Wenn die alte Heizung ein Verkaufshindernis ist

Trier · Auf 3,5 Milliarden Euro wird das Volumen geschätzt, das in der Region Trier für Sanierungsarbeiten bei Immobilien ansteht. Für Hausbesitzer lohnt dabei nicht jede Investition, sie sind aber ein entscheidendes Verkaufskriterium.

Trier. Ob Salpeter im Mauerwerk, bröckelnder Putz oder durchlässige Fensternischen: Wo vor wenigen Jahren bei diesen Mängeln dennoch die Lage für einen Immobilienkauf in der Region Trier entscheidend war, stehen heute verstärkt mögliche Nebenkosten für Strom sowie Heizung und fällige Sanierungen auf der Negativliste für Immobilienkäufer.
"Ein Großteil der zum Verkauf stehenden Gebäude ist in den 1970er Jahren gebaut. Viele von ihnen genügen nicht den Ansprüchen auf energetische Sanierung", stellt Franz Josef Loch, Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH in Mainz, fest. Immerhin vermittelt das Unternehmen als einer der größten Makler im Land zu 90 Prozent Bestandsimmobilien. "Von denen ist bei drei von vier eine Sanierung dringend notwendig", hält er fest. Hochgerechnet seien das mindestens 120 000 Gebäude in der Region Trier.
Fand vor ein paar Jahren noch schnell jede Immobilie einen neuen Besitzer, sind die Käufer heute wählerischer geworden. "Im Zweifel warten Ältere eher ab, Jüngere gehen ins Umland. Die Nachfrage bleibt aber hoch", sagt der Vertriebsgeschäftsführer. So profitierten etwa Teile der Eifel von einem zunehmenden Verdrängungswettbewerb, aber auch Konz, Schweich und Saarburg seien verkehrsgünstig mit guter Infrastruktur (siehe Tabelle). Trotz eines günstigen Preises zeichneten sich viele Immobilien in der Trierer Innenstadt nämlich auf lange Sicht durch horrende Zusatzkosten aus. Da könne schon eine alte Heizung schnell mal zum Kaufhindernis werden.
Dies bestätigt auch Axel Bettendorf, Leiter des Umweltzentrums (UWZ) der Handwerkskammer Trier. Gebrauchte Immobilien seien meist noch nicht so alt, dass sie baufällig seien, "aber energetisch sind sie eine Katastrophe", sagt er.
Deshalb sei der Energiepass - seit Mai bei Immobiliengeschäften Pflicht - "eine sehr gute Bestandsaufnahme des Hauses oder der Wohnung. Gleichzeitig gibt es Sanierungshinweise". Damit hätten Immobilienkäufer, aber auch Mieter, schließlich mehr Transparenz über mögliche Neben- und Heizkosten.
Das schlägt sich auch in den aktuellen Zahlen der LBS nieder. Nach wie vor ist die Nachfrage nach Immobilien in der Region hoch, vielerorts werden sie sogar knapp. Beispiel Trier: Während die Verkaufspreise gebrauchter Reihenhäuser im ersten Halbjahr des Jahres abgenommen hat, sind die Preise für frei stehende Häuser aus zweiter Hand um neun Prozent gestiegen.
Neuimmobilien werden ohnehin zu weitaus höheren Preisen verkauft, mit Steigerungsraten im Oberzentrum von bis zu 14 Prozent je Quadratmeter etwa bei Eigentumswohnungen. "Damit klafft die Preisschere zwischen Neu- und Altbauten immer weiter auseinander", sagt Loch. Allerdings zeigten die Preise über die Jahre, dass die Steigerungsraten nicht mehr so hoch ausfallen. "Die Preise steigen zwar weiterhin, aber die Chancen auf eine Entspannung am Wohnungsmarkt stehen nicht schlecht."
Trotzdem ist Wohnen in Trier teuer. So hat das Berliner Forschungsinstitut Empirica ermittelt, dass man hier mehr als das Durchschnittseinkommen benötigt, um sich Wohneigentum leisten zu können. In anderen Städten der Region reichen dagegen mittlere Einkommen aus: Im Kreis Trier-Saarburg sind es etwa zwei Drittel des Durchschnittseinkommens, im Kreis Bernkastel-Wittlich nur 38 Prozent. Dies ist auch der Grund dafür, dass in Trier auch nur jeder Dritte eine Immobilie besitzt. "Gerade in begehrten Lagen der Innenstadt ist auch fast nichts Erschwingliches zu haben", sagt Fanz Josef Loch. "Wer schon eine Immobilie hat, hält sie fest."
Wille und Wissen fehlen oft


Wer nun sanieren will oder muss, stellt sich natürlich die Frage nach der Effektivität der einzelnen Umbauschritte. "Wer rein nach Geldbeutel saniert, braucht eine umfangreiche Beratung", sagt der UWZ-Leiter. Denn jede energetische Investition habe Auswirkungen auf die Bausubstanz. Doch Privatinvestoren fehle es oft an Wille und Wissen. Axel Bettendorf: "Wenn das Gerüst ohnehin für einen Anstrich aufgebaut werden soll, sollte man auch über eine Außendämmung nachdenken. Wer aber ohne Defekt seine Fenster aus den 1980er Jahren austauscht, der profitiert erst nach 30 Jahren von einer Energieersparnis." Im Schnitt fallen immerhin rund 25 000 Euro je Gebäude für eine Sanierung an. Und so schätzt die LBS das mögliche Sanierungsvolumen allein in der Region Trier auf immerhin 3,5 Milliarden Euro.
Extra

Bitburg Daun Saarburg Schweich Trier WittlichFrei stehendes Eigenheim 170-290 000 Euro (+11,1%) 100-300 000 Euro (+/-0%) 130-350 000 Euro (+8%) 220-350 000 Euro (+12%) 180-500 000 Euro (+9,1%) 200-280 000 Euro (+9,1%) Reihenhäuser 130-260 000 Euro (+/-0%) keine Angabe 180-250 000 Euro (+/-0%) 170-260 000 Euro (+12,5%) 200-300 000 Euro (-5,5%) 185-250 000 Euro (+10%) Eigentumswohnungen (pro m2) 1100-1950 Euro (+3,1%) 650-1700 Euro (+/-0%) 1250-1850 Euro (+3,1%) 1500-2000 Euro (+9,4%) 1400-2300 Euro (+5,9%) 1350-2000 Euro (+2,8%) Quelle: LBS

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