Was für Kunden am Wichtigsten ist

Wittlich · Kundenorientierung und Service als Herausforderung und Chance: Unter diesem Motto hat das VII. Unternehmerforum Wittlich stattgefunden, das die Stiftung Stadt Wittlich erstmals in eigener Regie in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge Wittlich veranstaltete. Referenten aus Wirtschaft und Wissenschaft berichteten einen ganzen Tag lang über praktische und theoretische Erfahrungen.

Wittlich. Robert Müller, Geschäftsführer und Vorstand vom Möbelhaus "moebelguenstiger.de" weiß: "Das Internet ist das Feindbild des Handels. Es steht für Leerstände und fallende Preise." Für ihn ist das aber ein Trugschluss: "Wer so argumentiert, sollte sein eigenes Unternehmen einmal genau unter die Lupe nehmen. Denn oft ist das eine beliebte Ausrede, um von eigenen Schwächen abzulenken." Dass das Internet sehr wohl Chancen für den stationären Handel bietet, hat der Unternehmer aus Bengel selbst erfahren: "Wenn man das richtig anpackt und geschickt kombiniert, ist das eine hervorragende Ergänzung für das bestehende Geschäft."
Bis auf den letzten Platz besetzt


Die Konkurrenz aus dem Internet war nur ein Thema von vielen beim VII. Unternehmerforum in Wittlich. Wie attraktiv dieses in lockerer Folge veranstaltete Forum ist, zeigte die Beteiligung: Die Synagoge als Veranstaltungsort war bis auf den letzten Platz besetzt. Für Bürgermeister Joachim Rodenkirch Grund zum Stolz, konnte er an diesem Tag doch Unternehmer aus dem gesamten Regierungsbezirk in Wittlich willkommen heißen. Seit 1996, als das Forum zum ersten Mal stattfand, habe die Kundenorientierung den gleichen Stellenwert behalten, stellte er fest. Auf der Suche nach dem Erfolg habe er festgestellt, dass erfolgreiche Unternehmen nichts Außergewöhnliches tun, sondern das Gewöhnliche in einer ungewöhnlichen Form anbieten.
Dem stimmte Martin Fassnacht von der Otto Beisheim School of Management in Vallendar zu. Für ihn liegt das Erfolgsrezept klar auf der Hand: "Die wichtigste Frage ist: Was will der Kunde?" Und fuhr fort: "Marketing heißt, das Geschäft aus der Sicht des Kunden zu sehen." Das klinge trivial, sei in der Umsetzung aber nicht einfach. Rund 45 Minuten hatte er Zeit, das Bemühen um den Kunden mit Beispielen aus dem modernen Management zu veranschaulichen.
Einen ganz anderen Ansatz wählte in seinen Betrachtungen Götz Wolfgang Werner, Gründer und Aufsichtsratsmitglied der "dm Drogerie Markt"-Kette. Den Begriff Wirtschaft definierte er so: "Das ist das Miteinander, um für andere tätig sein zu können."
In seinen philosophisch betrachteten Ausführungen sind initiativeweckende Rahmenbedingungen ein wichtiger Grundstein für den Erfolg. "Sind es die wichtigen Dinge, die man tut; macht mein Handeln Sinn?" Noch wichtiger als das Wissen sei die Beobachtung. Und die Erkenntnis, dass man in allem Tun und Handeln immer für andere tätig sei. Der Grundstein für den Erfolg werde bereits in der Kindheit gelegt: "Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder sich gut bilden, damit sie sich gut ausbilden." Den wichtigsten Indikator für den Erfolg sah Werner in den Mitarbeitern. "Wenn die den Sinn einer Maßnahme nicht verstehen, dann verstehen die Kunden den erst recht nicht."
Auch die Zusammenarbeit mit den Lieferanten müsse wohl gepflegt werden: "Es wird immer größere Kunden als Sie geben. Aber wenn der Lieferant Sie wertschätzt, werden Sie nie ohne Ware dastehen." Zudem müsse man seinen Betrieb immer mit den Augen der Kunden betrachten. Bei der Ausstattung seiner Märkte habe er sich nach den Worten von Johann Wolfgang von Goethe orientiert: "Notwendig, schön und zweckdienend dem Ganzen."Extra

Das Unternehmerforum Wittlich wurde 1995 in Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Stadt Wittlich und dem Gründer und langjährigen Vorstand des Inmit-Instituts für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier e.V., Axel G. Schmidt, ins Leben gerufen. Von 1996 bis 2011 fanden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier e.V. und der Stiftung Stadt Wittlich als Schirmherrin und Förderin sechs Veranstaltungen statt. In diesem Jahr organisierte die Stiftung der Stadt Wittlich das Unternehmerforum in Eigenregie. Mit ihrem Programm zieht die Veranstaltung jeweils rund 150 bis 200 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte mittelständischer Unternehmen in die Kreisstadt. Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Stadt Wittlich ist Hermann Simon. flo

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