"Wie Olympia in Klein"

Üdersdorf/Pronsfeld · Es ist eine Premiere: Die sechs besten Gesellen des deutschen Maler- und Lackiererhandwerks der vergangenen zwei Jahre schließen sich zu einem Nationalteam zusammen. Mit dabei: zwei Vertreterinnen aus der Eifel.

 Roland Brecheis, Vizepräsident des Bundesverbands Farbe, mit dem Maler Nationalteam (von links): Markus Müller, Kim Bill, Ferdinand Weipert, Astrid Kill, Martin Schmitt, Angela Hertz-Eichenrode sowie Nationalcoach Matthias List. Foto: Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz

Roland Brecheis, Vizepräsident des Bundesverbands Farbe, mit dem Maler Nationalteam (von links): Markus Müller, Kim Bill, Ferdinand Weipert, Astrid Kill, Martin Schmitt, Angela Hertz-Eichenrode sowie Nationalcoach Matthias List. Foto: Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz

Üdersdorf/Pronsfeld. Kim Bill aus Üdersdorf im Vulkaneifelkreis und Astrid Kill aus Pronsfeld im Eifelkreis Bitburg-Prüm vertreten die Region Trier im Team. Bei einem Wettbewerb im Mai entscheidet sich, wer von der Mannschaft bei der europäischen Berufsmeisterschaft in Frankreich antreten wird.2012 fängt alles an

Kim Bill weiß schon gar nicht mehr so genau, bei wie vielen Prüfungen und Wettbewerben sie in den vergangenen zwei Jahren ihr Können unter Beweis gestellt hat. Begonnen hatte der Marathon im Jahr 2012, als sie ihre Ausbildung zur Malerin und Lackiererin als eine der Besten abschloss. Genauso wie die 21-jährige Astrid Kill aus Pronsfeld ein Jahr später. Beide bewiesen dann auf Kammer- und Landesebene, wie gut sie in ihrem Beruf sind. Und schließlich setzten sie sich auch auf Bundesebene durch.Nun gehören sie zu den je drei besten Malern und Lackierern der Abschlussjahre 2012 und 2013 in ganz Deutschland. Insgesamt sechs Junghandwerker bilden das Maler Nationalteam, das der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz (BV Farbe) zum ersten Mal aufgestellt hat. Neben den beiden Rheinland-Pfälzerinnen gehören noch eine Südbadenerin, ein Sachse und zwei Bayern zum Team.Einer ihrer nächsten Auftritte sind die "Painting Skills Legacy" in Amsterdam, ein Workshop, bei dem die neuesten Entwicklungen in der Maltechnik präsentiert werden. Dort werden die sechs zudem auf ausgezeichnete Auszubildende anderer europäischer Länder treffen.Davor steht allerdings noch ein sehr wichtiger Termin auf dem Programm: Bei einem Auswahlwettbewerb am 10. Mai in Hamburg entscheidet sich, wer im Oktober für die deutschen Maler und Lackierer bei der europäischen Berufsmeisterschaft im nordfranzösischen Lille, den sogenannten Euroskills, antreten wird (siehe Extra).Das bedeutet auch: Aus Teammitgliedern werden Konkurrenten. Um sie auf diese schwierige Situation vorzubereiten, sind die jungen Maler und Lackierer im März zu einem mehrtägigen Training nach Stühlingen in Baden-Württemburg gereist. Dorthin hatte sie die gemeinnützige Sto-Stiftung eingeladen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Menschen in ihrer handwerklichen und akademischen Ausbildung zu fördern. Vorbereitung aufs Rampenlicht

In Stühlingen wurden sie auf ihre Zeit im Rampenlicht vorbereitet. Denn die Herausforderung bei Wettbewerben wie den Euro-skills ist nicht nur, unter Zeitdruck eine Aufgabe bestmöglich umzusetzen, sondern dabei auch noch von Tausenden Zuschauern beobachtet zu werden.Niklas Maas kennt das Gefühl. Der 23-Jährige, der heute im elterlichen Betrieb in Schalkenmehren (Landkreis Vulkaneifel) arbeitet, trat 2012 bei den Euro-skills in Belgien an. In Stühlingen war er dabei, um den Teammitgliedern von seinen Erfahrungen zu berichten - damit sie wissen, was sie erwartet, und um ihnen so ein wenig die Angst zu nehmen. Mehr als 40 000 Zuschauer waren damals zur Rennstrecke in Spa gekommen, um die Nachwuchshandwerker anzufeuern. Das habe ihn schon etwas überrumpelt, erinnert sich Niklas Maas. Insgesamt aber sei es genial gewesen, eine tolle Atmosphäre und eine gute Gelegenheit, Berufskollegen aus anderen Nationen kennenzulernen: "Wie Olympia in Klein." Eine Woche vorher bekam er die Wettbewerbsaufgaben, um sich vorzubereiten. Eine Wand konnte er frei gestalten: Er präsentierte eine komplexe Grafik in Schwarz-Weiß mit Streifen, Kreisen, Schattenelementen und Silberverfeinerungen. Er belegte damals den vierten von neun Plätzen.Auch Niklas Maas hat in Üdersdorf seine Ausbildung gemacht: Im Betrieb von Kim Bills Eltern, wo auch sie selbst gelernt hat und heute arbeitet. Beide machten im vergangenen Jahr ihren Meister. Kim Bills Bruder, ihre Eltern, ihr Opa sind alle Maler und Lackierer. Dieser Beruf hat in der Familie Tradition. Der 23-Jährigen gefällt vor allem die Vielfalt ihres Handwerks. "Man streicht schließlich nicht nur Wände weiß", sagt Bill. Auch Astrid Kill schwärmt von der ständigen Abwechslung. Streichen, Tapezieren, Spachtel-, Bronze- und Glättetechniken, Marmorierungen, Applikationen, Muster, Illusionsmalerei - die Aufzählung der beiden jungen Frauen nimmt schier kein Ende.Dass die zwei so überzeugt sind von ihrem Beruf, qualifiziert sie einmal mehr für das Nationalteam: Die Mannschaft ist zugleich als Botschafter unterwegs, um den in Zeiten des demografischen Wandels immer stärker umkämpften Nachwuchs von ihrem Handwerk zu überzeugen.farbe-rlp.deExtra

Die europäische Berufsmeisterschaft wird vom 2. bis zum 4. Oktober in der nordfranzösischen Stadt Lille ausgetragen. Mehr als 500 Teilnehmer zwischen 17 und 25 Jahren aus 27 europäischen Ländern treten in 50 Berufen an. Es gibt drei unterschiedliche Wettbewerbsformate: Bei den Individual Competitions (IC) arbeiten die Kandidaten allein an einer Gesamtaufgabe oder an einzelnen Modulen. Hier stellen auch die Maler ihre Fähigkeiten unter Beweis. Beim Format "One Trade Team Competition" (OTC) arbeitet ein Team aus Teilnehmern eines Beruf zusammen an der Aufgabe. Bei der Variante "Multi Trade Team Competition" (MTC) realisiert ein Team aus Teilnehmern unterschiedlicher Berufe ein Projekt. Die Euroskills finden alle zwei Jahre statt. 2016 werden sie im schwedischen Göteborg ausgetragen. arn euroskills2014.org Extra

Die Ausbildung zum Maler und Lackierer in der Fachrichtung Gestaltung und Instandhaltung dauert drei Jahre. Die Vergütung beträgt laut Handwerkskammer Trier (HWK) ab August 2014 im ersten Lehrjahr 505 Euro, im zweiten 555 Euro und im dritten Lehrjahr 690 Euro. Formal ist kein Schulabschluss erforderlich, ein ordentlicher Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife wird aber von den Betrieben in der Regel erwartet. Im Bezirk der Handwerkskammer Trier gibt es 161 Ausbildungsbetriebe: 23 in der Stadt Trier, 38 im Landkreis Trier-Saarburg, 40 im Landkreis Bernkastel-Wittlich, 20 im Vulkaneifelkreis Daun und 40 im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Für das laufende Jahr 2014 sind 46 Ausbildungsplätze gemeldet. arn hwk-trier.de berufenet.arbeitsagentur.de

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