Weniger Lärm, mehr Reisekomfort

Berlin · Lärmschutz und der Ausbau neuer Korridore für den stark steigenden Güterverkehr, das sind bis 2030 die wichtigsten Schwerpunkte der Investitionsplanung der Bahn für ihr Schienennetz.



Berlin. Da Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) eine Erhöhung der Bundesmittel von derzeit 2,5 Milliarden Euro auf über drei Milliarden Euro jährlich angekündigt hat, steht für die Maßnahmen künftig auch mehr Geld zur Verfügung. Am Mittwoch gaben die Bahnverantwortlichen in Berlin einen Einblick in ihre Pläne. Netzausbau. Die Bahn rechnet mit einer Zunahme der gefahrenen Trassenkilometer um 14 Prozent auf 1,15 Milliarden. 22,2 Prozent davon erbringen schon jetzt private Betreiber. Wachsen wird laut Prognose mit einem Plus von 40 Prozent vor allem der Güterverkehr. Derzeit arbeiten die Planer an einem "Zielnetz 2030". Dabei geht es vor allem um die großen Engpässe in der Infrastruktur.
Schon zu zwei Dritteln bewältigt ist ein rund 300 Millionen Euro teures Programm, mit dem die deutschen Seehäfen besser angebunden werden. So wurden Überholgleise angelegt, weitere Strecken elektrifiziert oder Verbindungskurven gebaut, um die Trassen leistungsfähiger zu machen. Durch die Ertüchtigung bestehender Strecken soll in den nächsten Jahren ein "Ost-Korridor" von Hamburg über Magdeburg/Leipzig bis Regensburg geschaffen werden, der die stark genutzte Nord-Süd-Trasse über Kassel und Nürnberg entlasten soll. Wie es im Westen weitergehe, werde noch einmal genauer untersucht, hieß es. Hier sind allerdings schon einige Aus- und Neubaustrecken fest geplant, etwa zwischen Karlsruhe und Basel. Daran hält das Unternehmen fest. Lärmschutz. Weil der Ausbau des Schienenverkehrs auf Akzeptanzprobleme stößt, will die Bahn ihren Lärm bis 2020 halbieren. So soll die gesamte Güterwaggon-Flotte mit sogenannten "Flüsterbremsen" ausgerüstet werden, was den Schall um zehn Dezibel verringert. Das wird als Halbierung empfunden. Die entsprechende Technik stehe unmittelbar vor der Zulassung, teilte das Unternehmen mit.
Allerdings gehören nur 60 000 Waggons der DB-Logistiktochter Schenker. Die privaten Anbieter sowie ausländische Transporteure sollen mit Zuschüssen und einer lärmabhängigen Trassengebühr zum Umbau auch ihrer 120 000 Fahrzeuge gelockt und gedrängt werden. Gesamtkosten: über 300 Millionen Euro. Bis 2020 sollen zudem die am meisten belasteten 2000 Kilometer des insgesamt 34 000 Kilometer langen Netzes lärmsaniert sein, zum Teil durch Schallschutzwände, zum Teil durch Schallschutzfenster. Bahnhöfe. Alle wichtigen Stationen sind bereits umfassend modernisiert worden oder in Arbeit. Neues Ziel ist nun, nach und nach alle 5400 Bahnhöfe in Deutschland "stufenfrei" zu gestalten, so dass die Bahnsteige über Rampen oder Fahrstühle zu erreichen sind. Derzeit sind 28 Prozent noch unzureichend ausgestattet. Eine Langfristaufgabe "für Jahrzehnte" bleibt laut Bahn jedoch die Erhöhung jener Bahnsteige, die für einen barrierefreien Einstieg in die Züge zu niedrig sind. Das betrifft fast die Hälfte der Bahnsteige. 550 nicht mehr genutzte Bahngebäude sollen in den nächsten Jahren verkauft werden. Neue Techniken. Um das Netz besser auszulasten, wird auch mit neuen Techniken experimentiert. Dazu gehören Tests bei Güterzügen mit einer Maximallänge von 835 statt 740 Metern. Dazu gehört ein neues System der Vergabe von Fahrzeiten an private Nachfrager und die Bahn selbst. Dabei werden langsame und schnelle Züge besser aufeinander abgestimmt. Neu ist auch der geplante Einsatz von Mini-Drohnen namens "Air-Robot" zur Überwachung der Gleise sowie eine Smartphone-App ("DB-Zugradar"), mit der private wie kommerzielle Kunden künftig live auf einer Landkarte verfolgen können, wo gerade welcher Zug mit welcher Geschwindigkeit, welchem Ziel und welcher voraussichtlichen Ankunftszeit fährt. Allerdings soll diese App, um Missbräuchen, etwa der absichtlichen Überquerung von Bahnanlagen oder gar Anschlägen vorzubeugen, eine nicht kalkulierbare Verzögerung von ein paar Minuten haben. Sozusagen eine eingebaute virtuelle Verspätung.

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