bundeskommission, die Gehälter ab Juli 2012 um 3,5 und ab Oktober und ab Februar jeweils um 1,4 Prozent zu erhöhen.
In der Region sind bis auf das Krankenhaus in Saarburg, das dem Kreis Trier-Saarburg gehört, alle Kliniken in kirchlicher Trägerschaft. Deren Beschäftigte, mit Ausnahme des Elisabeth-Krankenhauses in Trier, für das ein gesonderter Tarifvertrag gilt, sind von dem Tarifkonflikt betroffen.
Druck ausüben


Bislang haben nur einige Regionalkommissionen unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg die Tarifempfehlung übernommen. In der Region Mitte wird weiterverhandelt. Nächste Woche wollen sich die Arbeitgeber und die Mitarbeiter in Mainz noch einmal treffen.
Um Druck auf die Verhandlungen auszuüben, soll es heute in einigen kirchlichen Krankenhäusern und Einrichtungen Aktionen geben. Man wolle sich dagegen wehren, dass die Dienstgeber auf die für vergangenes Jahr vorgesehene Tariferhöhung von insgesamt 4,9 Prozent verzichten wollen, sagt Klaus Koch von der Mitarbeitervertretung des Verbundkrankenhauses Bernkastel/Wittlich. Er ist Mitglied der Arbeitsrechtlichen Kommission, die über die Tariferhöhung verhandelt. "Die Arbeitgeber wollen uns für vergangenes Jahr mit einer Nullrunde und einer Einmalzahlung abspeisen", sagt Koch. 300 Euro für nichtärztliche Mitarbeiter und 500 Euro für Ärzte sollen laut den Vorschlägen der Dienstgeber, also den Krankenhausträgern, die Einmalzahlungen betragen.
Deswegen sei der Unmut bei den Beschäftigen groß. Koch rechnet damit, dass sich bei den für heute geplanten Aktionen viele von ihnen beteiligen werden. Ein Streik ist es nicht. In einigen Häusern, wie etwa im Krankenhaus Hermeskeil (Trier-Saarburg), wird es eine öffentliche Mitarbeiterversammlung geben. In anderen Einrichtungen wollen die Mitarbeitervertretungen in Gesprächen die Mitarbeiter über den Tarifkonflikt informieren. Auch werde es aktive Mittagspausen geben, also verlängerte Pausen, in denen Beschäftigte protestieren werden, sagt Koch.
16 Prozent weniger Gehalt


Betroffen seien vor allem untere Lohngruppen. Für sie wollten die Arbeitgeber gar keine Tariferhöhung, neu eingestellte Mitarbeiter sollen 16 Prozent weniger Gehalt erhalten. Für eine derzeit beschäftigte hauswirtschaftliche Mitarbeiterin würde der Verzicht der Gehaltserhöhung bedeuten, dass sie auf rund 159 Euro verzichten müsste. Bei einem Verwaltungsmitarbeiter wären es rund 306 und bei einer Pflegekraft 360 Euro. Ein Pförtner in einem Krankenhaus oder eine ungelernte Pflegerin verdienen bei Berufseinstieg rund 1770 Euro brutto im Monat.
Die Mitarbeitervertreter haben ausgerechnet, dass, würden die Forderungen der Arbeitgeber umgesetzt, jeder zehnte Beschäftigte von einer Lohnerhöhung ausgeschlossen wäre. Die Mitarbeitervertreter sprechen von einem Skandal. Vonseiten der Arbeitgeber war gestern trotz Anfrage keine Stellungnahme zu erhalten.Extra

Tarifverhandlungen laufen bei Kirchen anders als im öffentlichen Dienst oder in anderen Branchen. Gewerkschaften sind nicht daran beteiligt. Es gibt keinen Arbeitskampf und keine Tarifverträge im eigentlichen Sinn, sondern Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandeln in paritätisch besetzten Kommissionen über Löhne und Gehälter. Es gibt eine Bundeskommission und sechs Regionalkommissionen. Die Bundeskommission gibt eine Tarifempfehlung ab, die Regionalkommissionen müssen selbst entscheiden. Die hiesigen kirchlichen Beschäftigten gehören zur Region Mitte. wie

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