Gift sitzt fest im Kanalnetz

Wittlich/Binsfeld · Weil im Binsfelder Fischteich "Märchen" giftige Löschmittelrückstände nachgewiesen wurden, sind dem örtlichen Angelsportverein als Pächter und der Ortsgemeinde (Landkreis Bernkastel-Wittlich) als Eigentümerin große Verluste entstanden. Erheblichen Schaden melden aber auch die Verbandsgemeindewerke Wittlich-Land.

Wittlich/Binsfeld. Perfluorierte Tenside (PFT) heißen die Chemikalien, die das Idyll am Binsfelder "Märchen" ins Wanken gebracht haben. Bis 2007 war die Substanz in größerer Konzentration in Feuerlöschschäumen enthalten. Der Binsfelder See liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Airbase Spangdahlem. Dort hatte die Flugplatzfeuerwehr über Jahre hinweg und in Sichtweite des Gewässers mit diesen Löschmitteln geübt.

PFT gelangte dabei regelmäßig ins Erdreich. Es wurde mit dem Sickerwasser vom höher gelegenen Flugplatzgelände (Gefälle) in Richtung Binsfeld und den See getragen.Antrag auf Schadensersatz


Bei einer Routinekontrolle in ihrer Kläranlage Kailbachtal hatten die Verbandsgemeindewerke (VG-Werke) Wittlich-Land die Substanz im vergangenen Jahr entdeckt und ihren Weg durch das Abwassersystem bis zum Binsfelder Fischteich verfolgt. Der verfügt über keinen direkten Abfluss, sondern sein Wasser versickert imUntergrund, von wo es in die Kanalisation gelangt. Gehalten wird der Wasserspiegel durch das unterirdisch vom Flugplatz nachsickernde Oberflächenwasser.

Mit diesem Wasser haben heute die Ortsgemeinde, der Angelsportverein und die VG-Werke ihr (PFT-)Problem. Dazu Werkleiterin Annegret Heinz auf Anfrage: "Seit Anfang 2013 wurde der Klärschlamm in unserer Anlage Kailbachtal zwölfmal untersucht, zuletzt am 5. Juni 2014." Seit der ersten, 2013 festgestellten Überschreitung der PFT-Grenzwerte haben wir den Klärschlamm dreimal spezialentsorgt - also nicht auf landwirtschaftliche Flächen aufgetragen."

Nach jeder Entsorgung hätten die PFT-Konzentrationen dann wieder über dem Grenzwert gelegen. Daher sei davon auszugehen, so Heinz, dass kontaminiertes Wasser weiter nachläuft.

Laut Heinz sind den VG-Werken dadurch bisher Kosten in Höhe von rund 182 800 Euro entstanden. Die Werkleiterin: "Da auch bei der jüngsten Klärschlammprobe Anfang Juni die Grenzwerte überschritten waren, muss auch diese Charge als Sondermüll entsorgt werden. Wir rechnen hierbei mit weiteren Kosten in Höhe von rund 42 000 Euro."

Gegenüber dem Bund als Eigentümer des Flugplatzgeländes sei zunächst ein Antrag auf Schadensersatz für die bereits entstandenen Kosten von 182 800 Euro gestellt worden. Der Antrag werde derzeit bei der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienbesitz geprüft. Eine Zahlung sei noch nicht eingegangen.

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