Konkurswelle in Luxemburgs Handel

Luxemburg · In Luxemburgs Handel herrscht derzeit helle Aufregung. Knapp 20 Handelsunternehmen sind auf einen Schlag in Konkurs gegangen. Etwa 70 Mitarbeiter sind betroffen. Die Läden gehören zwei Geschäftsleuten direkt oder über die Dachgesellschaft TLVPAP SA, an der sie beteiligt sind. Mit der Konkurswelle fängt auch die Diskussion über das Insolvenzrecht an.

 Luxemburgs Innenstadt muss derzeit einen herben Schlag verkraften. Mit der Schieflage der FCPE-Gruppe gingen insgesamt 18 Unternehmen im Großherzogtum in Konkurs. Foto: TV-Archiv

Luxemburgs Innenstadt muss derzeit einen herben Schlag verkraften. Mit der Schieflage der FCPE-Gruppe gingen insgesamt 18 Unternehmen im Großherzogtum in Konkurs. Foto: TV-Archiv

Luxemburg. Mitten im luxemburgischen Wahlkampf hat die Insolvenz von fast knapp 20 Firmen in Luxemburg Stadt und Esch für reichlich Diskussionsstoff gesorgt.
In der vergangenen Woche hat die FCPE-Gruppe für sich und 17 Unternehmen Konkurs beantragt (siehe Extra). Die Firmengruppe um die beiden Hauptakteure Pascal Einhorn und Frédéric Castera hatte sich vor einigen Jahren mit Franchiseunternehmen bekannter Marken in Luxemburg positioniert. Dazu gehören Marken wie Geox, Loft, Marc Jacobs, Gérard Darel oder auch Comptoir des Cotonniers.70 Mitarbeiter betroffen


"Von den 21 Firmen unter dem Geschäftsimperium sind derzeit 18 in Insolvenz", erklärt der Geschäftsführer der Creditreform Luxemburg und Trier, Herbert Eberhard. Für 17 Firmen wurde jetzt Konkurs angemeldet, eine Firma ist schon seit mehreren Wochen pleite (siehe Extra).
Laut luxemburgischen Medien stehen damit etwa 70 ehemalige Mitarbeiter vor der Tür. "Für die einzelnen Geschäfte waren jeweils eigene Unternehmen gegründet worden. In Konkurs gingen nun 17 Unternehmen, was die Erstellung eines Sozialplans quasi unmöglich macht, da jede Firma nur wenige Angestellte zählt, schreibt das Luxemburger Tageblatt.
Inzwischen laufen die Gespräche zwischen Politik und Gewerkschaften auf Hochtouren, um zu retten, was zu retten ist. Die Hoffnung ruht auf den renommierten Marken, die die Nobelgeschäfte übernehmen könnten. Laut Luxemburger Medien gibt es dafür erste Anzeichen. Bei einer Übernahme der Läden sollten die ehemaligen Mitarbeiter dann bei Einstellungen Berücksichtigung finden, fordern die Gewerkschaften.
Doch mit der Insolvenzwelle geht im Großherzogtum auch die Diskussion über die Mietkonditionen in der Hauptstadt los und über das Insolvenzrecht in Luxemburg. Zur Problematik der Immobiliensituation hat sich auch der Trierer Einzelhändler Michael Müller (Zur Blauen Hand) in die Diskussion eingemischt. Auf der Internet-Plattform des Luxemburger Wortes schreibt er: "Viele unserer Kunden haben mich schon gefragt, warum ich nicht eine Filiale in Luxemburg aufmache. Abgehalten hat mich jedes Mal die in Luxemburg wohl übliche Praxis, Ablösesummen in immenser Höhe an den Vormieter zahlen zu müssen. Diese Ablösesummen führen dazu, dass der Handel in der Innenstadt Luxemburg keine Chance hat, ein für Verbraucher attraktives Angebot aufzustellen."
Laut Creditreform ist bereits im ersten Halbjahr 2013 die Zahl der Konkurse in Luxemburg im Handel gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres gestiegen. 164 Handelsfirmen gingen in den ersten sechs Monaten dieses Jahre in Konkurs. 2012 waren es nur 158. Auch der Anteil der Handelsfirmen an der Gesamtzahl ist gestiegen von 27,6 Prozent auf gut 32 Prozent.
Die jüngsten Insolvenzen schlagen dabei erst in der zweiten Jahreshälfte auf. "In der Vergangenheit waren die Konkurse im Handel vor allem durch die Nachfolgeproblematik angeheizt. Bei den neuen Fällen ist das nun ganz anders gelagert", sagt Herbert Eberhard.Extra

Das Insolvenzrecht in Deutschland und Luxemburg unterscheidet sich grundsätzlich. Creditreform-Geschäftsführer Herbert Eberhard: "Ein Insolvenzverfahren mit dem Zweck der Fortführung oder Sanierung wie in Deutschland gibt es in Luxemburg nicht. Daher bedeutet Konkurs in Luxemburg grundsätzlich Schließung und Abwicklung des Unternehmens." Von der jüngsten Insolvenzwelle in Luxemburg sind laut Creditreform betroffen: F.C.P.E. Sàrl, Arnold Sàrl, Kannerspill Sàrl, Pikbaam Sàrl, Jacmel Lux Sàrl, B 30 GR Sàrl, AVPN Sàrl, Papec Sàrl, 21 RP 2 Rénovation Sàrl, Agence Jacmel Sàrl, Escher Sàrl, Geschwester Sàrl, Goldesch Sàrl, ORO Sàrl, O.S. Uelzecht Sàrl, Stylistic Sàrl, Sycomore Sàrl und die BRAUHAUS Sàrl. Über das Vermögen der Dachgesellschaft TLVPAP SA ist kein Insolvenzverfahren eröffnet. hw

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