13700 Tiere überqueren Wildbrücke auf A1 bei Salmrohr

Wittlich · Die Grünbrücke bei Salmrohr wird genutzt. Beliebt ist sie vor allem bei Rehen. Es gibt auch Überraschungen.

Über die Grünbrücke bei Salmrohr haben in dem Zeitraum von 2009 bis 2013 rund 13?700 Tiere die A1 überquert. Das hat eine Analyse des Landesbetriebs Mobilität (LBM) der Aufnahmen der an der Brücke angebrachten Wildkamera ergeben. Die Brücke wurde 2008 fertiggestellt, ist etwa 30 Meter breit und hat 2,2 Millionen Euro gekostet. Die Analyse der Aufnahmen dauere lang und sei sehr aufwendig, deswegen seien erst die Daten bis 2013 ausgewertet, erklärt eine Sprecherin des LBM.

Nach den Angaben der Behörde seien unter den Tieren, die die Brücke überquerten, unter anderem etwa 5400 Rehe, 4800 Wildschweine sowie fast 1900 Füchse. Die Rehe machten mit 90 Prozent den größten Anteil aus. Außerdem hätten zwei Iltisse, zehn Hauskatzen und 116 Wildkatzen die Brücke in den Jahren von 2009 bis 2013 bei Salmrohr genutzt, um über die Straße zu kommen. Dabei sei jedoch zu beachten, dass es Tiere gebe, die mehrmals am Tag die Brücke überquerten sowie Tiere, die zu klein für den Bewegungsmelder der Wildkamera seien. Darunter fielen Arten, die viel kleiner seien als Rehe, beispielsweise Füchse und Hasen. Sie könnten nicht immer zuverlässig gezählt werden. Auch die Jahreszeit spiele eine Rolle, wann welche Tiere die Brücke überquerten. So seien es beispielsweise im Herbst vor allem Rehe, Füchse und Wildschweine, im Frühjahr Hasen und im Sommer Dachse. Damit die Tiere auch die Brücke nutzen, sei auf der A1 von der Bahnbrücke bis nach Wittlich/Flußbach auf etwa 27 Kilometern ein Zaun gebaut worden. Der solle die Tiere zur Brücke geleiten.

Für den Bau der Brücke hatten sich vor etwa sechs Jahren Umweltschützer stark gemacht. Bereits im ersten Monat nach Fertigstellung der Brücke konnten, laut damaliger Aussage des LBM, 275 Tier gezählt werden, die über die Brücke liefen. Die Autobahnpolizei in Schweich stellte fest, dass es weniger Unfälle gab. Auch in den vergangenen Jahren verzeichnete die Polizei nur wenige Wildunfälle im Bereich der Brücke. Die Polizei dokumentiert einen Kilometer vor und hinter der Brücke in den letzen fünf Jahren nur etwa zehn Wildunfälle.

Die Grünbrücken bei Salmrohr und Greimerath entlang der A1 seien nicht die einzige Maßnahme, die im Bereich um Wittlich dem Tierschutz entlang viel befahrene Straßen diene. Des Weiteren gebe es an der Bundesstraße 50, auf der Strecke von Wittlich bis Platten eine Grünbrücke. Auf der gesamten Strecke von Wittlich bis Longkamp gebe es sechs Grünbrücken und zusätzlich fünf Grünunterführungen. Die Baukosten für die zwölf Bauwerke entlang der B?50 beziffert der LBM mit 22,5 Millionen Euro.

Auch entlang der A60 gebe es Bauwerke, die dabei helfen sollen, Tiere von den Straßen fernzuhalten und sie sicher zur Wildbrücke geleiten sollen. Dort gebe es zwar keine Grünbrücken, aber sogenannte Wildzäune, unter anderem vom Autobahnkreuz Wittlich bis zum Bauwerk Bergweiler. Der Zaun verlaufe dort auf beiden Seiten jeweils rund zwölf Kilometer an der Straße entlang. Auch an der B50 vom Autobahnkreuz Wittlich bis nach Platten ist beidseitig auf neun Kilometer ein Zaun gebaut.

Laut LBM sind die Baukosten für den Meter unterschiedlich. Das hänge vor allem davon ab, wie aufwendig gebaut der Zaun sein müsse. Je nachdem könne der Meter Zaun im günstigsten Fall bei 24 Euro liegen, oder aber im teuersten Fall bei 140 Euro. Besonders aufwendig seien Zäune, die Wildkatzen davon abhalten sollten auf die Straße zu gelangen. Diese aufwendigen Zäune gebe es vor allem entlang der A60, sie haben beispielsweise zusätzlich einen Schutz, der es den Tieren unmöglich mache, sich unter den Zäunen durchzugraben oder darüber zu springen.
Extra
WILDBRÜCKEN IN DEUTSCHLAND

Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Automobil Clubs (ADAC) gibt es Deutschland derzeit etwa 70 Grünbrücken über Autobahnen und Bundesstraßen. Die Anzahl der Brücken sei dabei steigend.
Naturschutzverbände sehen einen weiteren Bedarf an solchen Brücken. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes stirbt ein Großteil der jährlich sterbenden 200?000 Rehe an einen Zusammenstoß mit einem Auto.

Mehr Brücken bitte!

von Sebastian Grauer

Zwei Grünbrücken gibt es auf der A1 in der Region um Wittlich, nämlich bei Greimerath und Salmrohr. Dazu kommen weitere, die über die B50 führen. Außerdem gibt es Wildzäune entlang der A60 und der A1. Gekostet hat das alles mehr als 20 Millionen Euro Steuergeld. Und das ist richtig investiert. Grünbrücken und Wildzäune sind sinnvoll. Bitte mehr davon! Auf den ersten Blick könnte man denken, wir in Deutschland haben einen rennen. Wir zahlen zig Millionen, um Bambie und Bunny über die Straße zu begleiten. Doch wenn Rehe, Wildschweine und Co. nicht mehr über die Autobahn laufen, ist das nicht nur gut für sie selbst, sondern auch für die Autofahrer. Denn wem einmal ein Wildschwein gegen das fahrende Fahrzeug gelaufen ist, der weiß, dass das gefährlich enden kann. Deswegen schützen die Brücken und Zäune nicht nur Tier, sondern auch Menschenleben. Dafür dürfen meine gezahlten Steuern gerne verwendet werden. Das ist keine Geldverschwendung. Baut mehr davon!
s.grauer@volksfreund.de

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