Wenn's gut läuft: 6000 Hochzeiten bei Volvo

Konz · Die Fachwelt in der Baumaschinenbranche schaut mit großem Interesse nach Konz. Volvo stellt seinen neuen Bagger EC250E vor. Zudem ist das Werk in Konz mit seinen 900 Beschäftigten gerade vom Magazin Focus zum Top nationalen Arbeitgeber gekürt worden.

 Die Volvo-Geschäftsführer Matthias Keller (links) und Christian Krauskopf präsentieren den neuesten Bagger aus Konz. Der EC250E ist die größte in Konz hergestellte Baumaschine. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Die Volvo-Geschäftsführer Matthias Keller (links) und Christian Krauskopf präsentieren den neuesten Bagger aus Konz. Der EC250E ist die größte in Konz hergestellte Baumaschine. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Konz. Mit dem neuen Bagger EC250E leitet der Konzer Baumaschinenhersteller Volvo die E-Serie bei seinen Produkten ein. "Der neue Bagger erfüllt die neue strenge EU-Abgasnorm", erklärt Volvo-Geschäftsführer Matthias Keller bei der Vorstellung des Modells. Für den Baumaschinenhersteller ist die Einführung ein wichtiger Schritt. "Der neue Bagger soll uns helfen, weiter den Umsatz zu steigern", sagt Matthias Keller. Rund 900 Mitarbeiter sind in Konz beschäftigt. Sie können jährlich bis zu 6000 Maschinen produzieren.
In der Saar-Mosel-Stadt stellt Volvo kompakte Radlader und Mobilbagger her, vor allem für den europäischen und nordamerikanischen Markt. Die wichtigsten Märkte sind Deutschland, Frankreich und Russland. Deswegen verfolgt der Volvo-Chef die politische Entwicklung mit großem Interesse. Der 25 Tonnen schwere Bagger macht nur den Anfang für die mit neuester Technik ausgestattete E-Serie - die übrigen Modelle, Mobilbagger und Radlager, folgen nach und nach.
Mindestens 8000 Teststunden sind in den Volvo-Werkstätten notwendig, um ein neues Modell zu testen, bevor es auf den Markt kommt. Dabei fließen viele Ergebnisse ein, die im Forschungszentrum in Konz entwickelt werden. Zum Beispiel arbeiten die Mitarbeiter in der Abteilung derzeit an einem autonomen Bagger, der also vollständig ohne Fahrer arbeiten kann. Auf dem Testgelände zeigt Volvo die ersten Erfolge: Ein 18-Tonnen-Bagger erkennt selbstständig einen zu beladenden LKW und einen Geröllhaufen. Automatisch beginnt er nun den LKW zu beladen. Doch der autonome Bagger in Serienreife ist ein sehr langfristiges Ziel, Zukunftsmusik.
Timo Zenner, Entwicklungsleiter Mobilbagger, erklärt den Nutzen: "Der Entwicklungsprozess ist als eine Art Autobahn zu verstehen, von der es im Optimalfall immer wieder Ausfahrten in Form von nützlichen Assistentensystemen geben wird, die den Alltag des Baumaschinenfahrers erleichtern." Bei der Entwicklung der neuen Modelle arbeiten die rund 80 Mitarbeiter in Konz mit Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten zusammen. In einem Bereich wird versucht, die Energieeffizienz der Baumaschinen zu verbessern.
Arbeiten im 41-Minuten-Takt


In Zusammenarbeit mit der Uni Kaiserslautern beschäftigt sich ein anderes Konzept mit kraftstoffeffizienten Maschinenkonzepten. Mittel- und langfristig denkt Volvo sogar an Bagger, die mit Brennstoffzellen betrieben werden. Ein anderes Projekt versucht die komplizierte Hydraulik zu optimieren. Auch diese Erkenntnisse fließen in die aktuelle Produktion ein.
In Konz werden Radlader und Mobilbagger in zwei Linien im Ein-Schicht-Betrieb gefertigt.
Bis zu maximal 16 Radlader und 18 Bagger können die Teams an einem Tag produzieren. Ein Team arbeitet genau 41 Minuten an einem Bagger (Radlader 37 Minuten), um die ihm vorgegebenen Arbeiten zu erledigen. Die Teile für die Baumaschinen kommen zu 80 bis 90 Prozent aus Europa, zu etwa zehn Prozent aus Asien.
Im vorgeschriebenen Zeittakt wird die Baumaschine dann weitergeschoben. So werden alle Elemente für den Unterbau und den Oberbau installiert, bevor es zur Baggerhochzeit kommt, wo beide Teile zusammengeführt werden. Maximal können sie im Werk in Konz so 6000 Baggerhochzeiten im Jahr feiern.
Die Mitarbeiter in den Teams müssen dabei bis zu 1000 unterschiedliche Arbeitsschritte beherrschen. "Um die Taktfrequenz halten zu können, ist es unbedingt notwendig, dass die Modelle sich auf dem Band abwechseln", erklärt Produktionsleiter Jürgen Oswald. Die Variation ermöglicht, unterschiedliche Intensitäten an einigen Stationen aufzufangen. Wichtiges Ziel ist es, dass das Montageband nicht ins Stocken gerät. Die Arbeit ist bei Volvo in Teams mit hoher Eigenverantwortung organisiert. "Qualität, Sicherheit, Umweltschutz sind die Leitsätze, die wir in den Mittelpunkt stellen", erklärt Oswald. Und das gesamte Werk hat sich für dieses Jahr ein Ziel vorgegeben: "Ärmel hoch, Kosten runter."Extra

Volvo blickt in Konz auf eine lange Tradition zurück: 1897 gründete Hubert Zettelmeyer unter seinem Namen das Unternehmen. 1910 wurden die ersten Dampfwalzen produziert. 1952 wurde der erste Zettelmeyer-Radlader gefertigt. 1973 entwickelte das Unternehmen den ersten Radlader mit hydrostatischem Fahrantrieb, den sogenannten ZL 500. 1981 zog das Unternehmen an seinen heutigen Standort nach Konz-Könen. 1998 gehört das Unternehmen zu Volvo, die ersten Volvo-Mobilbagger und kompakten Radlader laufen in Konz vom Band. 2005 wird der erste Volvo Raupenbagger gefertigt. Eine neue 3000 Quadratmeter große Halle für Qualitätskontrolle wird eingeweiht. 2006 wird das Customer-Support-Gebäude eingeweiht, das Betriebsgelände wird auf 157 000 Quadratmeter erweitert. 2007 läuft in Konz der 22 000. kompakte Radlader vom Band. Das 1900 Quadratmeter große Prototypen/Testzentrum wird eingeweiht und die Produktionslinien von Mobil- und Raupenbaggern wird zusammengelegt. 2008 läuft der 10 000. Volvo-Bagger vom Band. 2010 wird das Unternehmen in Volvo Construction Equipment Germany GmbH umfirmiert. hw

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