"Suche Personal, biete attraktives Unternehmen"

Trier · Wenn Unternehmer nicht ausreichend qualifiziertes Personal finden, werden schnell Forderungen an die Politik laut. Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) hat angekündigt, das Thema anzugehen, fordert aber Bemühungen der Arbeitgeber. Ein strategisches Bündnis soll die entscheidenden Akteure zusammenbringen.

 Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Mitte) wird unterstützt von Jutta Rump vom IBE, den Unternehmern Herbert Zahnen, Karin Kaltenkirchen, Thomas Pütter sowie HWK-Hauptgeschäftsführer Manfred Bitter, IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer und Judith Klassmann-Laux von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel (von links). TV-Foto: Frank Göbel

Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Mitte) wird unterstützt von Jutta Rump vom IBE, den Unternehmern Herbert Zahnen, Karin Kaltenkirchen, Thomas Pütter sowie HWK-Hauptgeschäftsführer Manfred Bitter, IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer und Judith Klassmann-Laux von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel (von links). TV-Foto: Frank Göbel

Trier. "Man glaubt es nicht - aber es ist richtig geil!", begeistert sich Thomas Pütter während eines Impulsvortrags im Saal der Industrie- und Handelskammer (IHK). Und obgleich solche Töne sonst wohl eher selten durch diesen Raum schallen, verprellt der lockere Ton weder die anwesende Wirtschaftsministerin Eveline Lemke noch die rund 80 Zuhörer im Saal - schließlich weiß der Geschäftsführer des Nells-Park-Hotels mit seinem Feuer durchaus anzustecken: Es geht um den Fachkräftemangel, und Pütter erklärt, wie er dem entgegenwirkte.
Die Ministerin hat in Trier soeben die landesweite Veranstaltungsreihe "Suche Personal - Biete attraktives Unternehmen" e Beenden röffnet, die auch Auftakt für regionale Bündnisse sein soll, an denen sich etwa Unternehmer, Kammern, Sozialpartner und Wirtschaftsförderer beteiligen können. In der IHK stellen an diesem Abend drei Unternehmen sich und ihre Strategien gegen die Personalnot vor - und Thomas Pütter erzählt, wie sein Hotel 2007 in die Schieflage geriet: Die Mitarbeiterfluktuation war hoch, der Chef selbst auch kurz vor dem Burn-out: "Wir brauchten einen Plan!" Der wurde nicht eben aus dem Ärmel geschüttelt, sondern über sechs Jahre mit einer Coaching-Agentur ausgetüftelt.
Das Resultat: zwei Motivations- und Feedback-Systeme, eines für Azubis ("MoveUp") und eines für Führungskräfte ("Führungs-Impuls-System"). Deren Wirken lobt nicht nur Pütter im schwungvollen Ton, sondern hat auch außerhalb des Hotels für Aufsehen gesorgt.
Nach Pütter erklären auch der Arzfelder Anlagenbauer Herbert Zahnen und die Trierer Modehausleiterin Karin Kaltenkirchen, was sie getan haben, um verdiente Mitarbeiter zu halten und neue gute zu finden. Zahnen ließ eine akademische Arbeit zum Thema im Haus anfertigen und etablierte dann eine eigene Arbeitgebermarke, befragte die Mitarbeiter, gestattete im Betrieb mehr Eigenverantwortlichkeit über selbstverwaltete Ausschüsse. Auch Kaltenkirchen hält ihre 74 Mitarbeiter nicht an der kurzen Leine, sondern gesteht ihnen sehr weitreichende individuelle Arbeitszeitmodelle zu, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Ebenfalls bemerkenswert erfolgreich: "Wir haben kaum Fluktuation - und das trotz des leer gefegten Marktes."
Die Trierer Veranstaltung ist einer von vier Terminen, mit denen das Wirtschaftsministerium des Landes und die Investitions- und Strukturbank (ISB) die Akteure zusammenbringen will, um "zum einen Arbeitgebern Ideen zu geben, wie sie betriebliche Belange mit den Bedürfnissen der Beschäftigten in Einklang bringen können", sagt Eveline Lemke. Weiterhin habe man aber auch die regionale Dimension im Blick: "Fachkräfte entscheiden sich nicht nur für einen Job, sondern immer auch für die Region, in der sie leben wollen." Die Veranstaltungsreihe ist Teil des übergeordneten Projekts "Lebensphasenorientierte Personalpolitik 3.0", die das Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) der Hochschule Ludwigshafen im Auftrag des Landes leitet. Weiteres Bestandteil sollen Treffen der etablierten lokalen Bündnisse sein. Dort soll etwa erörtert werden, wie sich junge Menschen für Ausbildungen begeistern oder ältere Beschäftigte länger halten lassen.
Zudem sollen jährlich zwei besonders attraktive Unternehmen aus jedem Kammerbezirk für ihr Engagement ausgezeichnet werden - um Vorbilder zu sein für innovatives Vorgehen bei der Fachkräftesicherung. Die erste Auszeichnung gibt es dann am 17. November in der ISB-Zentrale in Mainz - für die richtig "geilen" Unternehmen.

lebensphasenorientierte
-personalpolitik.de

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