Paten für junge Leute gesucht

Trier · Der Ausbildungsmarkt in der Region Trier ist in Bewegung. So kurz vor dem Start in das neue Berufsjahr sind aber immer noch einige Stellen frei (siehe Extra). Und doch finden nicht alle Jugendliche eine Lehrstelle. Ein Projekt soll nun Berufsfachschüler unterstützen.

 Von den Erfahrungen profitieren: Das neue Projekt setzt darauf, dass erfahrene Paten jungen Menschen zur Seite stehen. Foto: iStock/Eva Serrabassa

Von den Erfahrungen profitieren: Das neue Projekt setzt darauf, dass erfahrene Paten jungen Menschen zur Seite stehen. Foto: iStock/Eva Serrabassa

Trier. Jungen Menschen fällt die berufliche Orientierung oft schwer. Zwar können sie in der Region Trier jährlich zwischen rund 3700 Lehrstellen in über 210 Ausbildungsberufen wählen, dennoch macht es diese Auswahl nicht gerade leichter. Denn es bedarf einem stabilen sozialen Umfeld, großem Engagement der Schule und einer professionellen Berufsberatung, damit Jugendliche ihre Talente entdecken und somit selbstbewusst in die Bewerbungsphase starten können.
Da nicht alle jungen Leute immer die notwenige Unterstützung am Übergang zwischen Schule und Beruf erhalten, sucht die Initiative Verantwortungspartner Region Trier Paten, um Jugendliche besser auf dem Weg in eine betriebliche Ausbildung zu begleiten. Ab Beginn des neuen Schuljahres unterstützen die Paten über 16 Monate hinweg Schüler der Berufsfachschule I der Berufsbildenden Schule Gewerbe und Technik in Trier.
Die Patinnen und Paten helfen ihren Schützlingen während des Betriebspraktikums und dem Start in die Ausbildung, stehen aber auch als Berater bei privaten Problemen zur Seite.
Gesucht werden gestandene Frauen und Männer, die gerne Kontakt zu einem Jugendlichen halten und bereit sind, ihn zu beraten, zu stützen, zu ermutigen, gegebenenfalls zu Terminen zu begleiten oder bei Konflikten zu vermitteln, sagen die Initiatoren.
"Wir würden uns sehr freuen, wenn Ausbilder oder Meister, engagierte Ruheständler oder ehrenamtlich aktive Menschen aus Verbänden und Vereinen bei dem Projekt mitmachen und so einen Teil ihrer Lebens- und Berufserfahrung an die jungen Leute weitergeben würden," hofft Edeltraud Nikodemus, die für die Agentur für Arbeit am Tisch der Verantwortungspartner sitzt.
Neben dem sozialen Engagement für die nächste Generation, das die Förderer mitbringen sollten, sieht Schulleiter Michael Müller vor allem auch in Handwerkern oder Menschen mit technischem Verständnis ideale Paten: "Die Berufsbildende Schule Gewerbe und Technik wird von vielen Jungen und Mädchen besucht, die eine Affinität zu technischen und handwerklichen Berufen haben. Paten aus diesen Professionen können junge Menschen natürlich optimal auf ihr weiteres Berufsleben vorbereiten und so vielleicht auch potenzielle Auszubildende für ihre Branche finden. Das wiederum hilft den regionalen Handwerksbetrieben, die gute Nachwuchskräfte brauchen."
Auch Hilfe für Paten


Wenn ein Pate einmal nicht weiter weiß, stehen im Hintergrund professionelle Ansprechpartner zur Seite. So werden zu Beginn der Patenschaft im Spätsommer Schulungen angeboten und Kennenlerntreffen organisiert. Aber auch während der gesamten Projektphase können die Ehrenamtlichen auf das Know-how von Schulsozialarbeitern und Ansprechpartnern des Caritasverbandes zurückgreifen.
Das Projekt wurde gestartet, um der Fachkräftesicherung in der Region zu begegnen. Es ist eines unter mehreren Aktionsfeldern der Verantwortungspartner Region Trier, die sich 2013 unter dem Dach der Initiative Region Trier (IRT) zusammengefunden haben.
Beteiligt sind neben engagierten Unternehmen aus der Region die Aktion Arbeit des Bistums Trier, die Agentur für Arbeit, die Berufsbildende Schule und der Caritasverband.
Interessenten können sich erkundigen oder anmelden bei der learn-factory der Caritas, Torsten Gärtner, unter 0651-2096-341 oder gaertner.torsten@caritas-region-trier.de red
Extra

Der Ausbildungsmarkt in der Region Trier geht in die heiße Phase. Denn derzeit beginnen die ersten Jugendlichen mit ihrer Ausbildung. Das heißt, für die Mitarbeiter der Berufsberatung ist Endspurt in Sachen Ausbildungsvermittlung angesagt. Telefonisch klappern sie alle Ausbildungsinteressierten ab und erfragen, wer schon eine Lehrstelle gefunden oder sich für den Besuch einer weiterführenden Schule entschieden hat und wer tatsächlich noch ohne Ausbildungsvertrag dasteht und somit besonders auf die Unterstützung der Berater angewiesen ist. Heribert Wilhelmi, Chef der Arbeitsagentur Trier: "Leider stellen wir immer wieder fest, dass sowohl Jugendliche als auch Unternehmen die Entscheidung bis zum letzten Moment hinauszögern. Dann bemerken Bewerber überrascht, dass Betriebe den sichergeglaubten Ausbildungsplatz an einen anderen Kandidaten vergeben haben." Und bei Arbeitgebern steige die Frustration, weil der Wunschkandidat oder die Wunschkandidaten sich nun doch für eine andere Alternative entschieden hat. Die Einschätzung des Agenturleiters, dass es sowohl für Bewerber als auch für Betriebe immer schwieriger wird, je länger eine Entscheidung ausbleibt, bestätigt der Blick auf die Statistik: Von insgesamt 3314 Ausbildungsinteressierten sind 739 aktuell noch auf der Suche. Auf Seiten der Ausbildungsstellen gibt es sogar noch 1067 freie Angebote - deutlich mehr als vor einem Jahr. Auf einen Bewerber kommen somit eineinhalb freie Lehrstellen. Dennoch passen die Jugendlichen nicht immer zu den Ausbildungsplätzen. Entweder sie interessierten sich für Berufe, in denen die Nachfrage deutlich höher sei als das Angebot, oder sie brächten nicht die erforderlichen Schulabschlüsse oder Schulnoten mit, so Wilhelmi. "Wir tun alles, um Betriebe und Bewerber zusammenzubringen." Vor allem an Unternehmen appelliert er: "Bei der angespannten Bewerbersituation auf dem Ausbildungsmarkt sollten Betriebe ihre Erwartungen hinterfragen und prüfen, ob nicht auch andere Bewerbergruppen, wie sozial schwache oder gehandicapte Jugendliche, Studienabbrecher oder ausbildungsinteressierte Erwachsene infrage kommen." redExtra

Für das Projekt werden noch Paten gesucht, die in folgendes Profil passen: Männer und Frauen Lebens- und Berufserfahrung, gerne in der dritten Lebensphase handwerklicher Berufshintergrund von Vorteil Sympathie und Offenheit für junge Menschen standfest und handfest wertebewusst in der Diskussion tolerant kontaktfreudig Bewusstsein für die eigenen Grenzen red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort