Junge sind schneller, Ältere kennen Abkürzung

Daun · Das Bundesprogramm "Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte in den Regionen" widmet sich seit 2005 der Re-Integration älterer Arbeitsloser. Die positive Bilanz des Paktes West-Süd-West, mit Stammsitz in Daun, wurde im Forum gefeiert.

Daun. Das vom Bund finanzierte Programm, an dem im Beschäftigungspakt "West-Süd-West" 39 Jobcenter und 84 Vermittlungszentren aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und aus Teilen Nordrhein-Westfalens und Hessens teilnehmen, ist der Strohhalm, nach dem ältere Arbeitslose zunehmend greifen. Unter den bundesweit rund 80 Pakten ist der Regionalpakt West-Süd-West nicht nur der größte, sondern auch der erfolgreichste: 2014 kann die 25 000. gelungene Integration gefeiert werden. Vordergründig geht es um Einzelschicksale Arbeitsloser jenseits der 50, die nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit kaum noch Zugang zum freien Arbeitsmarkt finden und um den Rattenschwanz, den diese Situation oft nach sich zieht: sozialer Abstieg, Vereinsamung, Antriebslosigkeit und das damit verbundene Gefühl, ein wertloses Mitglied der Gesellschaft zu sein. Aber es geht auch um viel Geld - Steuergeld, das der Bund für die Integration zumeist Langzeitarbeitsloser investiert. Alleine der Beschäftigungspakt West-Süd-West verfügt über ein jährliches Budget von insgesamt rund 35 Millionen Euro, berichtet Franz Donkers, der Leiter des Projektbüros in Daun und erklärt, warum diese Summe gut angelegt ist: "Die Kosten des Programms und der begleitenden Maßnahmen, wie der Weiterbildung und verschiedenen Seminaren, belaufen sich pro Person auf rund 7300 Euro." Hingegen sei Nichts zu tun teurer - eine Grundsicherung durch Harz IV und weiteren Sozialleistungen kosten den Staat mindestens 10 000 Euro im Jahr je Fall. "In den allermeisten Fällen sind diese Menschen nicht selbst verschuldet in die Arbeitslosigkeit geraten", sagt Franz Donkers.
Schwerer Wiedereinstieg


"Angestellte, die älter sind als 50 Jahre, bleiben sozusagen als Konkursmasse nach Firmenpleiten, Betriebsschließungen oder Umstrukturierungen übrig. Und es kann jeden treffen." Langzeitarbeitslose - und ganz besonders die älteren unter ihnen, müssten erst wieder eine Struktur ihres Tagesablaufs verinnerlichen, sagt der Projektleiter. Unter den vielen Fortbildungsmaßnahmen, die der Beschäftigungspakt West-Süd-West anbietet, liege unter anderem neben Sport, dem Vermitteln des politischen Tagesgeschehens und der Hilfe zur erfolgreichen Bewerbung, der Fokus auf der Selbstdarstellung. "Gute Zeugnisse und eine lange Berufserfahrung sind wichtig - aber längst nicht alles", sagt Donkers. Helmut Brendler ist der 25 000. Arbeitslose, der seit dem Start der Initiative im Jahre 2005 erfolgreich vermittelt wurde und ebenfalls Gast der Feierstunde im Forum.
"Ich habe, bevor ich beim Beschäftigungspakt untergekommen bin, rund 600 Bewerbungen geschrieben", sagt der 58-Jährige. Ablehnungen, oder gar keine Antwort, seien die Regel gewesen, sagt Brendler, der es vom Verkäufer bis zum Geschäftsführer brachte und wegen Insolvenz des Arbeitgebers arbeitslos wurde. Die Unterstützung durch den Beschäftigungspakt 50plus habe ihn wieder zu einem Arbeitsverhältnis verholfen: "Mein Sachbearbeiter hat einfach nicht lockergelassen - mindestens zweimal am Tag rief er mich an." Auch Stefan Dreisbach, sein neuer Arbeitgeber, ist Gast der Veranstaltung: "Ich bin dankbar für die Vermittlung Herrn Brendlers an uns", sagt Dreisbach. "Bereits im Vorgespräch waren wir von ihm überzeugt - er bringt genau die richtige Erfahrung und Authentizität mit, die wir in unserem Bereich benötigen." Viele Arbeitgeber der Region stellen inzwischen verstärkt Arbeitnehmer ein, die älter als 50 Jahre sind - so jedenfalls besagen es die vielen Broschüren, die im Forum ausliegen. Der demografische Wandel und die Lebens- und Berufserfahrung der nicht mehr ganz so jungen Bewerber bewirken ein Umdenken. Rainer Callmund, der als Botschafter des Bundesprogramms fungiert, hat dazu einen Satz geprägt, der den Kern der Sache trifft: "Junge Arbeitnehmer sind schneller, ältere kennen die Abkürzung."Extra

Bundesweit unterstützen 78 regionale Beschäftigungspakte die Perspektive 50plus. Seit dem 1. Januar 2011 sind insgesamt 421 Grundsicherungsstellen am Bundesprogramm beteiligt. In den Pakten arbeiten Unternehmen, Kammern und Verbände, Beschäftigungs- und Bildungsträger, die Wirtschaftsförderung sowie weitere Akteure des regionalen Arbeitsmarktes zusammen. Die laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales intensive und kontinuierliche Betreuung trägt zu einer Verbesserung der Lebenszufriedenheit und der sozialen Teilhabe bei älteren Langzeitarbeitslosen bei. Coaching und die Förderung und Entwicklung individueller Potenziale liegen im Fokus der Maßnahme. now <%LINK auto="true" href="http://www.perspektive50plus.de" class="more" text="www.perspektive50plus.de"%> <%LINK auto="true" href="http://www.handdrauf50plus.de" class="more" text="www.handdrauf50plus.de"%>

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