Wittlich. Dass Geschäftsleute sich zu einer Demonstration entschließen, ist ein Sonderfall: 2005 war es in Wittlich so weit.Um den Stadtrat zu einer Aufhebung des Fußgängerzonen-Status der Neustraße zu bewegen, wurde protestiert.

Jeder Stadtrat musste an den Transparenten vorbei. "Öffnung" stand in hoffnungsvollem Grün darauf. Und zwar "Öffnung der Neustraße von der Oberstadt in Richtung Marktplatz." Auf Schildern stand: "Wie viele Einzelhandelsgeschäfte haben Sie schon auf dem Gewissen?"

Das ließ den Rat unbeeindruckt, dem die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer offenbar wichtig war. Die Straße blieb geschlossen. Weil aber der Stadtrat entscheidet, was in Wittlich geschieht, und die Protestler denselben umstimmen wollte, folgte 2008 eine Unterschriftenaktion - wieder initiiert von Geschäftsleuten.

1400 Menschen sagen damals Ja zu einer Öffnung der Straße für den Verkehr. Anschließend einigte sich die Stadtratsmehrheit auf eine Befahrbarkeit, und zwar wochentags im Schritttempo in Richtung Marktplatz. Gleichzeitig wurden Investorenprojekte in der Neustraße aktuell, mittlerweile sogar eine von der Neustraße aus befahrbare Tiefgarage.

Thema Neustraße kehrt in Stadtrat zurück

Jetzt kehrt das Thema Neustraße erneut in den Stadtrat zurück - diesmal als Statistik.

Die Stadtverwaltung hat in drei Phasen die Fahrzeuge, die täglich montags bis samstags Richtung Marktplatz rollen, gezählt: Von Februar bis Mai waren es 412 im Tagesdurchschnitt, von Mai bis Juni 339 und von August bis September 439.

Allerdings kann nicht gesagt werden, wie viele Autos fuhren: Mitgezählt wurden Fahrräder, Mofas, Motorräder. Auch sonntags, wenn ein Sperrpfosten die Straße unterhalb der Sparkasse für Autos blockiert und ein Befahren nur vom Markt aus möglich ist, wurde gezählt.

Im Schnitt waren es dann 84 Fahrzeuge, vermutlich 90 Prozent Zweiräder. Generell fahren alle zu schnell, auch das ist eine Erkenntnis der Statistik, denn vorgegeben ist Schrittgeschwindigkeit. Das sind sieben Stundenkilometer.

Daran halten sich zwischen 16,5 und 20,5 Prozent. Die meisten fahren bis 20 Stundenkilometer (65,4 bis 70 Prozent). Entschieden zu schnell mit 30 bis 40 Stundenkilometern sind die wenigsten unterwegs: 1,2 bis zwei Prozent.

In der Vorlage für den Stadtrat wird übrigens mitgeteilt, dass die Straße demnächst wieder zeitweise für den regulären Verkehr gesperrt werden muss: wenn die Abrissarbeiten für das Projekt "Neue Altstadt" inklusive Tiefgaragenbau beginnen.

Schon jetzt gelten solche Sperrungen etwa an der Säubrennerkirmes oder aktuell am Wochenende wegen des Weihnachtsmarktes.

Der Stadtrat tagt am Dienstag, 15. Dezember, ab 17.30 Uhr in der ehemaligen Synagoge in Wittlich.