Frauen gründen anders - strategischer und vor allem im Nebenerwerb

Trier · Rund ein Drittel aller neuen Betriebe in der Region Trier wird von Frauen gegründet. Dabei entstehen viele Unternehmen aus dem Nebenerwerb heraus. Zwei Beispiele aus der Region zeigen, wie individuell die Wege, wie ähnlich jedoch die Motivation zur Unternehmensgründung ist.

Trier. Vielseitg und offen für Neues sein, mutig handeln, flexibel agieren und sich frei fühlen: Wenn man sich die Motivation von Silke Lieser aus Trier und Tanja Kracht aus Kelberg (Vulkaneifelkreis) anschaut, sich selbstständig zu machen, so ähnelt diese sich. Auch wenn die Lebenswege der beiden Frauen so unterschiedlich wie sie selbst sind, so wollten beide vor allem eines: "Ich fühle mich seit der Gründung nicht mehr wie eingesperrt", sagt Silke Lieser (40).
Die Inhaberin der Trierer Agentur Gegenpol arbeitet vor allem daran, Marken von Unternehmen zu fördern. Ob das für regionale Betriebe wie Alta 4 oder Sport Fleck geschieht oder für national und international bekannte wie Victorinox, Joop oder Parfümerie Douglas: Die Mutter eines vierjährigen Sohnes möchte flexibel auf geänderte Bedingungen reagieren können.
Als sie 2011 ihre Agentur gründet und die einstigen Igelstudios aufkauft, liegen zwölf Jahre Agenturarbeit in Hamburg hinter ihr. "Hier in Trier gab es keine gleichwertigen Arbeitgeber, also blieb mir nur die Selbstständigkeit", sagt sie. Inzwischen ist sie froh über diese "Notlösung".
Für Tanja Kracht war die Selbstständigkeit eine logische Folge ihrer Erfahrungen. "Der alte Arbeitgeber hat mehrfach seine Versprechen nicht gehalten", sagt die 41-jährige Krankenschwester. Die Gründung eines ambulanten Pflegeteams folgt. "Ich war von Anfang an überzeugt: Ich mache das gerne, und ich schaffe das", sagt sie. 2010 startet sie mit zwei Mitarbeitern, heute sind es bereits 27.
Der Erfolg gibt beiden Frauen Recht. "Frauen gehen strategischer vor", sagt Raimund Fisch, zuständig für Unternehmensförderung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Immerhin ein Drittel aller Unternehmen werden von Frauen gegründet (siehe Extra). Dabei geht der Trend hin zu Gründungen im Nebenerwerb (plus acht Prozent). Fischs Erfahrungen: "Auch wenn die meisten neuen Betriebe als Dienstleistungen und im Sozialbereich entstehen, so ergeben sich daraus meist dauerhafte Unternehmen, die gut organisiert und geplant sind."
Frauen gründen anders: So heißt der Titel eines Themenabends am Montag, 6. Oktober, 16 Uhr, in der IHK Trier. Dort gibt es Tipps von Experten und eine Diskussion mit Lieser und Kracht. Anmeldung unter Telefon 0651/9777-531. sasExtra

In der Region Trier gab es im vergangenen Jahr 3443 Neugründungen, gut 31 Prozent davon entfielen auf Frauen. Innerhalb der Region gibt es die meisten neuen Betriebe in weiblicher Hand im Vulkaneifelkreis, die wenigsten mit gut 28 Prozent im Kreis Trier-Saarburg. Schaut man sich die Branchen an, sind Frauen vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen oder bei den sonstigen Dienstleistungen wie Friseursalons oder Wäschereien mit je gut 75 Prozent führend. sas

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